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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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erforderlichen Kenntnisse besaß, um einen menschlichen Körper in der Weise zu foltern, wie es bei ihrer Mutter geschehen war …
       Corine Magnan wusste dies alles bestimmt auch, aber es gab keinen direkten Beweis gegen Manon. Die Richterin musste diese Spur aufgeben. Sie würde das Verfahren vermutlich sogar einstellen müssen. Aber die Aussagen, die Luc unter Hypnose gemacht hatte, fachten alle Zweifel wieder an. Hatte Manon bei ihrer Nahtod-Erfahrung 1988 »etwas« gesehen? Hatte diese Erfahrung, wie bei Agostina, eine tiefgreifende Wesensveränderung herbeigeführt? Hatte sie eine Schizophrenie ausgelöst, bei der sich eine zweite – gewalttätige, grausame, rachsüchtige – Persönlichkeit von der ersten, normalen Person abspaltete?
       Ich ging in mein Büro und legte den Wust von Papieren, den ich aus meinem Fach herausgeholt hatte, auf den Schreibtisch. Auf meinem Anrufbeantworter waren mehrere Anrufe, darunter zwei von Nathalie Dumayet. Sie wollte wissen, wie die Hypnose-Sitzung am Morgen gelaufen war. Sie war unverkennbar sauer auf mich. Mein Verschwinden und die knappen Erklärungen, die ich ihr nach meiner Rückkehr gegeben hatte, hatten ihr nicht gefallen.
       Ich verließ mein Büro gleich wieder.
       Es war besser, es sofort hinter mich zu bringen.
       Ich fasste das Experiment am Morgen in wenigen Worten zusammen. Zum Schluss schlug ich ihr vor, Levain-Pahut anzurufen, falls sie ergänzende Informationen wünsche. Ich ging bereits zur Tür, als sie mir einen Tee anbot. Ich lehnte ab.
       »Machen Sie die Tür zu.«
       Sie sagte es lachend, aber in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
       »Setzen Sie sich.«
       Ich nahm auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz. Sie sah mich mit ihren durchdringenden hellen Augen an.
       »Was halten Sie persönlich von dieser ganzen Geschichte?«
       »Es ist ein Fall für die Psychiater. Wir müssen wissen, ob Luc wieder hundertprozentig gesund werden kann und …«
       »Genau das ist die Frage. Glauben Sie, dass Luc diese Erfahrung ohne Folgeschäden überstehen wird?«
       Ich machte eine vage Geste. Bei meiner Rückkehr hatte ich ihr die Ergebnisse meiner Nachforschungen nur in groben Zügen dargelegt. Die Fälle Simonis, Gedda und Rihiimäki auf ihre Gemeinsamkeiten reduziert. Ich hatte ihr von satanistischen Morden erzählt, aber nichts über die Lichtlosen und die Teufelssklaven verlauten lassen. Sie fuhr fort:
       »Ich glaube nicht an den Teufel. Noch weniger als Sie, denn ich glaube nicht einmal an Gott. Aber man kann sich vorstellen, dass eine solche Halluzination denjenigen, der sie durchlebt, tiefgreifend verändert und ihn dazu treibt, ein … eigenartiges Verbrechen zu begehen.«
       Ich antwortete nicht.
       »Ich habe nur Ihre eigenen Schlussfolgerungen ausgesprochen.«
       »Ich habe Ihnen meine Schlussfolgerungen nicht mitgeteilt.«
       »Sie haben es stillschweigend getan. Sie haben, in verschiedenen europäischen Ländern, drei Morde aufgedeckt, die auf die gleiche bizarre Weise begangen wurden. In wenigstens zwei Fällen kennen wir die Täter. Personen, die jeweils eine negative Nahtod-Erfahrung hatten. So ist es doch, oder?«
       Eine Pause. Dann fuhr sie fort:
       »Nun, Luc ist heute in dieser Situation. Er durchläuft eine … tiefgreifende Wesensveränderung.«
       »Nichts deutet darauf hin, dass er sich verändert.«
       »Ich hab den Eindruck, dass er mittendrin ist.«
       »Ihre Analyse bleibt an der Oberfläche.«
       »Haben Sie eine andere Hypothese?«
       »Es ist zu früh, darüber zu sprechen.«
       »Zu früh? Ich glaube, im Gegenteil, dass es ein wenig spät ist.
       Wir haben andere, dringende Fälle. Sie müssen sich wieder an die Arbeit machen.«
       »Sie hatten mir gesagt …«
       »Nichts. Ich habe Ihnen bereits eine Woche Urlaub gegeben. Sie sind zehn Tage lang verschwunden, und seit Ihrer Rückkehr haben Sie sich nicht wieder richtig an die Arbeit gemacht. Sie wollten den Grund für den Selbstmordversuch von Luc herausfinden. Wir wissen, wie es heute um ihn steht. Die Akte ist geschlossen.«
       Ich ging in die Offensive:
       »Geben Sie mir noch ein paar Tage. Ich …«
       »Wie geht’s Ihrer Schutzbefohlenen?«
       »Meiner Schutzbefohlenen?«
       »Manon Simonis. Der Verdächtigen Nummer eins für den Mord an ihrer Mutter.«
       »Sie kennen die Akte nicht«, sagte ich, die Muskeln anspannend. »Manon ist

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