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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Federbett war zerknautscht. Manon hatte sich innerhalb weniger Tage bei mir eingelebt und war eifrig dabei, meine Wohnung auf Hochglanz zu bringen.
       »Sie haben dort einen sehr seriösen Eindruck gemacht.«
       »Ich war mein Leben lang von Verrückten umgeben. Meine Mutter und ihre Gebete, Beltreïn und seine Maschinen … Aber ihr Polizisten seid noch schlimmer!«
       Sie warf mich absichtlich mit den Tätern in einen Topf. Ich ignorierte es. Manon wiegte sich im Sitzen, wobei sie die angewinkelten Beine mit den Händen umfasste. Im Dämmerlicht sah ich Ausschnitte ihres Gesichts, die sogleich wieder unsichtbar wurden: eine sanft geschwungene Wange, das Stirnband, der schwarze Blick. Draußen fiel stumm ein finsterer Regen.
       »Jedenfalls«, fuhr sie fort, »beweist Lucs Delirium nicht, dass ich das Gleiche erlebt habe.«
       »Das stimmt. Aber der Mord an deiner Mutter bringt uns immer wieder zu dieser negativen Erfahrung zurück. Der Mörder hat möglicherweise unter dem Einfluss eines traumatischen psychischen Erlebnisses dieser Art gehandelt und …«
       »Ich?«
       Ich antwortete nicht. Mit dem Fuß schob ich einen Karton von der Wand weg, platzierte ihn vor Manon und setzte mich darauf.
       »Die Untersuchungsrichterin wird alle Möglichkeiten in Betracht ziehen«, fuhr ich in beruhigendem Tonfall fort. »Sie scheint empfänglich für diese Art von …«
       »Ihr seid alle bescheuert.«
       »Sie hat nichts in der Hand, verstehst du? Nicht das geringste Indiz, nicht das geringste Motiv …«
       »Da bleibt euch also nur die kleine Waise.«
       »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Magnan hat dich bereits verhört. Sarrazin hat ein Vernehmungsprotokoll angefertigt. Alle sind von deiner Aufrichtigkeit überzeugt.«
       Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Ein schnurgerader Mittelscheitel teilte ihr glattes Haar in zwei symmetrische Hälften.
       »Und Luc, warum macht er das alles?«
       »Er will seine Ermittlungen konsequent zu Ende führen. Er ist überzeugt, dass der Mord an deiner Mutter mit den Lichtlosen zusammenhängt.«
       »Und er glaubt, dass ich der gleichen Bande von Schwachköpfen angehöre. Er glaubt, dass ich sie ermordet habe.«
       Das war keine Frage. Sie fügte hinzu:
       »Um alle zu überzeugen, müsste ich mich doch der gleichen Prozedur unterziehen, oder? Unter Hypnose meine Erinnerungen ausgraben?«
       »Es ist zu früh, so etwas in Betracht zu ziehen.«
       Eine Sekunde später begriff ich, dass Manon mir eine Falle gestellt hatte. Sie wollte nur herausfinden, ob ich bereits an diese Möglichkeit gedacht hatte oder mich der Gedanke empören würde. Ich war ihr auf den Leim gegangen, als ich die Möglichkeit nicht entschieden zurückgewiesen hatte.
       »Schert euch zum Teufel«, stammelte sie. »Ich werde bei eurem Wahnsinn niemals mitmachen.«
       Sie ließ sich nach hinten aufs Bett fallen und bedeckte dann ihr Gesicht mit einem Kopfkissen. Bei dieser Bewegung war ihr Pullover hochgerutscht, sodass ihr Nabel zum Vorschein kam. Ich erschauerte. Ungeachtet der Spannung, die plötzlich zwischen uns herrschte, versetzte mich der Anblick in heftige Wallung. Aber das stand zwischen uns nicht mehr zur Debatte. Ich war zu einem Feind geworden.
       Unvermittelt richtete sie sich wieder auf und warf das Kopfkissen zur Seite. Ihre Augen standen voller Tränen:
       »SCHER DICH ZUM TEUFEL!«
        
    Unterwegs zur Kripozentrale.
       In meinem Mietwagen sammelte ich mich. Seit meiner Rückkehr nach Paris hatte ich versucht, Genaueres über ihr Studium und ihr fehlendes Alibi für die Tatzeit herauszufinden. Zamorski hatte die Wahrheit gesagt. Für den Zeitraum, in dem die Tat höchstwahrscheinlich begangen worden war, hatte sie kein Alibi. Ich hatte den Schweizer Polizisten, der sie vor ihrer Vernehmung durch Magnan verhört hatte, telefonisch befragt. Manon war am 29. Juni, zwei Tage nach dem Fund des Leichnams, in ihrer Wohnung angetroffen worden. Sie konnte keine genauen Angaben darüber machen, wie sie die letzten Tage verbracht hatte.
       Auch was ihr Studium anlangte, hatte der Pole recht. Per Fax wurde mir ihr vollständiges Studienbuch übermittelt. Ein Magister in »Biologie, Evolutionstheorie und Artenschutz«, sowie drei ergänzende Studienbescheinigungen in Toxikologie, Botanik und Entomologie. Außerdem hatte sie einen Abschluss in Pharmakologie. Das bewies nichts, außer, dass Manon die

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