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Das Herz der Hoelle

Titel: Das Herz der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
       »Dieses Lied heißt ›Wunderbar sind deine Werke‹. Der Auszug beginnt mit: › Jeder Mensch ist eine Geschichte des Heils/der Mensch ist das Ebenbild Gottes … ‹«
       Diese Worte hatten es in sich, in dieser Kapelle, in der sich lauter ungläubige Polizisten ohne Illusionen versammelt hatten. Trotzdem stimmte der Saal im Chor in das Lied ein, wenn auch zögernd und mit verhaltener Stimme …
       »Darf ich auf deinem Schoß sitzen?«
       Amandine, unter deren schokoladenbrauner Mütze zwei blonde Zöpfe hervorlugten, hielt mir ihr Blatt hin:
       »Ich kann nicht lesen.«
       Ich hob sie auf meinen Schoß und stimmte an: » jeder Mensch ist eine Geschi … « Ich atmete den Duft ihrer sauberen Kleidung und die kindliche Wärme ein. Meine Gedanken verloren sich auf vagen, verschwommenen Pfaden, auf denen Mathieu Durey, Polizist aus Leidenschaft, fünfunddreißig Jahre, unverheiratet, keine Kinder, auf das Nichts zusteuerte.
       Dreißig Minuten und das unpassende Läuten von Handys. Später setzte der Priester, der nicht die geringste Ahnung hatte, zu einer ausufernden Predigt über das Abendmahl an. Ich fürchtete das Schlimmste: Würde er dieser Bande von Gottlosen die Kommunion anbieten? Kurzer Blick zu Doudou – er rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und warf glühende Blicke zur Tür. Ganz offensichtlich hatte er es eiliger als die anderen.
       Ich stand auf, setzte Amandine auf meinen Stuhl und flüsterte Laure zu:
       »Ich warte draußen auf dich.«

KAPITEL 21
    Auf der Avenue de la Porte-de-Vincennes entdeckte ich das Motorrad Doudous.
       Ein Sammlerstück – eine Yamaha mit 500 ccm, Moto-Cross-Ausführung. Ich ging zu der Maschine und zog mein Handy heraus.
       Ich wählte die Nummer der Zeitansage und klemmte das Gerät dann zwischen den Motorradsitz und das erhöhte Schutzblech.
       Ich wartete gute fünf Minuten, ehe die Menge aus der unterirdischen Kapelle herauskam. Ich setzte eine dem Anlass entsprechende Miene auf und kehrte zur Truppe zurück, wobei ich nach Laure Ausschau hielt. Sie wurde förmlich überhäuft mit Grüßen und wohlwollenden Gesten. Ich mischte mich unter die Schwarzmäntel und flüsterte ihr ins Ohr:
       »Ich ruf dich gleich an.«
       Schon ging ich wieder zurück, wobei ich im Vorübergehen Foucault an seiner Jacke zupfte:
       »Kannst du mir dein Handy borgen?«
       Ohne Fragen zu stellen, reichte er es mir. Doudou, der mittlerweile bei seinem Motorrad stand, zog seinen Sturzhelm über.
       »Danke. Ich gebe es dir heute Mittag in der Firma wieder.«
       »Erst am Mittag? Aber …«
       »Tut mir leid. Ich hab meines vergessen.«
       Ohne seine Antwort abzuwarten, lief ich zu meinem Audi A3, den ich fünfzig Meter von hier, in einer Seitenstraße, abgestellt hatte. Ich drehte den Zündschlüssel um, während Doudou mit dem Absatz den Kickstarter durchdrückte. Während ich den ersten Gang einlegte, wählte ich eine Nummer, die ich auswendig kannte.
       »Durey, Mordkommission. Wer hat Bereitschaftsdienst?«
       »Estreda.«
       Glücklicher Zufall: einer der Techniker, die ich am besten kannte.
       »Geben Sie ihn mir.«
       Doudou war soeben im Verkehrsgewühl verschwunden. Ich scherte aus und bremste, bevor ich mich in den Verkehr einfädelte. Ich hörte den Akzent von Estreda:
       »Durey.«
       »Wie geht’s?«
       »Mein Handy wurde mir geklaut.«
       »Na, Glückwunsch.«
       »Kannst du es für mich orten?«
       »Wenn dein Typ telefoniert, geht das problemlos.«
       Seit Kurzem war es möglich, anhand der Funksignale eines Handys seinen Standort zu ermitteln, sofern es eingeschaltet war. Das Prinzip war einfach. Man identifizierte die Funkzelle, mit der sich das Telefon verband. In den Städten gab es immer mehrere dieser Zellen, und ihre Reichweite beschränkte sich auf zwei- bis dreihundert Meter.
       Diese Technik war von privaten Speditionsfirmen eingeführt worden, die damit die Bewegung ihrer LKWs verfolgten. Die französische Polizei besaß kein eigenes System und wandte sich an Firmen, die gegen Bezahlung den Zugriff auf ihren Server erlaubten.
       »Du hast Glück«, sagte Estreda, »dein Typ telefoniert.«
       Ich klemmte das Handy unter mein Kinn und schaltete in den ersten Gang:
       »Ich höre.«
       »Hast du einen Computer?«
       »Nein. Ich sitze im Auto. Du lotst

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