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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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das Sayd in seiner Vision gesehen hatte. Dabei hatten wir feststellen müssen, dass der Name in diesem Land sehr weit verbreitet war, sodass wir in einigen Städten oder Dörfern gleich drei oder vier seiner Trägerinnen fanden. Doch keine von ihnen hatte die Ausstrahlung, die Sayd an der Auserwählten gesehen haben wollte. Und so zogen wir weiter bis ins Lothringische, das Grenzgebiet zwischen Burgunderland und den Anhängern des Dauphin.
    Erschöpft und staubbedeckt näherten wir uns der Herberge, die uns unterwegs empfohlen worden war.
    »In diesem Schuppen werden wir mit dem Dolch unter dem Kissen schlafen müssen«, merkte David an, als wir den schmalen Weg hinaufritten. Und wirklich wirkte das Haus alles andere als vertrauenerweckend – ein verblichenes Schild mit der Aufschrift »Le coq noir«, der Schwarze Hahn , klapperte im Wind, die Fensterläden hätten dringend einen Anstrich nötig gehabt. Rings im Unterholz raschelte es, als würden dort Räuber lauern, doch abgesehen davon, dass wir eine recht magere Beute abgaben, waren es nur Rehe, deren Herzschlag ich vernahm, wenn ich genauer hinhörte.
    »Immerhin scheint dieser Schuppen, wie du ihn nennst, Kundschaft zu haben«, entgegnete Sayd. »Ich kann Pferde hören.«
    »Ziemlich schwer geschirrte Pferde«, setzte ich hinzu, denn das Klirren würden sogar Sterbliche vernehmen können. »Vielleicht sind es Söldner.«
    In Sayds Augen blitzte Kampfeslust auf. »Meinetwegen, dann bekäme ich endlich mal wieder Gelegenheit zum Üben.«
    »Als ob du die nicht schon vor ein paar Tagen gehabt hättest!«, spottete David.
    »Man kann den Umgang mit der Klinge immer noch ein bisschen verfeinern«, entgegnete Sayd unbeirrt, und ich fragte mich wirklich, was er da noch verfeinern wollte. Mit seinen Dolchen würde er sogar Armbrustbolzen abwehren können, so schnell führte er sie.
    Auf dem Platz vor der Herberge standen tatsächlich vier Pferde. Dass sie Männern gehörten, die das Kriegshandwerk ausübten, war nicht zu übersehen.
    »Was meinst du, sind das Burgunder«, fragte ich Sayd, der skeptisch seine Augen zusammenkniff.
    »Ich glaube nicht«, entgegnete er. »Allerdings könnten die Pferde von Soldaten des Dauphin gestohlen worden sein.«
    »Soldaten des Dauphin? Hier?«, wunderte sich David.
    »Wir sollten reingehen und uns die Männer anschauen.« Mit diesen Worten stieg Sayd aus dem Sattel und leinte das Pferd neben der Tränke an. Die anderen Tiere hoben kurz die Köpfe, beachteten uns aber nicht weiter. Ich nahm die Sättel in Augenschein. Der Schweiß, der sich darunter gebildet hatte, ließ darauf schließen, dass die Männer erst vor Kurzem hier angekommen waren – und die Tiere ziemlich gehetzt hatten.
    »Wahrscheinlich hatten es die Besitzer der Pferde eilig«, merkte ich an, worauf David entgegnete: »Wäre ich als Königstreuer im Gebiet der Burgunder unterwegs, würde ich mich auch beeilen.«
    »Wollen wir doch mal sehen, zu welchem Lager sie wirklich gehören.« Sayd tätschelte seinem Pferd die Mähne, dann schritten wir auf die Tür zu.
    Als wir eintraten, fielen uns die vier Männer sofort ins Auge. Sie waren die einzigen Gäste und saßen an einem Tisch in der Mitte, von dem aus sie den Raum gut im Blick hatten. Der Wirt hinter dem grob behauenen Tresen kratzte sich mit einem Messer den Schmutz unter den Nägeln hervor. Eine alte Katze streckte sich neben der Esse, die die Luft mit stickiger Wärme erfüllte.
    Misstrauisch blickten uns die vier Gäste an. Einer von ihnen hatte auf der Wange eine noch nicht sonderlich alte, blau-rote Narbe, die von einem Schwertstreich stammte. Auch die anderen drei waren alles andere als unversehrt. Die Pockennarben des einen wirkten wie Mondkrater, die mir Sayd einmal durch das Fernglas eines Kairoer Astronomen gezeigt hatte. Dem Dritten fehlten an der linken Hand zwei Finger, wahrscheinlich hatte er versucht, einen Schwertstreich mit der bloßen Hand abzufangen, und der Vierte verbarg unter seinem Mantel ein Holzbein.
    Solch auffällige Männer waren gewiss keine Spione! Allerdings konnten sie zu den Burgundern übergelaufene Verräter sein.
    Sayds Blick verriet mir, dass er sie ebenfalls gründlich in Augenschein nahm. Dann wandte er sich dem Wirt zu, der stumm nickte, worauf wir uns an einen Tisch an der Wand zurückzogen, von dem aus wir die Soldaten im Blick hatten, um auf irgendeine Dummheit ihrerseits reagieren zu können.
    »Wirt, bring uns Wasser!«, rief Sayd, während er seine Handschuhe von den

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