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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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dachte Malkuth erneut. Mittlerweile wirkt Sayds Urenkel älter als dieser selbst. Doch das Elixier würde ihm vielleicht wieder zu neuer Kraft verhelfen.
    »Ich habe ein Geschenk für dich, Azhar«, sagte Malkuth, während er die Phiole unruhig zwischen seinen Händen drehte. »Du möchtest doch noch immer die Unsterblichkeit, nicht wahr?«
    »Das möchte ich, Herr, doch ich fürchte, mein gebrechlicher Körper wird für Euch schon bald nicht mehr von Nutzen sein.«
    »Und was würdest du dazu sagen, wenn ich dir einen Teil deiner Jugend zurückgeben könnte?« Malkuth streckte die Hand vor. Die kristallene Phiole glitzerte wie ein Edelstein im Mondlicht.
    »Ihr habt …« Azhar verstummte beeindruckt.
    »Ja, das habe ich. Und dir gebührt die Ehre, die Unsterblichkeit zu empfangen, wie ich es dir versprochen hatte.«
    Ein Schluchzen rann durch Azhars Körper. In den vergangenen Wochen hatte ihm sein Verfall großen Kummer bereitet. Das Blut seines Herrn reichte schon lange nicht mehr aus, um all die Krankheiten auszumerzen, die ihn plagten, und so hatte er begonnen, sich wieder seinem Gott zuzuwenden, in der Hoffnung, dass die gestohlene Zeit ihn nicht zum ewigen Leben im Dschehennan verdammte. Antworten auf seine Fragen und Bitten hatte er allerdings nicht erhalten und mittlerweile bereute er, sich je von ihm abgewandt zu haben.
    Aber jetzt gab es neue Hoffnung! Er konnte es fast nicht glauben.
    »Ich danke Euch, Herr«, sagte er niederkniend und griff nach dem Saum von Malkuths Gewand.
    Der frühere Emir verspürte Ekel angesichts dieser Unterwürfigkeit. Sayd hätte sich niemals so erniedrigt. Nicht einmal als er ihm einst die Unsterblichkeit versprach, hatte er sich so gebärdet. Doch Sayd führte jetzt die Verräter an, niemals würde er ihn wieder auf seine Seite bekommen. Also musste Malkuth sich mit dem begnügen, was er hatte. Und ein Nachfahre Sayds war da nicht das Schlechteste. Wie lange schon träumte Malkuth davon, Sayd von seinem eigenen Fleisch und Blut ausgelöscht zu sehen!
    »Zieh dein Gewand und dein Hemd aus«, wies er seinen Diener an, nachdem er sich von ihm losgemacht hatte. »Und dann leg dich auf den Boden.«
    Früher, so ging es Malkuth durch den Sinn, hatte dies im Rahmen eines prachtvollen Rituals stattgefunden, und er schwor sich, diese Zeiten aufleben zu lassen, wenn er erst wieder eine Lamie hatte.
    Während er sich bereits Gedanken machte, was für ein Mädchen er sich dafür holen würde – schön musste seine Lamie sein, wunderschön –, schritt er zu der Truhe neben der Bettstatt, die jene Habseligkeiten enthielt, die er bei seiner Abreise aus seinem Wüstenversteck mitgenommen hatte.
    Mit sicherer Hand fand er den silbernen Dolch, der ihm einst so gute Dienste geleistet hatte. Den Griff, der die Form einer Skeletthand hatte, zu berühren, weckte alte Erinnerungen in ihm. Damals war er auf dem Weg gewesen, der mächtigste Mann der Welt zu werden …
    Die bitteren Erinnerungen verdrängend, umklammerte er den Dolch und trug ihn zu Azhar, der mittlerweile mit bloßem Oberkörper auf dem Boden lag. Sein Körper erzitterte immer noch unter tiefen Schluchzern, während er die Augen geschlossen hielt.
    Erneut überkam Malkuth Widerwille, denn Schwäche und Tränen duldete er eigentlich bei keinem seiner Leute. Doch wenn Azhar erst einmal die Gabe erhalten hatte, würde seine alte Stärke vielleicht wieder zutage treten.
    Um Azhars Gefühlsausbruch zu beenden, beugte er sich über ihn und versetzte ihm mit dem Skelettdolch zwei Schnitte über der Brust, die jener ohne sichtbare Regung hinnahm. Je näher das Elixier seinem eigentlichen Bestimmungsort kam, desto schneller würde die Verwandlung vonstattengehen. Während das Blut in breiten Bächen über Azhars Brust lief, entkorkte er die Kristallphiole und ließ dann einen Tropfen des Elixiers in die Wunde fallen.
    Würde es seine Wirkung tun? Das Blut lief und lief, und fast schon meinte Malkuth, dass sein Diener eher verbluten als unsterblich werden würde. Doch plötzlich erwachte das Elixier. Gierig sog es den Lebenssaft in sich auf und schlüpfte dann in die Wunde.
    Malkuth entfuhr ein Triumphschrei. Das Elixier der alten Lamie lebte noch immer! Azhars Umwandlung wurde für ihn nun Nebensache, er richtete seinen Blick auf die Phiole in seiner Hand und konnte nur daran denken, welches Mädchen aus der Gegend seine neue Lamie werden würde.

19
    Z wei Wochen ritten wir nun schon durch Frankreich, auf der Suche nach dem Mädchen,

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