Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
zum Bersten. Doch seltsamerweise geschah nicht das, was ich erwartet hatte. Die Gestalt löste sich nicht auf. Sie klagte und schrie und irgendwie schien ihre Klage die Fähigkeiten ihrer Diener zu beeinträchtigen, denn sie hielten plötzlich inne, sodass es meinen Kameraden ein Leichtes war, etliche von ihnen zu töten. Doch Aisha blieb Aisha. Was konnte ich tun? Ein Sonnenstrahl, der durch die dichte Wolkendecke brach, ließ die Klinge meines Schwertes aufblitzen. Ich nahm das für ein Zeichen Freyas, riss den linken Arm hoch und durchtrennte den Hals der Dschinnkönigin.
    Das Schreien verebbte. Kurz noch steckte ihr Kopf an Fenrir, doch ich schüttelte ihn ab.
    Dafür fuhr aus dem Körper nun eine mächtige schwarze Wolke aus, und zwar mit solch einer Wucht, dass es mich von den Füßen riss. Aishas böser Geist. Er erhob sich in die Wolken, die wenigen Dschinn, die noch da waren, schlossen sich ihm an und verschwanden schließlich in der Ferne. Das Sonnenlicht fiel nun ungehindert aufs Schlachtfeld – ein gutes Zeichen?
    Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, suchte ich zuerst nach Sayd und fand ihn schwer atmend vor einem Berg Dschinnleichen. Nicht weit von ihm entfernt stand Gabriel, auch David, Ashar und Jared waren unversehrt. Vincenzo rappelte sich gerade unter einem Leichnam wieder auf.
    Und Malkuth und die kleine Lamie? Waren sie tot?
    Für einen Moment sahen meine Brüder mich an wie damals, als ich zum ersten Mal in Rage geraten war, dann kam Sayd auf mich zu.
    »Du hast Aisha entleibt«, stellte er erstaunt fest, während er auf den zu Staub zerfallenen Körper zu meinen Füßen blickte.
    »Und es war nicht halb so schwer, wie du gedacht hast.«
    Sayd schüttelte ungläubig den Kopf. »Damit hast du dir ihren ewigen Zorn zugezogen.«
    »Sie muss sich erst einmal einen neuen Körper suchen, um diesen Zorn auszuleben. Was ist mit Malkuth und dieser Lamie?«
    »Sind uns entkommen«, entgegnete er, ärgerlich auf sich selbst.
    »Wir finden sie. Aber jetzt sollten wir nach Jeanne sehen. Die Menschen kämpfen noch.«
    Gefolgt von meinen Freunden, die noch immer nicht so recht glauben konnten, dass ich es gewagt hatte, einer Göttin den menschlichen Körper zu nehmen, lief ich auf die Kämpfenden zu. Dabei suchte ich nach der Standarte unserer Jungfrau, doch ich konnte sie nirgends finden. Angst überkam, mich. Hatten sie sie getötet?
    »Ihr müsst sie suchen!«, rief ich meinen Freunden zu, die sogleich ausströmten. Im nächsten Augenblick stand ich mehreren Burgundern gegenüber, doch diese waren im Vergleich zur Dschinnkönigin und ihren Gefolgsleuten keine Gegner. Mehr Sorge machte mir, dass Jeanne nirgends zu sehen war.
    Nach einer Weile erreichte ich Sayd, der in nördlicher Richtung gelaufen war, doch der schüttelte den Kopf. Auch Vincenzo, Ashar und Gabriel fanden sie nicht. Nicht einmal unter den Toten. Als Letzter kehrte David zurück.
    »Jeanne!« Panisch und kreidebleich stürmte er auf uns zu und machte meinen Triumph über Aisha zunichte. »Die Burgunder haben sie!«
    Augenblicklich liefen Sayd und ich los. Unterwegs schlossen sich Gabriel und Jared an. Doch es war zu spät.
    »Ich bin während des Kampfes abgedrängt worden«, berichtete David zerknirscht. »Obwohl ich sie gewarnt hatte, ging sie im Schlachtengetümmel unter. Und dann sah ich nur noch, dass sie von einem Burgunder aufs Pferd gezerrt wurde. Ehe ich ihr folgen konnte, bekam ich einen Stich in die Seite ab und konnte nichts tun, als mir das Blut des Angreifers nehmen, damit ich nicht in Starre verfalle.«
    Die Burgunder hatten sie! Und damit war ihr Todesurteil gesprochen.
    Sayd legte die Hand auf meinen Arm.
    »Du hast es gewusst!«, fuhr ich ihn zornig an. »Du wusstest, dass die Burgunder sie fangen würden!«
    »Ich dachte, wir könnten sie vor diesem Schicksal bewahren.« Er schaute mir tief in die Augen, ertrug meinen Zorn, Schmerz lag in seinem Blick, und jetzt spürte ich, wie Tränen in mir aufstiegen. Wie passte das zu meinem Zorn? Oder war es letztlich kein Zorn, sondern etwas anderes, das mich derart in Aufruhr versetzte?
    Ich beschloss für mich, dass es Zorn war. Immerhin stand Jeannes Leben auf dem Spiel! Ich hatte keine Erfahrungen mit der Inquisition, doch ich konnte mir denken, dass sie alles daransetzen würden, sie zu verurteilen.
    Hilfesuchend blickte ich zu Gabriel, der uns beide nachdenklich beobachtete und nicht vorzuhaben schien, sich in unseren Streit einzumischen. Nein, ich wusste wirklich nicht mehr,

Weitere Kostenlose Bücher