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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
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seufzte wieder. „Also bleibe ich misstrauisch, und Küsse sind verboten“, versuchte sie einen neckenden Ton anzuschlagen, konnte aber den bekümmerten Unterton nicht verhindern.
    Da lächelte Kamid, sodass seine weißen Zähne blitzten, und zu Hunderten flatterten Schmetterlinge in ihrem Bauch auf.
    „Oh, ich weiß nicht, ob wir uns nicht küssen dürfen“, entgegnete er rau. „Solange wir uns darüber im Klaren sind, dass es nur Küsse sind, keine Bezahlung, kein Versprechen …“
    Nur Küsse?
    Heißes Verlangen durchflutete sie, prickelte auf ihrer Haut.
    „Nur Küsse?“, wiederholte sie und sah ihn an, als er auf seine Armbanduhr schaute.
    „Lass uns erst nach Akbar sehen und dann einen Spaziergang zum Felsplateau machen, was meinst du? Der Mond scheint hell genug, um uns den Weg zu weisen.“
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie nickte stumm. Sie hätte nicht geglaubt, dass sie jemals wieder so etwas wie Sehnsucht und Verlangen empfinden würde, und es war wie ein Neubeginn, ein Anfang. Es konnte nicht schaden herauszufinden, wohin er führte …

6. KAPITEL
    Akbar schlief, oder er tat so. Jedenfalls rührte er sich nicht, als Kamid sich neben ihn kniete.
    Jenny zog sich in ihre Schlafecke zurück. Sie hätte gern etwas Hübscheres angezogen als Jeans, Bluse und eine lange graue Tunika, aber das würde lächerlich wirken. Als hätte sie eine Verabredung …
    Allerdings war sie schon auf dem besten Weg, sich lächerlich zu machen!
    Was dachte sie sich dabei, Küsse zu tauschen und im Mondlicht spazieren zu gehen mit einem Mann, der deutlich gesagt hatte, dass er nicht an ihr interessiert war. Ein Mann, der nicht abgestritten hatte, ein Spion zu sein?
    Ausgeschlossen, das konnte sie nicht tun.
    Jenny löste ihren Zopf, bürstete sich die Haare und steckte sie auf dem Kopf zu einem lockeren Knoten zusammen. Plötzlich wurde es draußen unruhig, und sie verließ ihren Bereich, um nachzusehen, was los war.
    Drei kleine Jungen, die sie gut kannte, standen im Zelteingang neben einem Mann in schwarzem Gewand. Das Gewebe war alt und so abgenutzt, dass es bräunlich schimmerte. Von seinem Gesicht waren nur die dunklen Augen zu sehen, da er ein schwarzes Tuch um den Kopf gewunden hatte.
    Er fing an zu sprechen, und Kamid reagierte blitzschnell, packte ihn am Arm und drängte ihn nach draußen. Jenny bekam es mit der Angst zu tun. Hatte der Fremde eine Botschaft für Kamid? War das der Beweis, dass er ein Spion war?
    Jenny folgte ihnen.
    Kaum war sie draußen, zeigte der Mann wild gestikulierend auf sie, stieß Worte hervor, die wie ein Befehl klangen. Kamid antwortete in barschem Ton, offensichtlich nicht einverstanden mit dem, was der andere sagte. Doch der deutete immer wieder auf Jenny.
    „Geh wieder ins Zelt!“ Beinahe hätte sie Kamids wütendem Befehl gehorcht, aber sie fühlte sich für das Lager verantwortlich, und da sie nicht wusste, ob sie ihm trauen konnte, rührte sie sich nicht von der Stelle.
    „Worum geht es?“, fragte sie die Jungen, die die Auseinandersetzung mit weit aufgerissenen Augen verfolgten. Sie sprachen kaum Englisch, lernten jedoch jeden Tag ein bisschen dazu.
    „Der Mann will, dass Sie mit ihm zum Chef gehen, weil Chefs Frau ein Baby bekommt.“
    „Wohin gehen? Zu welchem Chef?“, fragte Jenny, erhielt allerdings keine Antwort. Ein scharfer Befehl von Kamid brachte die Jungen nicht nur zum Schweigen, sondern ließ sie auch zwei Schritte zurückweichen.
    „Dann erzähl du mir, was los ist“, verlangte Jenny. „Aber die Wahrheit, bitte, keine Lügen oder Ausflüchte!“
    Er sah sie an und schüttelte den Kopf. „Du hättest drinnen bleiben sollen“, sagte er leise, redete jedoch weiter, als sie ihm einen ärgerlichen Blick zuwarf. „Die Frau des Anführers einer der rivalisierenden Clans liegt seit achtzehn Stunden in den Wehen, und er will, dass du ihr hilfst, nachdem die Hebamme ihm gesagt hat, dass das Baby nicht rauskommt. Vermutlich hat er von Kaiserschnittentbindungen gehört und nimmt an, dass du eine durchführen kannst. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich kein Problem damit hätte, aber …“
    „Der Anführer will nicht, dass ein Fremder seine Frau anfasst“, beendete sie den Satz an seiner Stelle.
    Kamid nickte grimmig. „Und wenn du dich nicht hättest blicken lassen, hätte ich ihm erzählen können, du wärst nicht da, und wäre mitgegangen.“
    „Warum soll ich mich verstecken? Diese Leute sind keine Barbaren.“
    Sofort tauchten

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