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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber
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Bilder von Akbars geschundenem Körper vor ihr auf, und sie dachte daran, wie sehr er immer noch litt.
    „Aber das ist großartig“, sagte sie aufgeregt. „Sag ihm, ich komme mit, aber nur, wenn wir im Austausch dafür Akbars Sohn mitnehmen dürfen.“
    „Bist du verrückt, diesen Männern Bedingungen zu stellen? Du kannst froh sein, wenn du selbst heil zurückkommst.“
    „Wenn sie einmal ihr Wort gegeben haben, halten sie es auch. Ich bin lange genug hier, um zu wissen, dass ein gewisser Ehrenkodex unter den Stämmen herrscht.“
    Kamid bedachte sie mit einem düsteren Blick, ehe er sich an den Besucher wandte. Der richtete die schwarzen Augen auf Jenny und wieder auf Kamid, während dieser redete.
    „Ich packe schnell eine Tasche mit dem Nötigsten.“ Sie schlüpfte ins Zelt und fragte Lia, ob sie ein Foto von Hamid hätte. Akbars Frau sprach kaum Englisch, aber schließlich schien sie zu verstehen und holte zwei zerknitterte Aufnahmen aus den Falten ihres weiten Gewandes hervor. Die eine zeigte den Jungen, die andere alle drei, die ganze Familie.
    Jenny steckte beide in ihre Tasche und wand sich ein warmes Tuch um Kopf und Schultern. Würden sie zu Fuß gehen oder fahren? Hoffentlich musste sie nicht auf einem Kamel reiten …
    Draußen diskutierten Kamid und der Fremde immer noch. Als Jenny wieder auftauchte, packte der vermummte Mann sie am Arm und sagte auf Englisch nur ein einziges Wort: „Komm.“
    Jenny dachte nicht daran und trat einen Schritt zurück. „Ist er einverstanden?“, fragte sie Kamid, doch der schüttelte den Kopf.
    „Dann gehe ich nicht mit“, sagte sie bestimmt und wandte sich ab.
    „Komm!“, wiederholte der Mann barsch.
    Nicht sein Befehl veranlasste sie, sich wieder umzudrehen, sondern dass Kamid aufkeuchte.
    Jenny blickte in die Mündung eines langen, gefährlich aussehenden Gewehres, das der Mann unter seinem Gewand hervorgezogen hatte.
    Sie holte tief Luft, rührte sich nicht von der Stelle und blickte ihrem Gegenüber trotzig in die Augen. „Sag ihm, wenn er mich erschießt, werden die Frau und ihr Baby sterben, und sein Anführer wird sehr wütend auf ihn sein.“
    Kamid sagte etwas, und Jenny nahm an, dass er übersetzte. Der Fremde senkte die Waffe langsam. Kamid sagte noch etwas, und diesmal nickte er.
    „Okay.“ Kamid umfasste beinahe grob ihren Oberarm. „Du hast sein Wort, aber das war das verdammt Dümmste, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Wenn er dich nun erschossen hätte?“
    Sie drehte den Kopf und lächelte ihn an, um zu verbergen, dass ihre Lippen zitterten. Eigentlich bebte sie am ganzen Körper. Jenny hatte noch nie so viel Angst gehabt, während sie gleichzeitig wusste, dass sie sie nicht zeigen, sondern Stärke und Entschlossenheit demonstrieren musste.
    Kamid begleitete sie, während sie der hochgewachsenen schwarzen Gestalt durchs Lager folgte. Wo sie auch vorbeikamen, wurde getuschelt, und manchmal hörte Jenny angstvolle Seufzer oder verächtliche Laute.
    „Sollte ich morgen nicht zurück sein, musst du das Testprogramm fortsetzen“, sagte sie zu Kamid. „Die Mädchen kennen sich aus, du müsstest nur die Proben auswerten und die Vergleiche vornehmen.“
    „Wenn du nicht zurück bist, bin ich es auch nicht. Hast du im Ernst geglaubt, ich würde dich allein gehen lassen?“
    Jenny wäre am liebsten sofort stehen geblieben, um ihm sein Vorhaben auszureden, aber ihr Führer marschierte weiter. Andererseits war keine Zeit zu verlieren, da sie nicht wusste, wie schlimm es um die junge Mutter stand.
    „Du kannst nicht mitkommen“, betonte sie, während sie im Laufschritt dahineilte. „Was ist, wenn sie uns beide festhalten? Ein Arzt muss bei den Flüchtlingen bleiben. Außerdem dachte ich, er wollte dich nicht dabeihaben.“
    „Nicht als Arzt, aber ich habe ihm gesagt, du würdest mich als Dolmetscher brauchen, und betont, dass sein Chef sehr besorgt sein würde, wenn er nicht wüsste, was mit seiner Frau passiert. Oder dass du ihn nicht um Erlaubnis für eine Operation fragen könntest. Zugegeben, ich habe ein bisschen übertrieben, als ich einen Kaiserschnitt beschrieb. Unserem Freund ist bestimmt angst und bange geworden, und er hat beschlossen, dass ich seinem Chef lieber solche Sachen erzähle und nicht er.“
    „Trotzdem ist es Unsinn, dass du mitkommst“, beharrte sie, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie sich um einiges mutiger fühlte, seit er dabei war. Gleichzeitig verspürte sie einen unangenehmen Druck im Magen bei dem

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