Das Herz des Jägers
und ging langsam die verbliebenen Stufen herunter, gemessen, als würde sie intensiv nachdenken.
Radebe begann sofort auf sie einzureden, als sie den Einsatzraum betrat. Seine Stimme war sanft und entschuldigend, er erläuterte ihr die neue Aufteilung der Teams: sechs der besten Mitarbeiter am Flughafen, sechs am Hauptbahnhof Kapstadt. Zwei Dreierteams überwachten die Züge und den Busbahnhof. Die drei Männer neben ihm waren intensiv damit beschäftigt, alle Mietwagenfirmen der Stadt anzurufen und darum zu bitten, sofort zurückzurufen, wenn jemand, der auf Mpayiphelis Beschreibung paßte, ein Auto mieten wollte. Sie würden sich danach die privaten Flugzeugvermieter vornehmen. Drei weitere Zweierteams befanden sich in ihren Einsatzwagen und warteten auf Anweisungen, unten in der Wale Street. Keinerlei Vorkommnisse bei Monica Kleintjes oder Miriam Nzululwazi.
Mentz nickte. Quinn bestätigte, daß sie immer noch Nzululwazis Leitung anzapften. Keine Anrufe bisher.
Rajkumar, der Empfindliche, strahlte immer noch seinen verletzten Stolz aus, als er berichtete: »Keine Unterlagen |57| über Thobela Mpayipheli in den Umkhonto-we-Sizwe-Dateien. Seine Meldeadresse ist Mitchell’s Plain – das Haus gehört einem Orlando Arendse. Wahrscheinlich derselbe Arendse, den Monica am Nachmittag anrief, als sie nach Mpayipheli suchte. Arendses Meldeadresse lautet jedoch Milnerton Ridge.« Der Dicke verlagerte sein Körpergewicht ein wenig, seine Selbstsicherheit kehrte zurück. »Das Interessante daran ist Arendses Vorstrafenregister – zweimal hat er eingesessen für Handel mit gestohlenen Waren, einmal 1975 und dann von 1982 bis 1984. 1989 wurde er angeklagt, mit unlizenzierten Waffen gehandelt zu haben, aber freigesprochen. Zweimal, 1992 und 1995, wurde er verhaftet mit Verdacht auf Drogenhandel; die Fälle kamen jedoch nie vor Gericht. Eines jedenfalls ist klar: Orlando Arendse gehört zum organisierten Verbrechen. Drogen, Prostitution, Glücksspiel, Hehlerei, Schutzgelderpressungen. Wenn ich die Anzeichen richtig deute, sind ihm die Bullen ziemlich dicht auf den Fersen. Die Adresse in Mitchell’s Plain könnte ein Drogenhaus sein.« Rahjev Rajkumar lehnte sich zufrieden zurück.
»Gute Arbeit!« Mentz lief hinter dem Inder auf und ab, die Arme verschränkt.
Organisiertes Verbrechen? Sie ging die verschiedenen Möglichkeiten durch, aber nichts ergab einen Sinn.
»Organisiertes Verbrechen? Das sehe ich nicht.«
»Geld sorgt für eigenartige Bettgefährten«, sagte Rajkumar. »Und wo Drogen sind, ist Geld. Viel Geld.«
»Mpayipheli könnte Dealer sein«, sagte Quinn.
»Er ist Mechaniker in einer Motorradwerkstatt«, sagte Radebe. »Das paßt nicht.«
Mentz blieb stehen, nickte. »Rahjev, finden Sie heraus, wem der Motorradladen gehört.«
»Die Firmenregistrierung ist nicht aktuell. Ich kann ein bißchen herumstochern, aber …«
Radebe: »Ich schicke einen Wagen hin. Manchmal kleben Nummern für den Notfall an der Tür.«
|58| »Machen Sie das!«
Sie versuchte, die bekannten Fakten zu analysieren, die möglichen Perspektiven, doch immer wieder stolperte sie über die Professionalität in diesem Puzzlespiel.
»Keine Unterlagen darüber, daß Mpayipheli im ANC, MK, PAC oder APLA war?« fragte sie.
»Nichts. Es gibt allerdings ein paar Lücken im ANC-System. Die Unterlagen sind nicht vollständig. Und PAC und APLA hatten nie wirklich welche. Alle PAC-Infos kamen von den Buren. Doch nichts über Mpayipheli.«
»Es muß eine Verbindung zwischen Mpayipheli und den Kleintjes geben.«
»Teufel«, sagte Quinn, »er kann sein Gärtner gewesen sein.«
Radebe, der wenigstens nachdachte, bevor er etwas sagte, furchte die Stirn. »Sie hat Arendses Nummer angerufen, um Mpayipheli zu finden. Vielleicht ist Arendse das Bindeglied.«
»Möglich.« Mentz ging wieder auf und ab, sie wog die Möglichkeiten gegeneinander ab. Ihre Gier nach Informationen war allumfassend, aber sie wußte, daß sie nun einen Durchbruch erzielen und mit einem hellen Strahl in den Irrgarten des Unwissens leuchten mußte. Wie jedoch brachte man einen Drogenbaron zum Reden?
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Wir machen folgendes.«
Auf der schmutzigen Toilette am Bahnhof Bellville zog Thobela hinter einer geschlossenen Kabinentür die Pistolen aus den zusammengerollten Zeitschriften. Dann ging er hinaus und legte die beiden Waffen in zwei verschiedene Mülleimer. Er ging weiter Richtung Durban Road, ohne eine klare Vorstellung zu haben,
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