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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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blieb. Immerhin: Der laufende Motor war ein gutes Zeichen. Wenn sie den Laden richtig unter Beobachtung gestellt hätten, würden sie auf der anderen Straßenseite parken, Lichter und Motor aus. Die Tankwärter freuten sich, ihn zu sehen, um diese Uhrzeit war jede Ablenkung willkommen. Was trieb ihn her, was hatte er in der Tasche? Thobela dachte sich eine Antwort aus: Das Motorrad eines Kunden war nach einer Reparatur nicht zurückgebracht worden, und nun mußte er das Problem der Weißen lösen. Er behielt den Wagen draußen im Auge, sah ihn wegfahren, versuchte ihm hinterherzuschauen, ohne daß es den Tankwarten auffiel.
    Mußte er das Motorrad etwa mitten in der Nacht ausliefern?
    Ja, der Typ war wütend, er brauchte sein Motorrad morgen früh, und sein weißer Chef war zu faul, es selber zu machen. Also hatte man den Xhosa gerufen, ihr wißt doch, wie das ist! Was guckt ihr denn da im Fernsehen? Ja, siehst du, jeder der Typen kann sich für eins von drei Mädchen entscheiden, aber er kann sie nicht sehen, er kann ihnen nur Fragen stellen …
    Der Wagen verschwand. Thobela hörte den Tankwarten noch ein oder zwei Minuten höflich zu, dann entschuldigte er sich und ging. Während er sich umschaute, überquerte er die Straße und ging hinter dem Gebäude den kleinen Weg für die Lieferwagen entlang. Er zog sein Portemonnaie aus der blauen Tasche und stocherte in den ledernen Fächern herum. Der silberne Schlüssel zu der Holztür lag flach und |62| glänzend dort, wo er immer steckte. Er war jeden Morgen der erste hier, um eine halbe Stunde zu fegen, bevor die Mechaniker kamen. Er mußte Wasser aufsetzen, das Licht anschalten und dafür sorgen, daß die Schaufensterscheiben sauber waren. Er schloß die Tür auf und tippte den Code ins Zahlenfeld der Alarmanlage. Er mußte sich entscheiden, ob er Licht anmachen sollte oder nicht. Die Typen an der Tankstelle würden sich wundern, wenn er es nicht tat, aber er entschied sich dennoch dagegen – er durfte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
    Nächste Entscheidung: welches Motorrad? Teufel, die Dinger waren groß. Könnte er sie mit Hilfe seiner Honda200-Erfahrung bezwingen? Man hatte ihm nie erlaubt, sie zu fahren: Er mußte sie rausschieben, waschen und polieren, bis sie glänzten, und sie dann wieder reinschieben. Doch heute nacht mußte er auf eins von den Dingern steigen und nach Johannesburg fahren. Aber welches?
    Er spürte das Gewicht der Tasche in seiner Hand.
    Die 1200 RS war die schnellste Maschine, aber was sollte er mit der Tasche machen? Die LT hatte Packtaschen, war allerdings riesengroß. Die GS-Vorführmaschine im Ausstellungsraum hatte feste Packtaschen auf beiden Seiten des Hinterrades. Die Maschine stand dort, massiv und geduckt, orange-gelb. Der Schlüssel hing im Ersatzteillager.
     
    Trotz der Betonmauern, auf denen sich Stacheldraht wand, und des hohen Tores, trotz des Frühwarnsystems der Wächter auf der Straße und trotz der acht Mann mit ihrem Waffenarsenal im Inneren brauchten Tiger Mazibuko und seine Reaction Unit nur sieben Minuten, um das Haus zu nehmen.
    Sie kamen durch die Dunkelheit in drei Gruppen von vier, vier und fünf Mann. Zwei zivile Wagen setzten sie einen Block südlich des Hauses ab, und sie zogen geradewegs durch Gärten und über Mauern, bis sie von drei Seiten einsteigen konnten. Still und mühelos schnitten sie durch den |63| rostigen Stacheldraht, ihre Handsignale waren im Licht der Straßenlampen gut zu erkennen.
    Die Fenster waren zwar einbruchsicher, die großen Scheiben aber ungeschützt, und so gelangten sie hinein. Geschmeidige Bewegungen: einschlagen, tauchen und abrollen, an drei verschiedenen Stellen, Sekunden hintereinander. Als die Leute drinnen voll Panik reagierten, war es schon zu spät. Beängstigende Figuren mit dicker Tarnfarbe im Gesicht, in Kampfanzügen, zwangen sie auf den Boden. Sie drückten ihnen fette Heckler & Koch-Maschinengewehre an die Schläfen. Augenblicke des Durcheinanders und der Verwirrung verwandelten sich plötzlich in Stille, bis nur noch die Stimme eines Mannes zu hören war, klar und kontrolliert.
    Mazibuko ließ die Gefangenen in eines der vorderen Zimmer bringen und wies sie an, sich mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt bäuchlings auf den Boden zu legen.
    »Weyers, Zongu, Straße beobachten.« Dann konzentrierte sich Mazibuko auf die Gestalten am Boden. »Wer hat hier das Sagen?« fragte er.
    Die Gesichter nach unten gewandt, zitterten ein oder zwei der Körper ein

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