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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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wohin er wollte. Er war sich der Minuten bewußt, die vergingen, und ihm war klar, daß er nur zehn Kilometer näher an Lusaka war als noch am Flughafen. Die Versuchung, den ganzen Mist einfach sein zu lassen und nach Hause zu gehen, wurde immer größer. Dann stellte er sich jedoch eine Frage: Würde Johnny Kleintjes das tun, |59| wenn Thobela ihn brauchte? Die Antwort war jedesmal nein, wie oft er auch darüber nachdachte, nein, egal, wie wenig er hier sein wollte. Er schuldete es Johnny Kleintjes, er mußte seinen Arsch in Bewegung setzten, und dann erreichte er die Ecke Voortrekker/Durban Road, er sah die Autos an der Ampel stehen, und ihm ging ein Licht auf. Zügig ging er auf einen Taxistand zu. Er mußte in die Stadt zurück.
     
    Zum zweiten Mal am Tag beendete Captain Tiger Mazibuko eine Verbindung mit Janina Mentz und begann, dem Team Alpha Befehle entgegenzubrüllen: »Los, die Kisten auf, wir haben zu tun! Hecklers, Handfeuerwaffen, Rauchgranaten, kugelsichere Westen, Nachtsichtgeräte. Und malt euch die Gesichter an!«
    Sie legten sofort los, ließen die Ausrüstungskoffer aufschnappen, warfen ihm neugierige Blicke zu – was waren das für Befehle? –, aber Mazibuko ließ sich nichts anmerken, während er über sein Gespräch mit Mentz nachdachte. Wieso hatte er am Nachmittag einen Fallschirmjäger angegriffen? Weil der Scheißkerl seinen deutschen Schäferhund auf Little Joe Moroka losgelassen hatte. Was hatte Little Joe getan? Er hatte den kleinen Lieutenant nicht gegrüßt. Warum nicht? Weil Little Joe eben Little Joe war. Manchmal war in seinem Kopf so viel los, daß er einfach nicht wußte, was um ihn herum passierte. Er hatte einfach nicht darauf geachtet. Und als der Lieutenant ihm einen stetigen Strom Schimpfwörter entgegengeschleudert hatte, war das Ergebnis unausweichlich gewesen. Little Joe ließ sich solche Scheiße nur von einem bieten, und das war Mazibuko. Deswegen haben wir Little Joe überhaupt aus den MP-Zellen geholt. Little Joe sagte dem Lieutenant, er sollte etwas Unaussprechliches mit sich oder seinem Hund tun, und der Lieutenant ließ seinen Hund los, der Little Joe beißen sollte. Was, aus militärischer Sicht, so oder so im schlimmsten Maße gegen alle Regeln verstieß. Hatte der Hund Little Joe |60| gebissen? Ja, der Hund hat ihn ins Hosenbein gebissen. War Little Joe verletzt? Nein. Der Lieutenant und der Hund hatten Little Joe gedemütigt. Und das war genauso schlimm wie eine blutige Bißwunde. Oder in diesem Fall sogar noch schlimmer. Es war Unrecht geschehen, wie auch immer man die Sache sah. Und Tiger Mazibuko hatte sich entschieden, nicht den offiziellen Weg zu gehen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, denn dann würden auch andere anfangen, sich mit der RU anzulegen. Die Sache mußte ganz einfach und schnell geklärt werden. Und nun jammerten die Fallschirmspringer rum.
    »Ja, das tun sie. Sie wollen ein Disziplinarverfahren.«
    »Dann disziplinieren Sie mich.« Er forderte sie heraus, denn er wußte, daß er unberührbar war, solange er keinen Mist baute.
    »Nicht, bevor Sie sich verdient gemacht haben.« Dann informierte Mentz ihn über seine neue Aufgabe.
    Die Männer reichten Mazibuko seine Weste und die Waffen, das Nachtsichtgerät und schließlich die Tarnfarbe. Sie bereiteten sich mit entschlossenen, geübten Bewegungen vor, bis sie in einer Reihe vor ihm standen, und dann ging er an ihnen vorbei, er rückte hier einen Gürtel zurecht und richtete dort einen Ausrüstungsgegenstand aus.
    »Ich habe einen neuen Namen für die Ama-killa-killa«, sagte er. »Nach heute nacht werden wir als die Gangsta Busters bekannt sein.«

7
    Thobela bat den Taxifahrer, ihn vor dem Media24-Gebäude in der Heerengracht abzusetzen. Er ging Richtung Osten durch die Nico Malan, bog dann links in die Hertzog. Um diese Zeit in der Nacht war nur noch wenig los. Er zwang sich, ruhig zu gehen, wie ein Mann, der einfach ziellos vor sich hin schlenderte. Er bog nach links in die Oswald Pirow, und als er zwischen den Tanksäulen durchging, grüßte er die |61| Tankwärter durch das Fenster ihres Aufenthaltsraumes, und dann sah er auch schon den Wagen vor Mother City Motorrad stehen. Die Lichter waren angeschaltet, der Motor lief, er sah die Geheimdienstmitarbeiter im Innern des Wagens und seufzte tief.
    Schnüffler. Sie beobachteten den Laden.
    Er öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum der Tankwarte und ging hinein, er wußte, daß er ihnen auffallen würde, wenn er draußen stehen

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