Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
wieder ins Büro.
    Wo steckte er jetzt wohl, der große, böse Xhosa-Biker?
     
    Er befand sich zwei Kilometer vor Leeu-Gamka, die Scheinwerfer ausgeschaltet; die GS stand auf einem Feld, ein paar hundert Meter von der Straße entfernt. Er zog den Motorradanzug aus, schloß ihn in einer der Gepäcktaschen ein, legte den Helm in die andere und begann, in Richtung der Lichter zu gehen.
    Die Nachtluft war kalt und enthielt den stechenden Geruch der Pflanzen in der Karoo. Die letzten fünfzig oder sechzig Kilometer hatten ihn geschafft, seine Augen waren rot und juckten, er hatte Durst und war müde.
    Thobela war nicht mehr länger zwanzig, sein Körper beschwerte sich. Er wußte, die nächsten paar Stunden bis zur Dämmerung würden die schwierigsten sein. Er ging zügig, um seinen Kreislauf in Gang zu bekommen, seine Stiefel ließen den Kies am Straßenrand rhythmisch knirschen. Die |133| Lichter der Tankstelle rechts und der Polizeiwache links des Highways kamen immer näher. Keine Bewegung, kein Lebenszeichen, keine Straßensperre, keine Andeutung einer Suche. Hatte der Tankwart in Laingsburg tatsächlich dichtgehalten? Dann schulde ich ihm was, dachte er. Es war so schwer, schlau aus Leuten zu werden, sie benahmen sich so merkwürdig. Warum hatte der Mann ihm nicht gesagt, daß er schweigen würde? Warum hatte er sich weiter Sorgen machen müssen? War er vielleicht noch nicht endgültig entschlossen gewesen?
    Er betrat die Tankstelle. Es gab einen durchgehend geöffneten Kiosk und ein kleines Café. Hinter dem Tresen saß eine Schwarze, die eingeschlafen war; ihr Kinn war auf die Brust gesunken, der Mund stand halb offen. Er nahm zwei Dosen Coca-Cola aus dem Kühlschrank und ein paar Schokoriegel aus dem Regal. Hinter ihr an der Wand sah er eine Reihe Straßenkarten.
    Er räusperte sich. Ihre Augen öffneten sich.
    »Tut mir leid, Schwester«, sagte er sanft und lächelte sie freundlich an.
    »Habe ich geschlafen?« fragte sie erstaunt. »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach drei«, sagte er.
    Sie nahm die kalten Getränke und die Schokoriegel und tippte die Preise in die Kasse ein. Er bat um eine Straßenkarte.
    »Haben Sie sich verfahren?«
    »Nein, Schwester, wir suchen nach einer Abkürzung.«
    »Von hier? Hier gibt es keine Abkürzungen.« Sie nahm eine Karte aus dem Regal und steckte sie zu den anderen Sachen in die Plastiktüte.
    Er bezahlte und ging.
    »Fahr vorsichtig«, rief sie ihm nach und sank wieder zurück auf ihren Stuhl.
    Er schaute sich um, als er ein wenig weiter weg war. Er konnte durch das Fenster sehen, daß ihr Kopf schon wieder vornüber gesunken war. Er fragte sich, ob sie sich überhaupt |134| daran erinnern würde, daß er dagewesen war, wenn jemand sie fragte.
    Auf halbem Weg zum Motorrad riß er eine Dose Coke auf und trank in großen Schlucken. Der Zucker würde ihm guttun. Er leerte die Dose, riß einen Schokoriegel auf, schob sich einen Bissen in den Mund. Ein weißer Mercedes raste auf dem Highway vorbei und blendete ihn. Er steckte die leere Dose und die Verpackung des Riegels zurück in die Plastiktüte.
    Er würde sich die Straßenkarte ansehen müssen, aber er hatte keine Taschenlampe. Der Mond schien nun weniger hell und ging im Westen schon beinahe wieder unter. Er hätte eine Taschenlampe kaufen sollen.
    Vielleicht reichte auch das Mondlicht. Thobela verließ die Straße, ging quer über das Feld. Zum ersten Mal dachte er an die Puffottern, doch die Nacht war kalt, sie sollten eigentlich nicht unterwegs sein. Er erreichte die GS und zog die Karte aus der Tüte.
    Die Straßen und Wege bildeten ein Spinnennetz, das im Dämmerlicht gruselig aussah. Er strengte sich an, alles zu erkennen. Der Mond warf den Schatten seines Kopfes auf die Seiten, so daß er sich hin und her bewegen mußte, die Augen irritierend nah am Papier. Schließlich fand er die richtige Seite.
    Es gab eine Straße von hier, aus Leeu-Gamka nach Fraserburg.
    Fraserburg?
    Falsche Richtung, zu weit westlich. Er mußte nach Norden.
    Er stellte fest, daß es zwei weitere Wege aus Beaufort West gab, die sich nach Aberdeen im Osten und Loxton etwa im Nord-Nordwesten schlängelten. Er blätterte um. Loxton, Carnarvon, Prieska. Zu weit westlich.
    Er blätterte zurück und folgte der N1 bis nach Three Sisters. Dort gabelte sich die Straße. Nach Bloemfontein oder Kimberley. Er fand den Weg nach Kimberley, folgte mit |135| dem Finger über das Papier. Vielversprechend. Viel mehr Möglichkeiten.
    Bei einer Schachpartie sucht

Weitere Kostenlose Bücher