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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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eine Reaktion. Leere Blicke in ihre Richtung.
    »Ich denke, wir sollten entscheiden, wie viele Personen sich ein oder zwei Stunden ausruhen können, aber vorher gibt es noch etwas zu sagen. Einige von Ihnen fragen sich, wieso wir den Flüchtigen als Kriminellen behandeln. Das kann ich verstehen.«
    Blutunterlaufene Augen schauten sie ausdruckslos an. Janina wußte, daß sie keinen Eindruck machte.
    »Wir müssen uns auch fragen, woher er das ganze Geld hat. Wir dürfen nicht vergessen, daß er im Dienste des organisierten Verbrechens tätig war, und müssen uns vergegenwärtigen, daß er gewalttätig war und Menschen eingeschüchtert hat. Er hat zwei Handfeuerwaffen gestohlen, nachdem er es abgelehnt hat, mit dem Staat zusammenzuarbeiten. Sie dürfen nicht übersehen, mit was für einem Mann wir es zu tun haben.«
    |138| Hier und dort nickte jemand.
    »Wir müssen professionell handeln. Es gibt zu viele Lücken in unserem Wissen, zu viele Fragen sind noch offen. Wir haben eine einigermaßen gute Vorstellung davon, was sich auf der Festplatte befindet – und das ist nicht gut. Es geht um Informationen über einen Maulwurf auf höchster Ebene, Codename Inkululeko. Es geht um sehr sensible Informationen, die ungeahnten Schaden in den falschen Händen anrichten können. Unsere Aufgabe besteht darin, den Staat zu schützen. Dabei geht es nicht um Sympathien. Wenn wir das alles gegeneinander abwägen, gibt es nur eine Möglichkeit: professionell handeln. Konzentrieren Sie sich! Suchen Sie nach den Tatsachen, nicht nach den Menschen hinter ihnen!«
    Janina Mentz sah sich im Saal um.
    »Irgendwelche Fragen?«
    Keine Reaktion.
    Egal. Sie hatte die Saat ausgebracht. Sie mußte sich zwingen, nicht an die Decke zu schauen, da sie wußte, daß dort die Mikrofone versteckt waren.

15
    Seine Gedanken kreisten frei vor sich hin, denn für diese Straße benötigte er keine so große Konzentration mehr. Thobela dachte an dies und das; er wußte, daß er Schlaf brauchte, aber er wollte die Dunkelheit nutzen. Irgendwo hinter Three Sisters, wenn die Sonne aufgegangen war, würde er sich einen Platz im Schatten suchen, irgendwo auf einem Feld, und ein paar Stunden ruhen. Er kannte sich aus mit Schlafentzug, er wußte, daß die größte Gefahr in mangelndem Einschätzungsvermögen lag und schlechten Entscheidungen, die man daraufhin traf. Seine Gedanken jagten im Kreis: Wer waren die Geheimdienstler, die es auf ihn abgesehen hatten? Wie verzweifelt waren sie? Was steckte dahinter, |139| und was war auf der Festplatte, das sie so wertvoll machte?
    In einem Monat wäre Pakamile mit der ersten Klasse fertig. Sie konnten den Township verlassen. Wie lange hatten sie darüber gesprochen?
    Miriam wollte nicht. Sie fürchtete sich vor Veränderungen. Genau wie es bei ihm gewesen war, als er begonnen hatte, sie zu umwerben. Als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, damals im Büro des Bankberaters, ihre flinken, schlanken Hände, ihre Grazie und ihren Stolz, war sie wie ein Leuchtfeuer für ihn gewesen. Sie hatte ihn nicht einmal bemerkt, aber er konnte kaum mehr hören, was der Mann ihm sagte, so sehr hatte sie ihn für sich eingenommen. Er war zuvor schon verliebt gewesen, dann und wann, manchmal war es nur Lust, manchmal mehr als das, aber es war nie genau richtig gewesen, nie so wie es mit Miriam war, und sie wollte zuerst nichts mit ihm zu tun haben. Nach dem Vater ihres Kindes wollte sie von Männern nichts mehr wissen, aber er konnte nur noch an sie denken. Mein Gott, in seinem Alter verliebt zu sein wie ein Teenager, mit feuchten Händen und Herzklopfen, wenn er im hellen Sonnenlicht neben ihr auf dem Thibault Square saß und die Wolken über dem Berg dahinziehen sah! Er bemühte sich, sein Verlangen zu verbergen, er fürchtete, sie zu verschrecken, sein Bedürfnis, sie zu berühren, ihre Hand zu halten, sie an sich zu drücken und zu sagen: »Ich liebe dich, du gehörst zu mir, laß mich für dich sorgen, ich werde all deine Furcht wie einen bösen Traum verscheuchen. Ich werde dich ehren, dich halten und lieben.«
    Er mußte ein Jahr ausharren, bevor er sie lieben durfte, ein Jahr, zwölf Monate seufzen und träumen, das hatte er nicht erwartet, langsam und zärtlich, drängend, und später seine Finger auf ihrem Körper, der nicht mehr der Körper einer jungen Frau war. Er entdeckte die Spuren des Mutterseins, und das Mitgefühl überwältigte ihn, seine Hände folgten den Zeichen voller Bewunderung über das, was sie zustande |140|

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