Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
dein Gegner nach Mustern. Gib ihm die Muster. Dann ändere sie.
    »Wir ändern das Muster in Three Sisters,
Herr Obergröpenfuhrer
«, murmelte er leise.
    Er würde in Beaufort West tanken müssen. Er würde fragen, wie weit es nach Bloemfontein war, in welchem Zustand sich die Straße befand. Mit etwas Glück erfuhren die Geheimdienstler davon. Und in Three Sisters würde er die Straße nach Kimberley nehmen.
    Er holte die zweite Dose Coke aus der Tüte.
     
    Es regnete in der großen Karoo. Das Unwetter zog über die Weiten, es donnerte und spuckte wie ein riesiges Urzeit-Monster. Die Gewitterfront war am Nachthimmel nur zu sehen, wenn die Blitze in ihren eigenartigen Formen zu Boden zuckten. Jetzt befand es sich direkt über ihnen, der Regen Afrikas, allumfassend und gnadenlos.
    Captain Tiger Mazibuko fluchte, patschte durch knöcheltiefe Pfützen, wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Der Regen fiel dunkel und flächig, der Donner hallte andauernd.
    Er hatte im Wagen der Verkehrspolizei die Karten überprüft. Es gab zumindest zwei Abzweigungen, die sie überwachen mußten. Ungefähr in der Mitte zwischen der Straßensperre und Beaufort West ging es Richtung Osten nach Nelspoort. Die andere Abzweigung war näher, sie führte nach Westen in Richtung Wagenaarskraal. Unbekannte Wege, aber Alternativen, die einem Flüchtigen zur Verfügung standen. Sie hatten zu wenig Männer und zu wenig Fahrzeuge. Sie würden vier RU-Mitglieder abstellen, die der Polizei-Van absetzen mußte, was wiederum die Effektivität dieser Straßensperre minderte. Sie mußten die Straßen paarweise bewachen. Sie würden zu Fuß sein, während er ein Motorrad hatte. Man konnte in diesem Wetter überhaupt nichts sehen. Es war ein gottverdammtes Fiasko, aber das |136| war ja typisch. Zurückgeblieben – alles war zurückgeblieben. Man konnte von den Amerikanern halten, was man wollte, aber wenn das FBI Hostage Rescue Team hiergewesen wäre, dann hätten sie Jeeps mit Allradantrieb und gepanzerte Wagen und Helikopter gehabt. Das wußte er, weil er dort gewesen war, in Quantico, Virginia, vier Monate lang, er hatte das alles mit eigenen Augen gesehen. In Afrika jedoch liefen die Dinge anders, wir vermasseln hier einfach alles. Wir plagen uns hier mit einem verdammten Pick-up und einem Corolla und einem ängstlichen Verkehrspolizisten und zwei Buren, die sich Sorgen machen, daß ihre Mützen naß werden, und dann ist da noch ein Xhosa auf seinem Motorrad. Herrje, konnte das Arschloch nicht mit irgendwas Anständigem fahren?
    Captain Tiger Mazibuko reckte die Faust zum Himmel, der für einen Augenblick schwieg. Er schrie vor Wut, es war ein unheimlicher Laut, aber der Regen löschte ihn aus.
    Er steckte seinen Kopf in das Zelt. Vier Soldaten schauten ihn erstaunt an.
    »Ich muß euch losschicken«, sagte er, ruhig und kontrolliert.
     
    Die Morgenstunden forderten ihr Tribut auch im Einsatzraum; die Dringlichkeit war verschwunden.
    Sie mußte sich entscheiden, ob sie heute nacht noch Leute zur Derek Lategan und Quartus Naudè schicken sollte.
    Sie würden wahrscheinlich nicht kooperieren. Es waren pensionierte Geheimagenten, sie waren aus dem Dienst ausgeschieden, und wahrscheinlich standen sie der neuen Regierung eher ablehnend gegenüber. Ein Besuch um diese Zeit würde die Sache nur verkomplizieren. Janina Mentz wägte diese Vermutung ab gegen ihr Bedürfnis, Informationen zu erlangen. Was konnten sie beitragen? Könnten sie bestätigen, daß Mpayipheli für den KGB gearbeitet hatte? Und selbst wenn: Welchen Unterschied würde das bei den Ermittlungen machen?
    |137| Abwarten, dachte sie. Sie schaute sich die große Karte Südafrikas an der Wand an.
    Wo bist du, Mpayipheli?
    Bist du auf der N1? Schläfst du irgendwo in einem Hotelzimmer, während wir falsche Annahmen über dich aufstellen?
    Nein. Er war dort draußen, irgendwo, er konnte nicht mehr weit von Mazibuko weg sein. Kontakt – das war es, was sie brauchten, um die Lethargie abzuschütteln, um wieder die Kontrolle zu erlangen.
    Kontakt. Aktion. Kontrolle.
    Wo war Thobela Mpayipheli?
    Janina Mentz stand auf. Es gab noch etwas anderes zu tun.
    »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten«, sagte sie.
    Langsam wandten sich alle ihr zu.
    »Um diese Zeit in der Nacht ist es immer am schlimmsten«, sagte sie. »Ich weiß, daß Sie einen langen Tag und eine lange Nacht hinter sich haben, aber wenn unsere Kalkulationen richtig sind, können wir die Angelegenheit vor acht Uhr beenden.«
    Kaum

Weitere Kostenlose Bücher