Das Herz des Südens
»Wir könnten jetzt spielen. Hallo, Chamard.«
»Dumont«, begrüßte Bertrand ihn. »Wie geht es Ihnen?«
»Danke, danke. Sie kennen also Johnston? Hat er Ihnen erzählt, dass er das Risiko eingehen will, sich von den reizenden Damen im Blue Ribbon bezaubern zu lassen? Ich habe die Absicht, ihm das verführerischste Mädchen im ganzen Saal vorzustellen. Wenn er erst einmal eines dieser Mädchen mit dem seidenen Kopftuch für sich entdeckt hat, wird er vielleicht doch noch ein echter Louisianer.«
Bertrand hatte Achille Dumont immer für einen schwachen Charakter gehalten, auch wenn er zugeben musste, dass der Bursche sehr amüsant sein konnte. Marguerite war immer sehr freundlich zu Achille, aber Bertrand fragte sich, ob sie nicht ein Spiel spielte, wenn sie ihn darauf angesetzt hatte, Albany mit den Schönheiten im Blue Ribbon die Zeit zu vertreiben. Vielleicht war Marguerites Lieblingsnichte wirklich nicht gewillt, Albany zu heiraten. Diesen Gedanken musste er weiterverfolgen.
Nur ein paar Straßen weiter schaute Josie auf ihrem Weg nach oben kurz bei den Kindern hinein. Pierre schnarchte leise in seinem Bett, André schlief noch mit dem Daumen im Mund. Am längsten blickte sie den kleinen Jean Baptiste an und erinnerte sich, was Grammy Tulia immer gesagt hatte: »Es gibt nichts Hübscheres als schlafende Kinder.« Jean Baptistes Wimpern lagen auf seinen Wangen, und seine winzigen perl-weißen Zähne glitzerten zwischen den rosigen Lippen. Josie hoffte, sie würde eines Tages einen kleinen Jungen haben, der so zauberhaft war wie Jean. Sie zog ihm die Decke über den Fuß, küsste ihn auf die Stirn und dachte daran, wie wunderbar es sein müsste, eine eigene Familie zu haben. Wie reich sie sich fühlen würde.
Am nächsten Tag setzte sie sich mit Tante Marguerite in den Salon. Ihre Tante war sehr aufgeregt wegen der Vorbereitungen ihres letzten Empfangs am Ende der Fastenzeit. Danach würde jedermann New Orleans verlassen haben, um die Malariazeit zu vermeiden. Marguerite hatte noch so viel zu erledigen, und nun war sie schon seit ein paar Tagen so schrecklich erkältet!
Sie nippte an ihrem heißen Tee mit Zitrone und Honig. »Ach«, krächzte sie, »du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel noch zu tun ist! Ich schufte und schufte seit Wochen und sehe immer noch nicht, wie wir bis zum Achtzehnten fertig werden sollen. Ich fürchte, du musst mir kräftig zur Seite stehen, Josephine.«
»Was soll ich tun? Ich könnte den Haushalt überwachen oder mich um die Kinder kümmern. Oder soll ich bei der Vorbereitung des Essens helfen?«
»Oh, meinst du, du könntest dich um die Küche kümmern? Ja, natürlich kannst du das«, sagte Marguerite. »Deine Großmutter führt ein altmodisches Haus, nicht wahr? Sie hat dir wahrscheinlich Kochen und Backen beigebracht, bevor du lesen konntest, und vermutlich wärst du in der Lage, das gesamte Menü selbst zuzubereiten.«
»Nein, so weit geht es natürlich nicht«, lachte Josie. »Aber ich werde mich darum kümmern, keine Frage. Um die Bestellungen, die Planung …«
»Und dann ist da die Sache mit dem Wein«, fiel ihr Marguerite ins Wort. »Mit diesem schrecklichen Husten …« Sie hustete wie zur Bestätigung. »Mit diesem schrecklichen Husten habe ich die Bestellung immer von einem auf den anderen Tag geschoben, und jetzt habe ich immer noch nichts unternommen.«
»Ich kenne einen Weinhändler«, sagte Josie. »Phanor De-Blieux.«
Marguerite hob ihre Augenbrauen. Woher kannte ihre Nichte einen Weinhändler, von dem sie nichts wusste?
»Er arbeitet für Monsieur Cherleu, und Grand-mère hält große Stücke auf ihn.«
»Ach, wirklich?«
»Ich kann ihn über Monsieur Cherleu erreichen. Grandmère hat mir geschrieben, dass er auf der Rue Dauphine wohnt, falls ich irgendwann einmal eine Begleitung nach Hause brauche.«
»Ach, wie wunderbar, du erleichterst mir wirklich das Leben, Liebes. Sei so gut und lass deinen Phanor DeBlieux sofort kommen.«
Oben in ihrem Zimmer wühlte Josie in ihrer Briefschachtel, bis sie das Empfehlungsschreiben fand, das ihre Großmutter ihr geschickt hatte. Marguerites Butler konnte Phanors Adresse bei Monsieur Cherleu erfragen und ihre Einladung überbringen. Sie rannte die Treppe hinunter, das Schreiben für Thomas in der Hand.
Während sie auf Antwort warteten, besprachen Josie und ihre Tante das Menü. Sie entschieden sich für Tournedos vom Rind, Schweinemedaillons in Weinsauce sowie gekochte und gebratene Garnelen. Rohe und
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