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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Unterredung förmlich beenden.
    »Josie, sei mir nicht böse«, sagte Phanor. »Du bist immer so hübsch, ich habe doch nicht gewusst, dass das Schminke ist.«
    Sie war gekränkt, enttäuscht, und doch saß dort Phanor, der gut aussehende, gewinnende Phanor, und erzählte ihr, sie sei hübsch. In ihrer Verwirrung wusste sie nicht, was sie erwidern sollte, und blieb stehen, den Kopf zur Seite gedreht.
    Phanor legte den Kopf schief und beugte sich ein wenig vor, um ihr ins Gesicht zu sehen. »Ich bin untröstlich, Mademoiselle.«
    Sie schaute ihn nicht an.
    »Josie?«, sagte er. »Mademoiselle Josephine?« Seine Stimme sang es förmlich.
    Gegen ihren Willen zog sie einen Mundwinkel hoch.
    »Ich hab’s gesehen«, sagte er. »Josie lächelt wieder.«
    Da schaute sie ihn an, und jetzt lächelte sie wirklich.
    In dem Bewusstsein, sie überzeugt zu haben, wurde er ernst. »Vergib mir, Josie, ich bin nur ein armer Cajun-Junge vom Land, aber ich meine es tatsächlich so, wie ich gesagt habe. Du bist wirklich hübsch.«
    Für einen kurzen Moment saßen sie da und sahen sich tief in die Augen. In diesem Moment hätte sie ihm alles verziehen.
    Dann waren Stimmen und Schritte aus der Diele zu hören. »Das ist meine Tante Marguerite. Bleib doch noch einen Augenblick, damit sie dich kennenlernt, Phanor.« Josie rieb schnell einmal mit dem Taschentuch über den Schönheitsfleck, bevor ihre Tante den Salon betrat.
    Marguerite rauschte herein, wie es ihre Gewohnheit war, und begrüßte Phanor herzlich. Mehr als herzlich, dachte Josie. Sie ließ ihre Hand einen Augenblick zu lange in Phanors liegen, und plötzlich hatte sie ganz rosige Wangen.
    »Sie stammen also von Toulouse«, sagte sie.
    »Ein oder zwei Meilen von der Plantage entfernt, Madame«, antwortete er.
    Mit Abscheu beobachtete Josie die Verwandlung ihrer Tante von der geschäftigen Matrone in eine flirtende junge Frau. Sie musste doch schon fast dreißig sein! Josie warf einen Blick auf Phanor. Er würde ein solches Ausmaß an Aufmerksamkeit sicher grauenhaft finden.
    Aber wenn er sich dabei unwohl fühlte, so verbarg er es jedenfalls sehr gut. Er zeigte sein strahlendstes Lächeln und erwiderte die flotten Bemerkungen ihrer Tante mit der Routine eines Höflings. Josie fühlte sich, als sei sie nur noch ein Schatten.
    »Nun, Monsieur, ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Marguerite. »Und ich bin außerordentlich froh, dass Sie uns bei unserem Fest zur Hand gehen können. Ich hätte nicht gewusst, wie wir die Weine ohne Ihre Hilfe hätten aussuchen sollen.«
    »Keine Sorge, Madame, ich kümmere mich um alles.« Er wandte sich an Josie. »Mademoiselle Josephine«, sagte er förmlich. »Madame.« Dann verbeugte er sich vor ihnen beiden und verließ sie.
    Als die Tür sich hinter ihm schloss, strahlte Marguerite Josie an. »Was für ein reizender junger Mann«, sagte sie. »So gut aussehend und gut gebaut. Diese Schultern! Und er hat Charme, doch, das muss man sagen. Der wird seinen Weg machen, dieser Monsieur DeBlieux, Cajun oder nicht.«
    Josie fand die Begeisterung ihrer Tante geschmacklos. Sie sprudelte ja förmlich über! Sehr unpassend, dachte Josie. Sie stellte die Kaffeetassen auf dem Tablett zusammen und nahm ihren Häkelbeutel. »Ich gehe nach oben, Tante, ich habe André und Pierre versprochen, dass ich ihnen etwas vorlese.«
    Oben fand sie die drei Jungen, Jean Baptiste, André und Pierre schon beim Abendessen. Als sie sich zu ihnen an den kleinen Tisch setzte, kletterte Jean Baptiste von seinem Stuhl, um auf ihrem Schoß zu sitzen. Dann streckte er seine Ärmchen nach dem Teller aus und stopfte sich noch etwas Brot in den Mund. Josie hielt ihn fest und kümmerte sich nicht um die Krümel, die ihr auf den Rock fielen, während die beiden älteren Jungen ihr voller Stolz erzählten, wie sie heute kleine Segelboote aus Papier und Stöckchen gebastelt hatten.
    Wenn sie mit den Kindern zusammen sein konnte, ging es ihr gut. Als die Kinderfrau sagte, jetzt sei es Zeit, die Gesichter zu waschen und ins Bett zu gehen, drückte Josie Jean Baptiste fest an sich. Er legte ihr die Händchen ans Gesicht und sagte: »Jophine.« Dann gab sie André einen Gutenachtkuss. Der Älteste, Pierre, erklärte ihr: »Ich bin schon zu groß für Küsse.« Er streckte ihr feierlich die Hand hin, und sie schüttelte sie ebenso ernst.
    In ihrem Zimmer gleich neben dem der Kinder hörte sie die Stimmen, als die Kinderfrau mit den dreien aufräumte und ihnen dann half,

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