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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Höflichkeiten perfekt ausgetauscht hatten, gingen sie zum alten Ton über. »Du siehst wunderbar aus«, sagte er.
    Josie drehte sich einmal im Kreis. »Bin ich nicht eine feine Dame geworden?«, fragte sie lachend. »Ich brauche jetzt zwei Mal so lange, um mich anzukleiden, also muss es wohl so sein.«
    Dann läutete sie mit der kleinen Silberglocke nach Kaffee, und sie setzten sich in die Sonne bei der Balkontür.
    »Ich hatte gehofft, dich an einem Sonntagnachmittag auf dem Jackson Square zu sehen«, begann er.
    Hatte er sie damals bemerkt? Nein, sein Gesicht verriet nichts dergleichen. Sie schämte sich für die Lüge, die sie jetzt erzählen musste, und dafür, dass sie sie nötig hatte. »Es tut mir leid«, sagte sie errötend. »Ich konnte hier nicht weg, sie passen einfach zu gut auf mich auf.«
    »Weißt du, dass ich auf Toulouse war?«, wechselte er das Thema. Er erzählte ihr, wie er ihre Großmutter vor drei Wochen angetroffen hatte und wie die Felder grünten.
    »Hast du mitbekommen, dass Remy wieder weggelaufen ist?«, fragte sie ihn.
    Phanor zögerte nur einen winzigen Augenblick. »Remy? Als ich dort war, habe ich ihn auf den Feldern arbeiten sehen. Mit einem fürchterlichen Käfig über dem Kopf.«
    »Einem Käfig?«
    Phanor beschrieb die Vorrichtung, die LeBrec sich ausgedacht hatte, und wie die Glöckchen bei jeder Bewegung geklingelt hatten.
    »Das ist ja schrecklich! Und meine Großmutter hat das zugelassen?«
    »Nach dem, was Cleo erzählte«, antwortete er, »hat sie darauf bestanden, dass LeBrec ihre Sklaven nicht durch Schläge oder irgendwelche Verstümmelungen verletzt. Und diese Geschichte war seine Antwort.«
    »Arme Cleo! Sie muss ja krank vor Sorge sein.«
    »Josie, ich denke, ich muss dir etwas sagen. Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an, aber ich glaube, du solltest das wissen.«
    »Worum geht es? Wenn es um Toulouse geht, muss ich es sogar wissen.«
    »Es geht um diesen neuen Aufseher, diesen LeBrec. Er ist ein grausamer Mann. Und er stellt Cleo nach.«
    »Ach nein, Phanor, darum musst du dir keine Sorgen machen. Meine Großmutter würde es doch niemals zulassen, dass ein Mann eines ihrer Hausmädchen belästigt. Schon gar nicht ihre eigene … schon gar nicht Cleo.«
    Phanor antwortete nicht. Er glaubte, Madame Tassins Pragmatismus besser zu kennen als Josie.
    »Nun gut«, sagte er, »die Fastenzeit ist bald vorüber. Fährst du dann nach Hause?«
    »Nach Ostern, heißt es, ist die Stadt wie ausgestorben.«
    Josie merkte, wie er ihren Schönheitsfleck wieder anstarrte. Während sie miteinander gesprochen hatten, hatte er die ganze Zeit immer wieder dorthin geschaut und machte sie ganz nervös damit. Sie war sich nicht sicher, ob der Fleck ihm gefiel.
    »Fährst du auch nach Hause?«, fragte sie.
    »So bald noch nicht. Wir erwarten im Juni ein Schiff, aber vielleicht kann ich einen Besuch zu Hause machen, wenn ich die Kisten aufgenommen und mein Verzeichnis aktualisiert habe.«
    »O ja, dein Verzeichnis. Wir sollten zum Geschäftlichen kommen, Phanor, wie in alten Zeiten.«
    Er lächelte, zog die Liste aus seiner Tasche, und sie fuhren fort damit, das Menü und die Weine zu besprechen, die an dem großen Abend ausgeschenkt werden sollten. Champagner würde es geben, und einige Kisten weißen und roten Wein.
    »Ich habe einen Chenin Blanc, der wie frische, knackige Äpfel schmeckt«, sagte Phanor. »Und dann solltet ihr natürlich einen weicheren, eher honigfarbenen halbtrockenen Wein haben.« Was den Rotwein anging, so empfahl er ihr einen Bourgeuil aus Cabernet-Franc-Trauben von der Loire.
    »Hast du schon Eis bestellt?«, fragte Phanor.
    »Oh, Eis! Nein, habe ich nicht, ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.«
    »Smithfield bekommt noch Ladungen von den Seen im Norden. Ich habe öfter mit ihm zu tun, weil ich zwei Restaurants beliefern muss. Soll ich mich um das Eis kümmern?«
    »Ach ja, bitte.«
    Er starrte schon wieder auf ihren Mundwinkel, und sie fand sein Verhalten allmählich nicht mehr schmeichelhaft. Plötzlich streckte er die Hand aus und wischte vorsichtig über den sorgfältig gemalten Schönheitsfleck.
    »Was ist das?«, fragte er. Dann sah er die schwarze Paste auf seinem Daumen. »Oh.«
    Josie legte den Finger auf den Fleck; sie wusste, er war ruiniert.
    »Oh, das tut mir leid«, sagte er. »Ich dachte, es sei vielleicht ein Fleck … ich wusste ja nicht …«
    Josie saß stocksteif da, so peinlich war ihr der Augenblick. Sie stand auf, als wollte sie die

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