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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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gebratene Austern sollte es ebenfalls geben, schlug Josie vor. Zu dieser Jahreszeit war frisches Gemüse knapp, aber sie konnten Butterkartöffelchen und winzige Spinatpasteten mit Sahne servieren. Was das Dessert anging, so würden Crêpes mit Konfitüre, Apfeltörtchen und kandierte Zitrusfrüchte keine Wünsche offenlassen. Und für diejenigen Gäste, die bis zum Morgengrauen blieben, würde es noch eine heiße, scharfe Suppe und frisches Brot geben.
    Thomas kehrte mit einem ordentlich geschriebenen Briefchen auf schwerem, crèmefarbenem Papier zurück. Phanor DeBlieux würde ihnen um vier Uhr am Nachmittag seine Aufwartung machen und eine vollständige Liste der Weine mitbringen, die er derzeit auf Lager hatte.
    »Großartig«, sagte Marguerite. »Aber jetzt musst du mich entschuldigen, Josephine. Die Schneiderin kommt, um mein Kleid noch einmal anzupassen. Sehr lästig, das alles, aber man will ja, dass es richtig gemacht wird, nicht wahr?« Marguerite war schon fast zur Tür hinaus, als sie sich noch einmal umdrehte. »Und was wirst du bei dem Fest tragen?«
    Josie hob die Schultern. »Dasselbe schwarze Kleid wie im Herbst, denke ich doch.«
    »Mach dir keine Sorgen, Kleines. Nur noch ein paar Monate, dann kannst du die Trauerkleider in den Schrank hängen. Und dann bekommst du von mir etwas richtig schönes Farbiges geschenkt, vielleicht ein rosa Abendkleid oder, nein, ein blassgrünes, das bringt deine Augen besser zur Geltung.«
    Marguerite fuhr sich mit einer Hand über ihr perfekt frisiertes Haar. »Und jetzt muss ich wirklich gehen, die Schneiderin wartet. Du sprichst mit der Köchin, damit sie den Metzger kommen lässt, nicht wahr?«
    Josie warf einen schnellen Blick auf die große Uhr in der Diele. Noch zwei Stunden, bis Phanor kam. Sie eilte nach oben, um ihr Haar auszubürsten und wieder hochzustecken. Die honigfarbenen Strähnen schienen immer mehr nachzudunkeln, wenn sie die Haare nicht ständig wusch, und sie fand ihr Haar doch am schönsten, wenn es möglichst hell war, aber eine Wäsche kam jetzt nicht infrage. In drei Wochen würde sie zu Hause sein, dann konnte Cleo ihr dabei helfen.
    Mit frischen Locken, gepudert und mit Rouge auf den Wangen, betrachtete sich Josie im Spiegel ihrer Tante. Zufrieden legte sie die Hände in die schmale Taille, übte ihr Lächeln mit dem Seitenblick und den Blick unter den Wimpern hervor. Der Schönheitsfleck, den sie sich links neben den Mundwinkel gemalt hatte, gefiel ihr besonders gut.
    Wenn sie nicht gehörig aufpasste, würde sie noch eitel, rief sie sich zur Ordnung.
    Dann ging sie zurück in den Salon, um ihren Besucher zu erwarten. Phanor würde ziemlich sicher nicht pünktlich sein, aber darauf kam es nicht an. Nur die Américains machten sich verrückt mit der Uhrzeit. Sie griff nach ihrem Häkelbeutel. Anders als beim Sticken, musste man beim Häkeln nicht unbedingt jeden Stich genau sehen.
    Sie öffnete die Balkontüren und lauschte auf die Straßengeräusche. Würde Phanor an die Vordertür klopfen? In Toulouse, als er noch barfuß mit einem Korb gekommen war, hatte er sich nicht auf die Vordertreppe gewagt. Aber jetzt war er ein Händler in der Stadt, mit frisch gewichsten Stiefeln und in feines Wollzeug gekleidet. Sie beschloss, dass sie ihn lieber im Salon empfangen würde als in dem vollgestopften kleinen Zimmer, das ihre Tante als Arbeitszimmer benutzte. Und sie würde Tee bringen lassen. Oder vielleicht Kaffee. Sie hatte festgestellt, dass die meisten Männer Kaffee bevorzugten.
    Nur zehn Minuten nach dem Glockenschlag der alten Uhr klopfte es an der Vordertür. Josie konnte sich nicht zurückhalten, sie eilte auf den Balkon und lehnte sich über das Geländer.
    »Phanor!«, rief sie.
    Er zog den Hut und verbeugte sich schwungvoll. Sie lachten sich an, als ob sie ein großes Geheimnis teilten, als ob sie sich in den feinen Kleidern nur verkleidet hätten und den anderen etwas vorspielten. In Wirklichkeit waren sie immer noch der Phanor und die Josie aus der Nacht auf dem Deich.
    Thomas öffnete die große Tür, und Phanor verschwand in die Diele.
    Im Salon bereitete sich Josie auf seine Ankunft vor und wartete. Als Thomas Monsieur DeBlieux ankündigte, stand sie mitten im Zimmer und reichte ihm mit großer Geste die Hand.
    Phanor machte einen Kratzfuß, nahm Josies Hand und küsste sie. Es gelang ihm tatsächlich, dabei nicht zu lächeln. Sie genoss das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Hand. »Mademoiselle«, sagte er.
    Nachdem sie alle

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