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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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auf seiner Brust.
    »Kann das denn sein, dass er schon wieder Hunger hat?«, fragte Phanor ungläubig, als sie zu ihm geeilt kam, um ihm Gabriel abzunehmen.
    »Wenn er wach ist, hat er Hunger«, sagte sie.
    »Wir müssen reden, mein Freund«, bemerkte Jean Paul und deutete auf sein Büro.
    Die Männer verließen Cleo, die sich hinsetzte, um den Kleinen zu füttern. Das Stillen war immer auch eine Beruhigung für sie selbst. Sie spürte, dass sie gut gesungen hatte, so gut, wie sie eben konnte. Sie wollte den Job, sie wollte gern singen, aber wenn es nicht sein sollte, würde sie etwas anderes finden.
    Als Phanor zurückkam, zwinkerte er ihr zu.
    »Dann ist es also abgemacht«, sagte Jean Paul, der hinter ihm eintrat. »Wir werden nächsten Donnerstag bei den frühen Gästen einen Probelauf machen, damit sie ein wenig Selbstvertrauen gewinnt.«
    Er wandte sich an Cleo. »Du hast ja sicher ein Abendkleid.«
    »Natürlich«, antwortete Phanor für sie, bevor sie auch nur den Mund aufmachen konnte.
    Als sie zur Tür hinaus waren, zischte Cleo ihm zu: »Warum hast du behauptet, ich hätte ein Abendkleid, Phanor? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viel so ein Kleid kostet?«
    »Wir kriegen ein Kleid, verlass dich drauf. Ich kenne da jemanden.«
    »Eine Schneiderin?«
    Phanor lachte. »Nicht wirklich. Sie ist Russin, kannst du dir das vorstellen? Eine Russin in New Orleans.«
    Madame Kirasows Etablissement lag ein paar Straßen vom Les Trois Frères entfernt, und vor dem Haus lag sehr viel Abfall und Unrat im Rinnstein. Aber der Eingang versprach Üppigkeit und Bequemlichkeit. Eine geschnitzte, lackierte Rose schmückte das obere Feld der Tür über dem großen Türklopfer aus Messing, und das kleine Glasfenster in der Mitte war mit vergoldetem Filigran verziert. Ein kleiner schwarzer Junge in einer lila Uniform mit roter Seidenschärpe öffnete ihnen.
    Er lächelte freundlich, als er Phanor erkannte. »Monsieur!«, sagte er.
    »Bonjour, Narcisse«, antwortete Phanor und legte dem Jungen seine große Hand auf die Schulter. »Würdest du mich Madame melden?«
    Der Junge ließ sie beide in einem prächtig möblierten Salon zurück. Cleo setzte sich mit Gabriel auf ein dunkelrotes Sofa mit lila Kissen. Überall herrschten Rot- und Lilatöne vor: an den Wänden, bei den Teppichen, den Lampen … Cleo fand die Einrichtung geschmacklos und marktschreierisch, aber man musste zugeben, dass der Luxus beeindruckend war.
    Mit einem roten, rüschenverzierten Morgenmantel angetan, schwebte Madame Kirasow ins Zimmer, eingehüllt in eine Duftwolke aus teurem Parfum. Sie war sehr klein, aber irgendwie schien sie das ganze Zimmer zu füllen. »Phanor, mein Lieber!«
    Phanor beugte sich vor, um ihr die Wange zu küssen, aber Natascha bestand auf einen kräftigen Kuss auf den Mund. Grinsend richtete er sich wieder auf und drehte sich um, um Cleo vorzustellen. Natascha tat überrascht, noch eine zweite Person anzutreffen, aber Cleo wusste genau, die Frau hatte sie von Anfang an sehr wohl gesehen.
    Cleo zweifelte nicht daran, dass Nataschas schlauer Blick ihre Beziehung zu Phanor korrekt einschätzte. Und sie schätzte Natascha und ihr Gewerbe ebenso zutreffend ein. Zu denken gab ihr nur, dass Phanor hier offensichtlich Stammgast war. Sie deutete einen kleinen Knicks an, und Natascha setzte ein freundliches Gesicht auf.
    »Braucht deine Freundin einen Job?«, fragte Natascha, die Cleo und das Baby mit geübtem Blick betrachtete. »Sie würde sich hier nicht schlecht machen.«
    »Nein, sie hat schon einen Job. Deshalb bin ich hier. Ich würde mich freuen, wenn du ihr mit einem Kleid aushelfen könntest. Vielleicht könnte eines der Mädchen ihr eins leihen oder vermieten.«
    »Vielleicht. Was für ein Job ist das?«
    Während Phanor erklärte, was der Hintergrund seines Besuchs war, fragte sich Cleo, ob die Frauen, die hier arbeiteten, nur lilafarbene und rote Kleider trugen.
    Sie hatte sich immer ein dunkelrotes Kleid vorgestellt, wenn sie daran gedacht hatte, wie es wäre, in New Orleans zu singen.
    »Und du bist eine freie Frau?«, fragte Natascha.
    Mit voller Überzeugung und ohne Zögern antwortete Cleo: »Ja, ich bin frei.«
    »Und du hast auch Papiere, um das zu beweisen?«
    »Sicher.«
    Cleo hielt Nataschas Blick stand. Sie würde sich solche Papiere beschaffen können, genau wie Phanor sie für Remy beschafft hatte. Wenn Natascha Papiere sehen wollte, würde sie welche besorgen.
    Natascha lächelte leicht. »Nicht nötig«, erklärte

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