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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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brauchte sie zu oft, um ständig danach auf Simsen oder in Taschen zu suchen. Und im Übrigen kam es ja gar nicht mehr darauf an, ob sie damit gut aussah oder nicht.
    Es war Zeit für drastische Schritte, dachte sie. Es nützte überhaupt nichts, hier und da etwas zu bezahlen, nur um die Kredite aufrechtzuerhalten. Sie musste in größeren Dimensionen denken.
    Durchs Fenster hörte sie einen Wagen und ein Pferdegeschirr knirschen, und dann hörte sie Ellbogen-Johns kräftige Begrüßungsrufe und wusste, es war nicht nur irgendein Händler. Froh um ein wenig Ablenkung, ließ sie den Stift auf den Schreibtisch fallen.
    Von der vorderen Veranda sah sie zu, wie Mr Gale von seinem überladenen Wagen kletterte. Seine beiden kleinen, flachsblonden Söhne saßen ganz oben auf dem Berg von Sachen, die mit Segeltuch abgedeckt waren. Sie mussten inzwischen ungefähr doppelt so groß sein wie an dem Tag, als sie nach Texas abgefahren waren. Aber wo war der Rest der Familie Gale?
    Josie ging Mr Gale entgegen bis zum oberen Ende der Treppe. »Kommen Sie doch herein, Mr Gale. Ich freue mich sehr, Sie zu sehen.«
    Mr Gale war schmutzig vom Straßenstaub und drehte seinen Hut nervös in den Händen. Als er zögerte, sich auf das Rosshaarsofa zu setzen, drängte Josie ihn. »Das kann man doch abbürsten«, erklärte sie. »Jetzt setzen Sie sich erst einmal hin. Gleich gibt es eine Erfrischung, einen kleinen Moment.«
    Sie schickte Laurie zu Louella, um Limonade zu holen. »Und nimm die Kinder mit ins Küchenhaus, sie brauchen was zu trinken und vielleicht ein paar von Louellas Maisfladen. Pass gut auf sie auf, Laurie.«
    Dann setzte sie sich dem ehemaligen Aufseher gegenüber. »Nun, Mr Gale, was können Sie mir aus Texas berichten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das kann man gar nicht erzählen, Mademoiselle, nicht mal die Hälfte von dem, was wir erlebt haben.« Er legte seinen Hut auf den Boden neben seine abgetretenen Stiefel. »Ein hartes Land, das kann ich Ihnen sagen. Die Sonne zieht das Wasser aus dem Boden, und an den meisten Stellen ist der Boden ohnehin nicht mehr als eine halbe Hand tief. Meine erste Ernte war schon verwelkt, bevor sie ganz ausgewachsen war.«
    Josie wartete, bis er sich wieder gefasst hatte. »Und dann die Krankheiten! Diphterie haben sie das genannt. Ich habe meine Frau und Roseanne verloren. Erinnern Sie sich noch an Mrs Gale und die kleine Roseanne?«
    »Aber natürlich erinnere ich mich, Mr Gale. Es tut mir sehr leid, das zu hören. Ihre Frau hatte immer eine Handvoll Nusskerne oder einen Ingwerkeks für Cleo und mich.«
    Mr Gale rieb sich mit einer Hand das stoppelige Kinn. »Sie war eine gute Frau«, sagte er leise.
    Josie wusste nicht, was sie antworten sollte, und Mr Gale schien alles gesagt zu haben, was zu sagen war. »Roseanne war das hübscheste kleine Mädchen, das man sich vorstellen konnte«, versuchte sie das Gespräch fortzusetzen. »Irgendwie bestand sie nur aus roten Backen und einem Lächeln.«
    »Ja, sie war ein hübsches Kind.«
    Laurie brachte ein Tablett mit Limonade in hohen Gläsern herein. Josie nickte ihr zu, Mr Gale zuerst ein Glas zu reichen. »Sie können gern hierbleiben, Mr Gale«, sagte sie dann. »Sind Sie auf dem Weg nach Hause? Nach Alabama?«
    »Ja, nach Alabama. Aber meine Verwandten dort sind auch nicht mehr da. Das einzige Zuhause, das wir noch haben, meine Jungs und ich, ist hier.« Er trank das Glas leer und setzte es auf dem Beistelltisch ab. »Deshalb bin ich hier, Mademoiselle. Unten in Donaldsville habe ich gehört, dass Sie diesen LeBrec vor die Tür gesetzt haben. Ich bin gekommen, um Sie zu fragen, ob ich meine alte Stelle wiederhaben kann.«
    »Mr Gale, was soll ich dazu sagen? Es ist nicht mehr so wie damals, als Sie noch bei uns waren. Erst die Bankenkrise und dann – ich weiß nicht, ob Sie von meiner Großmutter gehört haben?«
    Sie erzählte ihm von dem Schlaganfall, von den Schwierigkeiten, Grand-mère zu verstehen, dass sie den größten Teil des Tages verschlief und den Rest der Zeit zornig war. Sie erzählte ihm auch, dass sie selbst versucht hatte, die Arbeit des Aufsehers zu übernehmen, und am Ende erzählte sie ihm, dass sie beim besten Willen nicht wusste, wie sie einen Aufseher bezahlen sollte.
    Mr Gale dachte einen Augenblick nach. »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, Mademoiselle Josephine. Sie brauchen einen Aufseher, und meine Jungs brauchen ein Zuhause. Sie lassen mich wieder in das alte Haus einziehen, Sie sorgen für

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