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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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geschliffenem Glas leuchtete auf dem Nachttisch – eine nachgemachte Tiffany-Lampe, die man aus der Welt der Menschen importiert und so verändert hatte, dass sie mit der quasi-magischen Energie betrieben werden konnte, mit der alle Geräte der Wolfyn liefen. Das bleiche Licht beleuchtete die erdbraunen Wände und die fein geschnitzten Möbel, beides subtil verziert mit dem Siegel des Augenkratzer-Rudels: vier parallele blutrote Linien über einem bernsteinfarbenen Wolfsauge. Das Bett war mit luxuriösen purpurrot gefärbten Fellen bedeckt, aber der wahre Mittelpunkt des Raumes war Keely. Die Alpha-Wölfin des Rudels lag lang ausgestreckt da, geschmeidig und befriedigt. Vor Erregung duftete sie nach Moschus und nach der Magie des Blutmondes. Sie war gesegnet mit dem durchtrainierten Körper einer Jägerin und dem vollen Haar einer Wolfshündin in ihren besten Jahren; ungebunden und unabhängig war sie, genau wie er.
    Nur dass sie überhaupt nicht wie er war. Nicht wirklich.
    Sie trafen und paarten sich nur diese eine Nacht im Jahr,wenn der Sex die stärkste Verwandlung auslöste und die Wolfyn die nächsten drei Tage hauptsächlich in Wolfgestalt verbrachten, gemeinsam rannten, ihre Magie erneuerten, alte Verbindungen lösten und neue schufen. Keely wagte es nicht, sich während des Blutmondes mit einem Mann ihrer Art zu paaren, da er dann das Recht beanspruchen könnte, sie um die Führung des Rudels herauszufordern. Diese Führung war an ihren Bruder Kenar gegangen statt an sie, wie die Tradition es verlangt hätte. Als „Gast“ des Augenkratzer-Rudels – so nannte man die wenigen Reisenden zwischen den Welten, die durch eine Laune der Magie nicht durch den Steinkreis nach Hause zurückkehren konnten – war Dayn zu Keelys erster Wahl geworden. Sie hatte es ihm mit dem Pragmatismus der Wolfyn dargelegt: Sex, einmal im Jahr, nicht mehr, nicht weniger. Und das passte ihm gut aus verschiedenen Gründen.
    Ihre Beziehung hatte rein geschäftlich begonnen, aber mit der Zeit hatte sie sich zu einer Freundschaft entwickelt. Oder wie nannte man es bei den Menschen? „Freundschaft plus“. Aber Freunde oder nicht, er sagte ihr nicht, dass sie heute mit ziemlicher Sicherheit zum letzten Mal zusammen gewesen waren. Er wagte es nicht. Stattdessen sagte er: „Danke, aber nein danke. Und du hättest nicht gefragt, wenn du nicht gewusst hättest, dass das meine Antwort ist.“
    „Du kennst mich zu gut. Also … nächstes Jahr zur gleichen Zeit, in einem Jahr?“
    „Natürlich“, sagte er und fügte dann wie immer dazu, „es sei denn, du hast bis dahin jemanden gefunden.“
    Ihre Augen blitzten auf. „Kenar ist ein guter Alpha.“
    Darüber ließ sich streiten, aber Dayn würde Keely unddie anderen Rudel-Mitglieder nie dazu bringen, zuzugeben, dass ihr Alpha sich mehr für sich selbst als das Rudel und seine Traditionen interessierte. Oder dass es falsch von ihm gewesen war, sich gegen die Traditionen zu stellen und den Mann, den Keelys Vater als seinen Nachfolger und Partner seiner Tochter aus einem anderen Rudel ausgesucht hatte, zu verjagen. Zugegeben, der Mann – Roloff – hätte nicht gehen dürfen. Aber dadurch wurde Kenars Verhalten noch lange nicht richtig.
    Aber es brachte nichts, sich darüber zu streiten – „alles schon versucht“, sagten die Menschen passenderweise in so einem Fall. Also warf er ihr nur eine Kusshand zu. „Dann bis nächstes Jahr.“ Eine Lüge, aber eine notwendige. Im ganzen Reich der Wolfyn wusste nur die Weise Wolfyn, Candida, wer und was er wirklich war, und dass die Zeit für ihn bald gekommen war nach Hause zurückzukehren.
    „Natürlich“, stimmte Keely ihm zu. „Es sei denn, du findest in der Zwischenzeit jemanden.“
    Er hatte die Hand schon an der Tür, drehte sich aber noch einmal überrascht um. „Ich? Nein. Auf keinen Fall.“
    „Der neue Gast des Steindreher-Rudels ist hübsch.“
    „Ich habe nicht vor, mir eine Partnerin zu nehmen.“ Außerdem war der Neuankömmling nicht die Frau, auf die er wartete; die Frau, die er in der letzten Woche jede Nacht deutlicher im Traum gesehen hatte. Jeden Morgen war er mit dem Bild eines herzförmigen Gesichts vor Augen aufgewacht. Es hatte ein Grübchen im Kinn und einen „Ihr könnt mich alle mal“-Ausdruck in den Augen, dazu lockige rote Strähnen. Beeil dich , wollte er ihr sagen. Bitte beeil dich.
    Keely sah ihn fragend an. „Wenn es nicht das ist, wasliegt dir dann auf der Seele?“ Bei den Wolfyn ließen sich alle

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