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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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denn das Gesamtbild stimmte, aber die Details waren falsch.
    Die Hütte bestand aus grob behauenen Baumstämmen, so weit stimmte es, aber sie lag auf einem gemütlichen Sofa statt auf einem Feldbett. Auf einem Beistelltisch spendete eine Mosaik-Lampe dumpfes bernsteinfarbenes Licht. Und der Mann trug Kleidung direkt aus dem Outdoor-Shop statt Selbstgewebtes. Mehr noch, selbst die Details der Details stimmten nicht. Die Couch, auf der sie lag, war mit einem weichen samtartigen Flor bezogen, aber der Stoff bewegte sich merkwürdig, genau wie das Polster darunter. Und an der Lampe war kein Kabel.
    Was zum Teufel …?
    „Ich bringe MacEvoy um.“ Dieser Idiot musste irgendetwas wirklich Seltsames und Halluzinogenes in die Duftlampe in seinem Laden getan haben.
    Acid zum Beispiel.
    „Wer ist MacEvoy?“ Die Stimme des Försters war ein weicher Bariton mit einem heiseren Klang, der ihre Haut zu streicheln schien. Aber die Frage machte sie noch etwas nervöser, genau wie sein Blick, als er sich zurücklehnte und misstrauisch und verwirrt auf sie hinabstarrte.
    Er hatte noch nie mit ihr gesprochen, sie noch nie so fassungslos angesehen.
    Er hielt sich nicht an die Regeln, und das gefiel ihr überhaupt nicht.
    „Er ist … ist auch egal.“ Sie richtete sich auf und wehrte ihn ab, als er versuchte, ihr zu helfen. „Schon gut. Es geht mir gut.“ Nur, dass es ihr nicht gut ging. Alles war falsch, denn was auch immer hier vor sich ging, der Traum – die Halluzination? – wirkte viel zu echt.
    „Gut genug, um aufzubrechen?“
    „Aufbrechen?“
    Er nickte. „Wir haben vier Nächte, ab heute, deswegen sollten wir so schnell wie möglich aufbrechen.“
    Reda atmete tief durch und beschwor sich selbst, nicht durchzudrehen. Es gab irgendeine logische Erklärung für alles. Es musste sie einfach geben. „Ich werde keinen Sex mit dir haben.“ Oh, verdammt noch mal, sie wusste wirklich nicht, warum sie das jetzt gesagt hatte. Obwohl, eigentlich schon: Es lag an diesen Träumen.
    Er hob die Augenbrauen. „Natürlich nicht. Du bist meine Führerin.“
    Sie wurde rot, redete aber einfach weiter. „Ernsthaft. Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“ Und sie wusste auch nicht, warum sie mit diesem Produkt ihrer überreizten Fantasie überhaupt diskutierte.
    „Mach darüber keine Witze.“
    „Wer macht hier Witze?“ Ihr war nicht nach Scherzen zumute, sie war einfach so verwirrt wie noch nie. „Warte. Ist das alles ein blöder Streich?“ Aber wer sollte so etwas tun?
    In seiner Miene lag plötzlich Erkennen. „Verflucht noch mal, die Vortex-Krankheit.“
    „Vor-was?“
    Er stand auf und fing an, auf und ab zu gehen. „Manchmal, wenn ein Reisender durch einen Vortex von einer Welt in eine andere tritt, ist er danach verwirrt und vergisst sogar Teile seiner Vergangenheit.“
    In ihrem Inneren verspürte sie ein leichtes Brennen. „Ich bin nicht verrückt.“
    „Das habe ich auch nicht gesagt“, antwortete er, und damit hatte er auch wieder recht. Er fuhr fort: „Gedächtnisverlust und Wahnsinn sind nicht das Gleiche. Bei euch nennt man das, glaube ich, ‚Äpfel und Pflaumen vergleichen‘, richtig?“
    „Birnen. Äpfel und Birnen.“ Seine Sprache war eine seltsame Mischung aus formeller und Umgangssprache, was alles nur noch seltsamer machte. „Wer bist du?“
    Er blieb stehen und sah etwas beschämt aus. „Entschuldige, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Ich bin Dayn. Prinz Dayn, genauer gesagt, Forstwächter von Elden. Aber wenn das hier irgendwer wüsste, würde man mich in Stücke reißen.“ Er sagte es so trocken, dass sie einen Augenblickbrauchte, um die Bedeutung der Worte zu begreifen. Als sie den Mund aufsperrte, streckte er ihr seine Hand entgegen. „Also bleiben wir einfach bei ‚Dayn‘, okay?“
    „Ich bin Reda.“ Ihr war schwindlig, aber sie ergriff instinktiv seine Hand und spürte die warme Kraft seiner breiten Handfläche und der langen eleganten Finger. Doch statt sie zu schütteln, hob er ihre Hand an die Lippen und hauchte einen Kuss auf ihre Fingerknöchel. Es war eine unbefangene Geste, als hätte er so etwas schon tausendmal getan und als bedeutete es nicht mehr als ein Handschlag auf dem Bahnsteig oder ein Schulterklopfen zwischen Freunden an der Pizzabude. Aber sie keuchte leise, und ihre Blicke trafen sich.
    Das machte es alles andere als beiläufig, genau wie das Prickeln, das sie auf der Haut spürte und das sie daran erinnerte, dass alles nur ein Traum war. Mehr noch, es war

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