Das Herz des Werwolfs (German Edition)
Steinkreis beleuchtete.
„Verdammter Mist.“ Er war nicht gereist. Er war immer noch in der Welt der Wolfyn. „So ein stinkender …“
Ein leises Stöhnen unterbrach ihn. Ein leises, sehr weibliches Stöhnen.
Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als er sich dem Geräusch zuwandte. Er wollte nicht hoffen, aber er hoffte.
Und da war sie. Endlich, nach all dieser Zeit war sie da.
Sie lag zusammengekrümmt im Gras. Die Wange hatte sie auf den Händen abgelegt, aber er erkannte das herzförmige Gesicht, das sture Grübchen im Kinn und die starken, aber doch sanft gerundeten Kurven ihres Körpers. Und auch ohne dass er sie bei Tageslicht gesehen hatte, wusste er, dass ihr welliges Haar von Rot durchzogen war und ihre Augen klar und blau wie der dunkle Himmel über Elden nach einem Gewitterregen. Nicht dass es wichtig wäre, ob sie schön war oder nicht – sie war seine Führerin, und nur darauf kam es an.
Ihre Kleider wiesen sie als Menschen aus, was ihn überraschte. Von den drei bekannten Welten war die menschliche am fortschrittlichsten, was Technik anging, benutzte aber die wenigste Magie, wodurch sie sich am weitesten von der reinen Magie der Königreiche unterschied. Wie sollte eine Menschenfrau ihn da führen können?
Hab Vertrauen, sagte er sich. Sein Vater hatte ihm Führung versprochen, und hier war sie.
Es bedeutete auch, dass die letzten vier Nächte angebrochen waren, und sie sich beeilen mussten. Dabei gab es allerdings ein Problem: Sie war bewusstlos, und das Augenkratzer-Rudel bereitete sich auf seinen Lauf vor, zu dem eine Stunde Heulen an den Steinen gehörte. Auch wenn die Wolfyn im alltäglichen Leben relativ zivilisiert waren – zumindest wenn sie sich in ihrer eigenen Welt aufhielten –, der Blutmond brachte andere Aspekte ihrer Persönlichkeit zum Vorschein. Keely hätte wahrscheinlich keine Schwierigkeiten damit, ihn während des Blutmonds mit einer anderenFrau zu sehen, aber die anderen wären wohl nicht so nachsichtig.
Er traf eine spontane Entscheidung, auch wenn er lieber geblieben wäre und sofort einen neuen Vortex gerufen hätte. Dayn nahm die Frau in seine Arme. Sie war zierlicher und kleiner als Keely und schien sich ihm ganz selbstverständlich anzupassen, als er sie aus dem Kreis trug. Ihr Kopf lag gegen seinen Hals geschmiegt, ihr lockiges Haar kitzelte an seiner Wange.
In seiner Hütte legte er sie vorsichtig auf das Sofa neben dem Herd, wo die Reste des Feuers immer noch Wärme spendeten. Dann zog er seine viel zu warme Jacke aus und kniete sich neben sie. Ein Teil von ihm konnte es immer noch nicht fassen, dass er von ihr geträumt hatte und sie jetzt wirklich hier war. Sein Blick verweilte auf der Fülle ihrer Lippen und der rosigen Farbe ihrer Wangen. Er streckte die Hand aus, um sie zu wecken, aber stattdessen ertappte er sich dabei, wie er ihr einige lockere Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, wo sie sich an den Wimpern verfangen hatten. Ihre Haut war warm und zart, und auch wenn er sich sagte, dass er sie nicht anfassen durfte, nicht so, konnte er doch nicht von ihr lassen.
Sie regte sich unter seiner Berührung und seufzte leise. Ihm stockte der Atem, als sie die Augen öffnete und in seine sah. Das ganze Universum schien sich auf diese blauen, blauen Augen zu reduzieren, auf ihren schockierten Blick … und das Erkennen darin.
Der Förster sah auf sie hinab. „Den Göttern sei Dank, du bist endlich hier.“
Reda starrte stumm zu ihm hinauf. Ihre Gedanken überschlugensich, und die Welt geriet ein klein wenig aus dem Gleichgewicht.
Es war wie in dem Traum, den sie die letzte Woche jede Nacht geträumt hatte. Sie wachte in einer Holzhütte auf, und dieser Mann stand über sie gebeugt, während in der Nähe ein Feuer knisterte. Er sah so aus, wie sie ihn sich erträumt hatte: unordentliches schwarzes Haar, das ihm in die Stirn fiel und sich an den Spitzen lockte, umrahmte fein geschnittene Gesichtszüge und smaragdgrüne Augen. Er hatte einen hageren und doch kraftvollen Körperbau, mit breiten Schultern, langen Gliedmaßen und schlanken geschmeidigen Muskeln, die unter seiner Haut spielten, als er sich neben sie kniete. Seine Haut war glatt und bronzefarben, und ein feiner männlicher Flaum war unter seinem offenen Hemd sichtbar. Genau wie in ihren Träumen roch er nach Holz, Rauch und Zimt. Wärme breitete sich in ihrem Körper aus und sammelte sich dort, wo seine Finger ihre Wange berührten.
Aber als der Schwindel sich legte, kam die Nervosität …
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