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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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nicht vorbei.
    „Du kannst jetzt aufstehen.“ Dayn sagte es, ohne sie anzusehen, aber sie glaubte ein Lächeln um seinen Mund zu erkennen. „In der Speisekammer ist ein Beutel. Warum füllst du ihn nicht mit Proviant, während ich mich um alles andere kümmere?“
    Als er sich abwandte, richtete sie sich langsam auf und wünschte sich auf einmal, eine Herde rosa Elefanten würde durch das zerbrochene Fenster hereinmarschieren. Dann könnte sie darauf zeigen und sagen: „Ha, ich wusste esdoch. Es ist nur ein Traum.“ Oder eine Halluzination, völlig egal. Wichtig war nur, dass nichts hier wirklich geschah. Es spielte sich alles nur in ihrem Kopf ab.
    Nur dass keine rosa Elefanten kamen. Sie stand weiterhin neben einem stinkenden toten Riesen mit zwei Köpfen zu viel. Und einem echt heißen Typen, der glaubte, sie würden zusammen irgendwo hingehen.
    MacEvoy, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, du hättest mir das verdammte Buch kostenlos per Post geschickt, dachte sie. Und dann, weil ihr kein guter Grund einfiel, der dagegen sprach, fing sie an, Proviant einzupacken.
    Der Beutel schien eine Art Rucksack mit nur einem Riemen zu sein, und der Proviant in der Speisekammer bestand aus harten Brötchen, getrocknetem Fleisch – sie wollte gar nicht wissen, was für welches – und Studentenfutter. Sie packte alles ein, was ihr irgendwie bekannt vorkam, und versuchte, Ähnlichkeiten mit ihren gewohnten Speisen zu sehen und die Unterschiede auszublenden. Aus den Augenwinkeln allerdings nahm sie eine ganze Reihe an fremdartigen Speisen wahr, bei deren bloßem Anblick sich ihr der Magen umdrehte.
    Und die ganze Zeit war sie sich Dayns Nähe sehr bewusst. Er zog einen Pullover an, dann einen schweren Ledermantel, packte die Armbrust samt Munition in einen Rucksack und legte dann einen schmalen Ledergürtel um, an dem auf einer Seite ein ungewöhnlich kurzes Schwert hing und auf der anderen einige kleine Beutel. Während sie zu Ende packte, hängte er sich einen Lederschlauch über die Schulter, in dem Flüssigkeit schwappte, drehte sich dann zu ihr um und nickte.
    Er schien allerdings keine Antwort zu erwarten, denn er ließ den Blick direkt weiterwandern zu der umgekippten Couch und dem zerstörten Beistelltisch, auf das zerbrochene Fenster und die im Zimmer verstreuten Dinge, die vermutlich sein Leben ausmachten: ein Tagebuch, dessen Einband wie Nylon aussah, ein Glas, gefüllt mit interessanten Steinen, ein riesiges Geweih, in das ein halb fertiges Bild eines prachtvollen Hengstes geschnitzt war. Während Dayn sich umsah, betrachtete Reda ihn. Mit dieser seltsamen Mischung aus moderner Kleidung und altmodischer Ausrüstung hätte er eigentlich verkleidet wirken müssen. Stattdessen strahlte er nur Selbstbewusstsein aus, und das – wie die Leiche des Riesen bewies – durchaus zu Recht. Reda konnte die Augen nicht von ihm lassen.
    Er drehte sich abrupt zur Tür. „Gehen wir.“
    Sie blieb stehen. „Wohin?“ Das waren die ersten zwei Silben, die ihr seit dem Angriff über die Lippen gekommen waren. Ihre Gedanken überschlugen sich, aber ihr Körper war wie gelähmt. So lief es immer, wenn sie in Krisensituationen erstarrte.
    Er nickte mit dem Kopf in Richtung des toten Monsters. „Das war ein Ettin. Die sind in dieser Welt nicht heimisch. Er muss aus den Königreichen gekommen sein, also hat sich der Vortex wahrscheinlich wieder geöffnet. Und das bedeutet, wir müssen los. Sofort.“
    Vortex? Welten? Wie konnte er mit seiner Armbrust und seinem Schwert dastehen und von so einem Science-Fiction-Kram reden? Das ergab keinen Sinn.
    Natürlich nicht, sagte die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf. Es ist nur ein Traum oder eine Halluzination oder so was. Aber da bis drei zählen nicht funktioniert hat, bringtdich vielleicht dieser Vortex weiter.
    Also nickte sie und folgte ihm aus der Hütte. Ihre Stiefel knirschten auf dem zerbrochenen Glas.
    „Hier entlang.“ Er drängte sie einen breiten Pfad hinab. Sein Atem war in der kalten Luft sichtbar. „Wenn wir durch die Steine zurückgehen können … Mist.“ Er sah enttäuscht aus. „Sie leuchten nicht.“
    „Und das bedeutet?“
    „Der Vortex ist schon wieder fort.“ Er sah sieh an. „Du weißt, wie man einen ruft, oder?“
    „Ich …“ Sie dachte an den wirbelnden Wind in ihrer Küche und an den Zauber, den ihre Mutter ihr beigebracht hatte. „Ja.“
    „Dann los. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es, ehe das Rudel kommt.“ Aber er war

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