Das Herz des Werwolfs (German Edition)
in ein paar Minuten wieder da.“
Sie nickte, legte sich zurück und rollte sich mit dem Rücken zum Feuer zusammen. Als sie die Augen schloss, schienen sich die Geräusche um sie herum zu verstärken. Sie lauschte Dayns Bewegungen: dem Klang seiner Schritte, dem Schließen der Tür hinter ihm, dem Knirschen der Kiesel draußen und dem aufgebrachten Ruf eines Vogels, der sich in seiner Ruhe gestört fühlte.
Wie versprochen kehrte er innerhalb weniger Minuten zurück. Seine Kleider raschelten und seine Stiefel polterten, als er sich wieder auszog, ehe er sich zu ihr ins Bettgleiten ließ. Er legte sich hinter sie, seine Brust an ihrem Rücken, und verschränkte über ihrem Herzen seine Hände mit ihren.
So schlief sie ein, in seine Wärme gehüllt, und merkte, wie dankbar sie war, dass er kein Wolfyn war. Denn wenn doch, stünde sie ohne Zweifel in seinem Bann.
Dayn erwachte gegen Mittag. Seine innere Uhr warnte ihn, dass sie nicht mehr allzu lange hier liegen bleiben konnten, falls ihre Verfolger noch hinter ihnen her waren.
Im Schlaf hatte Reda sich zu ihm umgedreht. Jetzt war sie eng an seine Seite gekuschelt, und ihr Kopf lag auf seinem Arm, den er um sie gelegt hatte. Ihr Atem war warm auf seiner Haut, ließ seine Brustwarzen sich zusammenziehen und schickte kleine Wellen weiter seinen Körper hinab. Aber diese körperlichen Reaktionen waren nur ein Tröpfeln im Gegensatz zu der tiefen Welle der Gefühle, die in ihm aufstieg und ihn mit sich zu reißen drohte.
Zuneigung, Dankbarkeit, Erleichterung, Sorge – all das und noch mehr, eine komplizierte Mischung, die ihm sagte, dass er sie wahrscheinlich nicht hätte lieben sollen, und ganz bestimmt nicht so intensiv, wie es am Ende geworden war … Doch gleichzeitig konnte er seine Entscheidung nicht bereuen, auch nicht den letztendlichen Kontrollverlust.
Sie hatten einander gut und gründlich geliebt, ohne Verstellung, ohne Erwartungen und in dem Wissen, dass sie sich am Bogen trennen und nur gute Erinnerungen mit sich nehmen würden. Den Stich, den dieser Gedanke ihm versetzte, ignorierte er und konzentrierte sich darauf, wie verdammt gut er sich auf einmal fühlte – erfrischt, energiegeladenund bereit, die Welt zu erobern.
Oder sich einem angefressenen Wolfsrudel zu stellen und einem Countdown zur übernächsten Nacht – der vierten Nacht.
Der Gedanke ernüchterte ihn, und er berührte Reda an der Schulter. „Komm, Dornröschen. Zeit, aufzuwachen.“
Halb erwartete er, dass sie aus dem Schlaf schreckte und Panik bekam, weil sie zusammen im Bett lagen. So entgegenkommend und aufregend seine süße Reda auch gewesen war, er bezweifelte, dass sie je einen Liebhaber genommen hatte, den sie erst vor wenigen Stunden kennengelernt hatte. Sie war es sicher nicht gewohnt, in den Armen eines Fremden aufzuwachen. Ihre Beziehung allerdings verlief zwangsweise gestrafft und beschleunigt.
Sie schien kurz vor dem Aufwachen gestanden zu haben, denn sie keuchte nicht auf oder wich vor ihm zurück. Stattdessen lächelte sie mit geschlossenen Augen und sagte: „Wenn ich Dornröschen bin, sollte mein Märchenprinz mich mit einem Kuss wecken.“
„Findest du mich märchenhaft?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, beugte er sich vor und berührte ihre Lippen mit seinen, erst keusch, doch als ihre Lippen weich wurden und sich ihr Mund unter seinem öffnete, vertiefte er den Kuss.
Murmelnd rückte sie näher an ihn heran, schlang die Arme um seinen Hals und hielt ihn fest. Die Geste rührte ihn und füllte eine Lücke in ihm, deren Existenz er bisher nicht einmal geahnt hatte. Wilde Freude durchfuhr ihn, als er sich auf sie legte, sie in die Matratze drückte und leidenschaftlich küsste. Sein Körper reagierte auf die Anwesenheit einer Geliebten, seiner Geliebten.
Sie stöhnte leise, und er wollte sie hochheben und mit ihr wild durch die Hütte tanzen. Sie zog sanft an seinen Haaren, und er wollte singen, so laut er konnte, obwohl er keinen Ton traf. Er spürte ihren Körper unter seinem, ihre Beine, die ihn zwischen sich aufnahmen, während er anschwoll und fast sofort hart wurde, obwohl er erst vor ein paar Stunden in ihr gekommen war. Er wollte hinaus in den Wald rennen und die gefährlichste Bestie jagen, nur um ihr die Trophäe seiner Jagd zu bringen. Dann fiel ihm ein, dass Menschen, was das anging, manchmal empfindlich waren. Vielleicht sollte er ihr lieber ein paar wilde Blumen pflücken.
Obwohl es so lächerlich war, fand er die Vorstellung auf einmal sehr
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