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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Rand al'Tho ... Rands Liebe. Mein Herz ist zu Staub zerfallen, weil es will, dass er mich liebt, aber ich weiß nicht, ob er das jemals tun wird.«
    Elayne schaute in Aviendhas unleserliche Miene. Sie beneidete sie um Rand? Wo der Mann doch Elayne Trakand aus dem Weg ging, als hätte sie die Krätze? Für weitere Gedanken blieb keine Zeit.
    »Schlage sie so fest du kannst mit der offenen Hand«, befahl Tamela Aviendha und ließ ihre Schultern los.
    Viendre drückte Elayne leicht. »Verteidige dich nicht!« Davon hatte man ihnen aber nichts gesagt! Aviendha würde auf keinen Fall...
    Blinzelnd stemmte sich Elayne von den eiskalten Fliesen hoch. Sie tastete vorsichtig ihre Wange ab und zuckte zusammen. Sie würde den Handabdruck für den Rest des Tages herumtragen. Die Frau hatte doch nicht so fest zuschlagen müssen.
    Alles wartete, bis sie wieder kniete, und dann lehnte sich Viendre näher heran. »Schlage sie so fest du kannst mit der offenen Hand.«
    Nun, sie würde Aviendha nicht umhauen. Sie würde sie nicht... Ihr weit ausgeholter Schlag schickte Aviendha zu Boden und ließ sie bäuchlings fast bis zu Monaelle rutschen. Elaynes Hand brannte fast so sehr wie ihre Wange.
    Aviendha stemmte sich hoch, schüttelte den Kopf, dann kroch sie zurück auf ihren Platz. Und Tamela sagte: »Schlag sie mit der anderen Hand.«
    Diesmal rutschte Elayne über die eiskalten Fliesen bis zu Amys Knien; ihr Kopf dröhnte, und beide Wangen brannten. Und als sie wieder vor Aviendha kniete und Viendre ihr den Befehl zum Schlag gab, legte sie ihren ganzen Körper hinein, sodass sie beinahe auf Aviendha drauf gefallen wäre, als diese umkippte.
    »Ihr dürft jetzt gehen«, sagte Monaelle.
    Elayne riss den Kopf zu der Weisen Frau herum. Aviendha, die wieder halb auf den Knien war, erstarrte zu Stein.
    »Falls ihr es wünscht«, fuhr Monaelle fort. »Die Männer tun es für gewöhnlich, an diesem Punkt oder auch schon früher. Viele Frauen tun es auch. Aber wenn ihr einander noch genug liebt, um weiterzumachen, dann umarmt euch.«
    Elayne warf sich Aviendha entgegen und traf auf einen Körper, der sie beinahe umwarf. Sie klammerten sich aneinander. Tränen rannen aus Elaynes Augen, und sie sah, dass Aviendha ebenfalls weinte. »Es tut mir Leid«, flüsterte Elayne inbrünstig. »Aviendha, es tut mir Leid.«
    »Verzeih mir«, flüsterte Aviendha zurück. »Verzeih mir.«
    Monaelle stand über sie gebeugt. »Ihr werdet wieder Wut aufeinander verspüren, ihr werdet böse Worte sprechen, aber ihr werdet euch immer daran erinnern, dass ihr die andere bereits geschlagen habt. Und es dafür keinen besseren Grund gab als den, dass man es euch befahl. Sollen mit diesen Schlägen all jene erledigt sein, die ihr noch austeilen wollt. Ihr schuldet einander Toh, ein Toh, das ihr nicht bezahlen könnt, und ihr werdet es auch nicht versuchen, denn jede Frau steht immer in der Schuld ihrer Erstschwester. Ihr werdet erneut geboren werden.«
    Das Saidar in dem Raum veränderte sich, aber Elayne blieb keine Gelegenheit, sich das näher anzusehen. Das Licht verblasste, als würden die Lampen gelöscht. Der Druck von Aviendhas Umarmung schwand. Geräusche verstummten. Das Letzte, was sie hörte, war Monaelles Stimme. »Du wirst erneut geboren werden.« Alles verblasste. Sie verblasste. Sie hörte auf zu existieren.
    Eine Art von Bewusstsein. Sie empfand sich nicht als Ich, sie dachte überhaupt nicht, aber sie nahm Dinge wahr. Geräusche. Eine gluckernde Flüssigkeit, die sie umgab. Gedämpftes Gurgeln. Und ein rhythmisches Dröhnen. Das alles andere übertönte. Bumm-bumm. Bumm-bumm. Sie wusste nicht, was Zufriedenheit war, aber sie war zufrieden. Bumm-bumm.
    Zeit. Sie wusste nicht, was Zeit war, und doch vergingen Zeitalter. Da war ein Laut in ihr, ein Laut, der sie mit Leben erfüllte. Bumm-bumm. Der gleiche Laut, der gleiche Rhythmus wie der andere. Bumm-bumm. Der von einem anderen Ort kam. Bumm-bumm. Der gleiche Laut, der gleiche Schlag wie der ihre. Kein anderer. Sie waren gleich; sie waren eins. Bumm-bumm.
    Die Ewigkeit verging, von diesem Pulsschlag begleitet, alle Zeit, die es jemals gegeben hatte. Sie berührte die andere, die sie selbst war. Sie konnte fühlen. Bumm-bumm. Sie bewegten sich, sie und die andere, die sie selbst war, sie wanden sich, ihre Gliedmaßen verhakten sich ineinander, sie rollten sich weg und kamen immer wieder zusammen. Bumm-bumm. Manchmal war da ein Licht in der Dunkelheit; kaum zu sehen, doch für einen, der nur die

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