Das Herz Des Winters
Dunkelheit kannte, war es hell. Bumm-bumm. Sie öffnete die Augen, starrte in die Augen der anderen, die sie selbst war, und schloss sie zufrieden. Bumm-bumm.
Eine plötzliche Veränderung, schockierend für jemanden, der nie eine Veränderung erlebt hatte. Druck. Bumm-bumm-bumm-bumm. Der beruhigende Schlag war schneller geworden. Ein krampfartiger Druck. Wieder. Und wieder. Und er wurde stärker. Bumm-bumm-bumm-bumm! Bumm-bumm-bumm-bumm!
Plötzlich war die andere, die sie selbst war, verschwunden. Sie war allein. Sie wusste nicht, was Furcht war, aber sie fürchtete sich und war allein. Bumm-bumm-bumm-bumm! Druck! Stärker als alles andere zuvor! Er lastete auf ihr, zerquetschte sie. Hätte sie gewusst, wie man schrie, hätte sie gewusst, was ein Schrei war, hätte sie gebrüllt.
Und dann war da ein Licht, ein blendendes Licht, das voller wirbelnder Muster war. Sie hatte ein Gewicht; sie hatte noch nie zuvor Gewicht gespürt. Ein schneidender Schmerz in ihrer Mitte. Etwas kitzelte sie am Fuß. Etwas kitzelte sie am Rücken. Zuerst begriff sie nicht, dass das Wimmern von ihr kam. Sie trat kraftlos, fuchtelte mit Gliedmaßen herum, die nicht wussten, wie sie sich bewegen sollten. Man hob sie hoch, legte sie auf etwas Weiches, das jedoch härter als alles war, das sie je zuvor gespürt hatte, mit Ausnahme der Erinnerungen an die andere, die sie selbst war, die andere, die nicht mehr da war. Bumm-bumm. Bumm-bumm. Der Laut. Der gleiche Laut, der gleiche Schlag. Es herrschte Einsamkeit, die unbenannt blieb, aber da war auch Zufriedenheit.
Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Sie hob den Kopf von einer Brust und schaute hinauf in Amys' Gesicht. Ja, Amys. Schweißfeucht und mit müden Augen, aber lächelnd. Und sie war Elayne; ja, Elayne Trakand. Aber sie war jetzt noch mehr. Es war nicht wie der Behüterbund, auch wenn es ihm ähnelte. Schwächer, aber prächtiger. Langsam drehte sie den Kopf, der ihr nur mühsam gehorchte, um die andere anzuschauen, die sie selbst war, die an Amys' anderer Brust lag. Um Aviendha anzuschauen, deren Haar verklebt, deren Gesicht und Körper vor Schweiß glänzte. Die vor Freude lächelte. Lachend und weinend umklammerten sie einander und hielten einander fest, als wollten sie sich niemals loslassen.
»Das ist meine Tochter Aviendha«, sagte Amys. »Und das ist meine Tochter Elayne, die am selben Tag, zur selben Stunde geboren wurde. Mögen sie einander immer beschützen, einander helfen, einander lieben.« Sie lachte leise, erschöpft, zufrieden. »Kann uns jetzt jemand etwas zum Anziehen bringen, bevor meine neuen Töchter und ich erfrieren?«
Elayne wäre es im Augenblick völlig gleichgültig gewesen, wenn sie erfroren wäre. Sie klammerte sich lachend und weinend an Aviendha. Sie hatte ihre Schwester gefunden. Licht, sie hatte ihre Schwester gefunden!
Die Geräusche emsiger Geschäftigkeit und anderer Frauen, die ihrer Arbeit nachgingen und sich dabei leise unterhielten, weckten Toveine Gazal aus ihrem Schlaf. Sie blieb auf der harten, schmalen Pritsche liegen und seufzte voller Bedauern. Es war ein so schöner Traum gewesen - ihre Hände um Elaidas Hals. Dieser winzige, von Segeltuchwänden begrenzte Verschlag war die Realität. Sie hatte schlecht geschlafen und fühlte sich wie betäubt. Außerdem hatte sie verschlafen; es würde keine Zeit für ein Frühstück bleiben. Zögernd schlug sie die Decken beiseite. Das Gebäude war irgendein kleines Lagerhaus gewesen, mit dicken Mauern und schweren, niedrig hängenden Balken, aber es gab keine Wärme. Ihr Atem gefror zu einer Wolke, und die schneidende Morgenluft fand den Weg durch ihr Unterhemd, bevor noch ihre Füße die groben Holzbohlen des Fußbodens berührten. Selbst wenn sie in Erwägung hätte ziehen können, im Bett liegen zu bleiben, sie hatte ihre Befehle. Logains widerwärtiger Bund machte jeden Ungehorsam unmöglich, ganz egal, wie sehr sie sich danach sehnte.
Sie versuchte immer, an ihn nur als Ablar zu denken, oder schlimmstenfalls Meister Ablar, aber es war jedes Mal Logain, der vor ihrem inneren Auge entstand. Der Name, den er berüchtigt gemacht hatte. Logain, der falsche Drache, der die Heere seiner Heimat Ghealdan zerschmettert hatte. Logain, der sich seinen Weg durch die paar Altaraner und Murandianer gebahnt hatte, die den Mut gehabt hatten, ihn aufhalten zu wollen, bis er Lugard persönlich bedroht hatte. Logain, der gedämpft worden war und aus irgendeinem unerfindlichen Grund wieder die Macht lenken
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