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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sein richtiger Name war - mit seinem faltigen Bauerngesicht und dem sauber gestutzten öligen Bart versuchte sich in der trägen Haltung eines Adligen - so wie er sie sich vorstellte. Der Taraboner Androl Genhald war ein stämmiger Bursche, dessen buschige Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen und dessen Hände hinter dem Rücken verschränkt waren; er trug einen goldenen Siegelring, aber in ihren Augen ähnelte er eher einem Novizen, der sich den Schnurrbart abrasiert und den Schleier abgelegt hatte. Mezar Kurin, ein Domani mit ergrauten Schläfen, fummelte an dem Granatstein an seinem linken Ohrläppchen herum; es war durchaus möglich, dass er ein Adliger von geringem Stand war. Toveine erstellte im Kopf eine hübsche Sammlung von Namen und Gesichtern. Früher oder später würde man sie jagen, und jede noch so geringe Information, die bei ihrer Identifizierung half, würde von Nutzen sein.
    Die rote Tür öffnete sich, und die Männer nahmen Haltung an, aber es war nicht Logain, der heraustrat.
    Toveine blinzelte überrascht, dann begegnete sie dem Blick aus Gabrelles rauchgrünen Augen entschieden und machte keinerlei Anstalten, ihren Ekel zu verbergen. Der verfluchte Bund mit Logain hatte eindeutig vermittelt, was er in der vergangenen Nacht getan hatte - sie hatte schon befürchtet, er würde überhaupt nicht mehr einschlafen! -, aber nicht einmal in ihrer finstersten Vorstellungskraft hätte sie an Gabrelle gedacht! Einige der Männer schienen genauso überrascht wie sie zu sein. Ein paar bemühten sich, ihr Grinsen zu verbergen. Kurin hingegen zeigte ein breites Lächeln und strich sich mit dem Daumen seinen dünnen Schnurrbart.
    Die dunkelhäutige Frau hatte nicht einmal den Anstand zu erröten. Sie hob ihre Nase noch ein Stück höher, dann richtete sie schamlos ihr dunkelgrünes Gewand über den Hüften, als wollte sie allen verkünden, dass sie es gerade erst übergestreift hatte. Sie warf sich den Umhang über die Schultern und band den Riemen zu, während sie so gelassen auf Toveine zurauschte, als befände sie sich in der Burg.
    Toveine packte die größere Frau am Arm und zog sie ein Stück von den Männern fort. »Wir mögen Gefangene sein, Gabrelle«, flüsterte sie mit scharfer Stimme, »aber das ist kein Grund zur Kapitulation. Vor allem nicht vor Abiars widerwärtigen Gelüsten!« Gabrelle zeigte nicht einmal eine Spur von Verlegenheit! Ihr kam ein Gedanke. Natürlich. »Hat er ...? Hat er es Euch befohlen?«
    Gabrelle befreite sich mit einem höhnischen Grinsen aus ihrem Griff. »Toveine, ich habe zwei Tage gebraucht, um mich zu entscheiden, ob ich mich seinen widerwärtigen Gelüsten‹ ergebe, wie Ihr es ausgedrückt habt. Euch Roten ist das vielleicht unbekannt, aber Männer erzählen und prahlen gern. Man muss nur zuhören oder zumindest so tun, und ein Mann wird einem seine ganze Lebensgeschichte erzählen.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn und der höhnische Ausdruck um ihre Lippen verschwand. »Ich frage mich, ob es für gewöhnliche Frauen auch so ist.«
    »Ob es was für sie ist?«, wollte Toveine wissen. Gabrelle horchte ihn aus? Oder versuchte sie nur, mehr Material für ihr Buch zu bekommen? Aber das war unvorstellbar, selbst für eine Braune! »Wovon sprecht Ihr?«
    Der nachdenkliche Gesichtsausdruck der anderen Frau blieb bestehen. »Ich fühlte mich ... hilflos. Oh, er war sanft, aber ich hatte mir zuvor noch nie Gedanken darüber gemacht, wie stark die Arme eines Mannes sind, und ich konnte nicht mal einen Faden der Macht berühren. Er war... er hatte wohl die Führung übernommen, obwohl das so nicht ganz richtig ist. Er war einfach ... stärker, und ich wusste es. Es fühlte sich auf seltsame Weise ... anregend an.«
    Toveine erschauderte. Gabrelle musste den Verstand verloren haben! Sie wollte ihr das gerade ins Gesicht sagen, als Logain erschien und die Tür hinter sich schloss. Er war hoch gewachsen, viel größer als jeder der anwesenden Männer, und sein dunkles Haar fiel auf die breiten Schultern und umrahmte sein arrogantes Gesicht. An seinem hohen Kragen steckte sowohl das Silberschwert als auch diese alberne Schlange mit Beinen. Er schenkte Gabrelle ein flüchtiges Lächeln, während sich die anderen um ihn herum versammelten. Und das Flittchen lächelte auch noch zurück. Toveine erschauderte erneut. Anregend. Die Frau war wahnsinnig!
    Wie auch an den anderen Morgen erstatteten die Männer Bericht. Meistens hatte Toveine davon nicht ein Wort verstanden, aber

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