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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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den Mund, aber sie sollte nie herausfinden, ob er etwas über Mishraile - wer auch immer das war - sagen wollte.
    »Logain!« Welyn Kajima kam die Straße entlang gerannt, und die Glöckchen an den Enden seiner schwarzen Zöpfe bimmelten. Ein weiterer Geweihter, ein Mann in den mittleren Jahren, der zu viel lächelte; auch er war dabei gewesen, als Logain sie gefangen nahm. Kajima hatte Jenare den Bund aufgezwungen. Als er sich an den Männern vorbeidrängte, war er fast außer Atem, und jetzt lächelte er nicht.
    »Logain«, keuchte er, »der M'Hael ist aus Cairhien zurückgekehrt, und er hat neue Proskriptionen ans Brett vor dem Palast schlagen lassen. Ihr werdet nicht glauben, wer desertiert ist!« Er ratterte atemlos eine Liste herunter, während die anderen dazwischenriefen, sodass Toveine kaum mehr als Bruchstücke mitbekam.
    »Geweihte sind auch schon früher desertiert«, murmelte der Cairhiener, als Kajima fertig war, »aber noch nie ein vollwertiger Asha'man. Und jetzt gleich sieben auf einmal?«
    »Wenn Ihr mir nicht glauben wollt«, setzte Kajima an und plusterte sich wichtigtuerisch auf; er war in Arafel Schreiber gewesen.
    »Wir glauben Euch«, sagte Genhald beschwichtigend. »Aber Gedwyn und Torval sind Männer des M'Hael. Rochaid und Kisman auch. Warum sollten sie desertieren? Er gab ihnen alles, was man sich wünschen kann.«
    Kajima. schüttelte gereizt den Kopf und ließ seine Glöckchen klingeln. »Ihr wisst, dass die Liste niemals Gründe aufzeichnet. Immer nur Namen.«
    »Gut, dass wir sie los sind«, knurrte Kurin. »Das heißt, das wären wir, wenn wir sie jetzt nicht aufspüren müssten.«
    »Bei den anderen verstehe ich es nicht«, meldete sich Sandomere zu Wort. »Ich war bei den Quellen von Dumai dabei. Ich habe gesehen, wie der Lord Drache danach seine Auswahl traf. Dashiva trug wie immer den Kopf in den Wolken. Aber Flinn, Hopwil, Narishma? Es hat noch nie Männer gegeben, die zufriedener aussahen. Sie waren wie Lämmer, die man in einen Kornspeicher lässt.«
    Ein kräftiger Mann mit grauen Strähnen im Haar spuckte aus. »Nun, ich war bei den Quellen nicht dabei, aber ich bin im Süden gegen die Seanchaner gezogen.« Er hatte einen andoranischen Akzent. »Vielleicht gefiel den Lämmern der Metzgerhof nicht so sehr wie der Kornspeicher.«
    Logain hatte mit vor der Brust verschränkten Armen zugehört, ohne sich an der Diskussion zu beteiligen. Sein Gesicht war unleserlich, eine Maske. »Canler, sorgt Ihr Euch wegen des Metzgerhofes?«, sagte er jetzt.
    Der Andoraner verzog das Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern. »Ich schätze, früher oder später wird es uns alle dorthin verschlagen, Logain. Ich glaube nicht, dass wir da eine große Wahl haben, aber ich muss es nicht mit einem Lächeln akzeptieren.«
    »Solange Ihr an dem Tag nur da seid«, sagte Logain leise. Er hatte den Mann namens Canler angesprochen, aber einige der anderen nickten.
    Logain sah an den Männern vorbei und betrachtete Toveine und Gabrelle. Toveine versuchte auszusehen, als hätte sie nicht zugehört und sich verbissen Namen gemerkt. »Geht rein, damit ihr aus der Kälte kommt«, befahl er ihnen. »Wärmt euch mit einem Schluck Tee auf. Ich komme zurück, sobald ich kann. Lasst meine Papiere in Ruhe.« Er gab den Männern ein Zeichen und führte sie in die Richtung, aus der Kajima gekommen war.
    Toveine knirschte grimmig mit den Zähnen. Wenigstens musste sie ihm nicht zum Ausbildungsplatz folgen, vorbei an dem so genannten Verräterbaum, von dessen nackten Ästen Köpfe wie verfaulte Früchte hingen, um zuzusehen, wie Männer lernten, mit der Macht zu zerstören. Aber sie hatte gehofft, einen weiteren Tag für sich allein zu haben, um umherzuwandern und zu sehen, was sie in Erfahrung bringen konnte. Sie hatte die Männer »Taims Palast« erwähnen hören, und heute hatte sie gehofft, ihn zu finden und vielleicht einen Blick auf den Mann werfen zu können, dessen Name so finster wie Logains war. Stattdessen folgte sie der anderen Frau gehorsam durch die rote Tür. Es war sinnlos, dagegen anzukämpfen.
    Sie blickte sich in dem Vorraum um, während Gabrelle ihren Umhang an einen Haken hing. Trotz des Äußeren hatte sie etwas Prächtigeres erwartet. In einem Steinkamin brannte ein spärliches Feuer. Ein langer, schmaler Tisch und Stühle mit hohen Rückenlehnen standen auf nackten Bodenbrettern. Ihr fiel ein Schreibtisch ins Auge, der nur unwesentlich kunstvoller gearbeitet war als die anderen Möbel und auf

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