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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dem sich mit Deckeln verschlossene Briefkästen und Lederordner voller langer Papierbögen türmten. Es juckte ihr in den Fingern, aber selbst wenn sie sich an den Schreibtisch setzen würde, wäre sie nicht dazu in der Lage, auch nur etwas anderes als die Feder oder das gläserne Tintenfass anzurühren.
    Seufzend folgte sie Gabrelle in die Küche, wo ein eiserner Ofen zu viel Wärme verbreitete und sich auf einer niedrigen Kommode unter einem Fenster schmutziges Frühstücksgeschirr stapelte. Gabrelle füllte einen Wasserkessel und stellte ihn auf den Ofen, dann holte sie aus einer anderen Kommode eine grünglasierte Teekanne und eine Holzbüchse. Toveine legte ihren Umhang über eine Stuhllehne und setzte sich an den rechteckigen Tisch. Sie wollte keinen Tee, es sei denn, er wäre mit dem Frühstück serviert worden, das sie verpasst hatte, aber sie wusste, sie würde ihn trinken.
    Die närrische Braune plapperte vor sich hin, während sie ihrer häuslichen Tätigkeit nachging wie eine zufriedene Bäuerin. »Ich habe bereits viel in Erfahrung gebracht. Logain ist der einzige Asha'man, der hier im Dorf wohnt. Die anderen wohnen alle in Taims ›Palast‹. Sie haben Diener, aber Logain hat die Frau eines in der Ausbildung befindlichen Mannes angestellt, um für ihn zu kochen und sauber zu machen. Sie wird bald da sein, und sie glaubt, er hat die Sonne an den Himmel gebracht, also sollten wir bis dahin alle wichtigen Dinge besprochen haben. Er hat Euren Schreibkasten gefunden.«
    Toveine hatte das Gefühl, eine eiskalte Hand würde sich um ihren Hals legen. Sie versuchte es zu verbergen, aber Gabrelle sah sie direkt an.
    »Er hat ihn verbrannt. Nachdem er den Inhalt gelesen hat. Er scheint der Meinung zu sein, er hätte uns einen Gefallen getan.«
    Die Hand wich, und Toveine bekam wieder Luft. »Elaidas Befehl befand sich unter meinen Papieren.« Sie räusperte sich, um die Heiserkeit loszuwerden. Elaidas Befehl, jeden hier angetroffenen Mann zu dämpfen und sie an Ort und Stelle aufzuhängen, und zwar ohne den Prozess in Tar Valon, den das Burggesetz vorschrieb. »Sie hat harte Bedingungen auferlegt, und wenn diese Männer davon erfahren hätten, dann hätten sie genauso hart reagiert.« Trotz der von dem Ofen ausgehenden Hitze fröstelte sie. Dieses eine Blatt Papier hätte dazu führen können, dass man sie alle dämpfte und hängte. »Warum sollte er uns einen Gefallen erweisen wollen?«
    »Das weiß ich nicht, Toveine. Er ist kein Schurke, jedenfalls nicht mehr als die meisten Männer. Es könnte so einfach sein.« Gabrelle stellte eine Platte mit Brotstangen und eine weitere mit weißem Käse auf den Tisch. »Oder es könnte sein, dass dieser Bund einem Behüterbund viel Ähnlicher ist, als wir wissen. Vielleicht wollte er auch nur nicht miterleben, wie man uns hinrichtet.« Toveines Magen knurrte, aber sie nahm eine Stange, als wollte sie nur mal daran beißen.
    »Ich vermute, ›hart‹ ist milde ausgedrückt«, fuhr Gabrelle fort und löffelte Tee in den Kessel. »Ich sah, wie Ihr zusammengezuckt seid. Natürlich haben sie sich viel Mühe gemacht, uns herzubringen. Einundfünfzig Schwestern in ihrer Mitte, und selbst mit dem Bund müssen sie fürchten, dass wir eine Möglichkeit finden, ihre Befehle zu umgehen, irgendein Schlupfloch, das sie übersehen haben. Die offensichtliche Antwort ist natürlich, dass die Burg rasend vor Zorn wäre, wenn man uns umbringen würde. Solange wir am Leben und Gefangene sind, wird selbst Elaida vorsichtig sein.« Sie lachte mit stiller Belustigung. »Euer Gesicht, Toveine. Glaubt Ihr, ich habe die ganze Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, meine Finger in Logains Haar zu vergraben?«
    Toveine schloss den Mund und legte die unberührte Stange nieder. Sie war ohnehin kalt und fühlte sich hart an. Es war immer ein Fehler anzunehmen, dass die Braunen weltfremd waren, so tief in ihre Bücher und Studien vergraben, dass sie sonst nichts mitbekamen. »Was habt Ihr noch herausbekommen?«
    Gabrelle setzte sich ihr gegenüber an den Tisch, den Löffel in der Hand, und beugte sich vor. »Ihre Mauer mag stark sein, wenn sie einmal fertig ist, aber dieser Ort ist voller Risse. Da ist Mazrim Taims Fraktion, und Logains Fraktion, obwohl ich nicht mit Bestimmtheit sagen kann, dass sie es so betrachten. Vielleicht noch andere Fraktionen, und mit Sicherheit Männer, die nicht wissen, dass es Fraktionen gibt. Einundfünfzig Schwestern sollten damit eigentlich etwas anfangen können,

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