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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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rappelte sich auf, raffte ohne vorher den Staub abzuklopfen die Röcke bis über die Knie und rannte mit wehendem Umhang weiter. Anzügliche Rufe folgten ihr die Straße entlang, lachende Kinder zeigten mit dem Finger auf sie.
    Plötzlich war da ein Rudel Hunde um sie herum, die knurrend nach ihren Fersen schnappten. Sie sprang in die Höhe und wirbelte herum und trat zu, aber die Tiere hetzten sie. Sie wollte vor Wut und Empörung schreien. Hunde waren immer eine Plage, und sie konnte mit der Macht nicht mal eine Feder bewegen, um sie zu verjagen. Ein grauer Hund schnappte ihren Rocksaum und zerrte sie zur Seite. Panik drängte alles andere zur Seite. Wenn sie erneut stürzte, würde sie in Stücke gerissen.
    Eine brüllende Frau in braunem Tuch schlug mit ihrem schweren Korb nach dem Hund, der an Toveines Rock riss, und vertrieb ihn. Der Eimer einer rundlichen Frau traf einen scheckigen Rüden in die Rippen und er lief winselnd davon. Toveine starrte ihre Helferinnen erstaunt an, und wegen ihrer Unachtsamkeit musste sie ihr linkes Bein vor einem anderen Hund in Sicherheit bringen, und zwar um den Preis von einem Stück Strumpf mitsamt Haut. Überall um sie herum waren Frauen, die mit dem, was sie gerade zur Hand hatten, auf die Tiere einschlugen.
    »Geht weiter, Aes Sedai«, sagte eine dürre Frau mit grauen Haaren zu ihr, die mit einer Rute nach einem gescheckten Hund schlug. »Sie werden Euch nichts mehr tun. Ich würde gern eine hübsche Katze haben, aber Katzen würden meinen Mann jetzt nicht mehr dulden. Geht weiter.«
    Toveine wartete nicht ab, um ihren Retterinnen zu danken. Sie rannte weiter und dachte fieberhaft nach. Die Frauen wussten Bescheid. Wenn es eine wusste, dann wussten sie es auch alle. Aber sie würden keine Nachricht übermitteln, keine Flucht unterstützen, wenn ihnen klar war, wobei sie halfen. So viel dazu.
    Kurz vor Logains Haus - es war eines von mehreren am Ende einer schmalen Seitenstraße - wurde sie langsamer und ließ hastig die Röcke fallen. Acht oder neun Männer in schwarzen Mänteln warteten davor, junge Burschen und alte Männer und alles, was es dazwischen gab, aber von Logain war nichts zu sehen. Sie konnte ihn noch immer fühlen, er war entschlossen, konzentrierte sich aber. Vielleicht las er. Den Rest des Weges ging sie mit würdevollen Schritten. Gelassen und in jedem Zoll eine Aes Sedai, ganz egal, wie die Umstände waren. Es gelang ihr beinahe, ihre verzweifelte Flucht vor den Hunden zu vergessen.
    Das Haus überraschte sie jedes Mal, wenn sie es sah. Die anderen Häuser in dieser Straße waren genauso groß, bis auf zwei, die ein Stück höher waren. Ein ganz gewöhnliches Holzhaus mit zwei Stockwerken, obwohl die rote Tür, die Fensterläden und die Fensterrahmen seltsam aussahen. Einfache Gardinen verbargen das Innere, aber das Fensterglas war so minderwertig, dass Toveine bezweifelte, dass sie auch bei zurückgezogenen Gardinen etwas vom Inneren hätte erkennen können. Ein Haus, das zu einem mäßig erfolgreichen Kaufmann gepasst hätte, kaum die Unterkunft eines der berüchtigtsten Männer, die es gab.
    Einen kurzen Augenblick lang fragte sie sich, was Gabrelle wohl aufhielt. Die andere an Logain gebundene Schwester hatte dieselben Befehle wie sie und bis jetzt war sie immer als Erste hier gewesen. Gabrelle war eifrig, sie studierte den Asha'man, als wollte sie ein Buch über ihn schreiben. Vielleicht tat sie es ja; die Braunen würden über alles schreiben. Toveine verdrängte die andere Schwester aus ihren Gedanken. Obwohl... wenn Gabrelle zu spät kam, würde sie herausfinden müssen, wie der Frau das gelungen war. Aber jetzt hatte sie erst einmal selbst Dinge zu studieren.
    Die vor der roten Tür wartenden Männer betrachteten sie, sagten aber kein Wort, nicht mal untereinander. Und doch gab es hier keine Feindseligkeit. Sie warteten einfach. Keiner trug einen Umhang, obwohl ihr Atem vor ihren Gesichtern Muster in die Luft zeichnete. Sie alle gehörten zu den Geweihten, jeder trug das angesteckte silberne Schwert am Kragen.
    An jedem Morgen, an dem sie sich zur Stelle gemeldet hatte, war es das Gleiche gewesen, obwohl es nicht immer dieselben Männer gewesen waren. Ein paar von ihnen kannte sie, zumindest dem Namen nach, und manchmal hatte sie etwas über sie aufgeschnappt. Evin Vinchova, der hübsche Junge, der dabei gewesen war, als Logain sie gefangen genommen hatte, lehnte an der Hausecke und spielte mit einem Stück Schnur. Donalo Sandomere - falls das

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