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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nichts mehr zu tun, also machte er sich auf den Weg zu seinem eine halbe Meile entfernten Zelt. Das Zelt, das er mit Faile teilte. Er stolperte genauso oft, wie er normal ging, musste sich mühsam weiterkämpfen, wenn der Schnee bis zu seinen Beinen reichte. Er hielt den Umhang eng um sich gezogen, nicht nur, damit er nicht im Wind flatterte, sondern auch um mehr Wärme zu haben. Aber da war keine Wärme, Als er im Lager der Zwei Flüsse eintraf, herrschte dort emsiges Treiben. Die Wagen bildeten noch immer einen großen Kreis, und Männer und Frauen von Dobraines Gütern in Cairhien beluden sie, während andere die Pferde fürs Satteln vorbereiteten. Die Cairhiener, die wegen der Witterung so sehr vermummt waren, dass sie doppelt so dick wie gewöhnlich erschienen, schenkten ihm kaum einen Blick, aber jeder Mann von den Zwei Flüssen, der ihn erblickte, hielt inne, um ihn offen anzustarren, bis jemand ihm einen Stoß gab, damit er sich wieder seiner Tätigkeit zuwandte. Perrin war froh, dass keiner das in diesen Blicken liegende Mitleid zusätzlich mit Worten ausdrückte. Hätte es jemand getan, wäre er vermutlich zusammengebrochen und hätte geweint. Zumindest glaubte er das.
    Hier schien es auch nichts für ihn zu tun zu geben. Sein großes Zelt - seines und Failes - war bereits abgebaut und zusammen mit der Einrichtung auf einen Wagen verladen worden. Basel Gill schritt die Wagen mit einer langen Liste in den Händen ab. Der untersetzte Mann hatte die Aufgabe des Shambayan übernommen und führte Failes - und Perrins - Haushalt wie ein Eichhörnchen seinen Futtervorrat. Da er aber mehr an Städte als ans Reisen gewöhnt war, litt er unter der Kälte und trug nicht nur einen Umhang, sondern zusätzlich einen dicken Schal um den Hals, einen breitkrempigen Schlapphut und dicke Wollhandschuhe. Aus irgendeinem Grund zuckte Gill bei seinem Anblick zusammen und murmelte etwas davon, sich um die Wagen kümmern zu müssen, bevor er so schnell davoneilte, wie er nur konnte. Seltsam.
    Perrin fiel etwas ein, und er suchte Dannil und gab dann den Befehl, die Männer auf dem Hügel jede Stunde abzulösen und dafür zu sorgen, dass jeder eine heiße Mahlzeit bekam.
    »Kümmert Euch zuerst um die Männer und die Pferde«, sagte da eine dünne, aber feste Stimme. »Aber danach müsst Ihr Euch um Euch selbst kümmern. Es ist heiße Suppe im Kessel, dann ist da noch ein Laib Brot, und ich habe noch ein Stück geräucherten Schinken beiseite gelegt. Ein voller Bauch wird Euch weniger wie ein umherstreifender Mörder aussehen lassen.«
    »Danke, Lini«, sagte er. Ein umherstreifender Mörder? Licht, er fühlte sich wie ein Toter, nicht wie ein Mörder. »Ich esse später.«
    Failes Gesindevorsteherin war eine zerbrechlich wirkende Frau, deren Haut wie Pergament aussah und die das weiße Haar in einem Knoten oben auf dem Kopf trug, aber sie hielt sich aufrecht, und ihre dunklen Augen blickten klar und scharf. Doch jetzt wurde ihre Stirn von Sorgenfalten durchfurcht und ihre Hände verkrampften sich viel zu sehr in ihren Umhang. Sie würde sich um Faile Sorgen machen, das mit Sicherheit, aber ...
    »Maighdin hat sie begleitet«, sagte er und benötigte nicht ihr Nicken zur Bestätigung. Es hatte den Anschein, als wäre Maighdin stets in Falles Nähe zu finden. Faile hatte sie einst als einen Schatz bezeichnet. Und Lini schien die Frau als ihre Tochter zu betrachten, obwohl Maighdin dies manchmal nicht so sehr zu genießen schien wie Lini. »Wir bekommen sie zurück«, versprach er. »Sie alle.« Diesmal brach seine Stimme beinahe. »Kümmert Euch wieder um Eure Arbeit«, fuhr er grob und eilig fort. »Ich werde gleich essen. Ich muss vorher ...« Er ging weiter, ohne den Satz zu beenden.
    Es gab nichts, was er tun konnte. Nichts, woran er denken konnte. Mit Ausnahme von Faile. Ihm war kaum bewusst, in welche Richtung er ging, bis ihn seine Schritte aus der Wagenburg hinaustrugen.
    Einhundert Schritte jenseits der Seile für die Pferde ragte ein niedriger, steiniger Hügel wie ein schwarzer Gipfel aus dem Schnee. Von dort oben würde er die Spuren sehen können, die Elyas und die anderen hinterlassen hatten. Von dort würde er sie zurückkehren sehen.
    Er hatte die schmale Hügelkuppe noch nicht erreicht, als ihm seine Nase nicht nur verriet, dass er nicht allein war, sondern auch, wer dort oben stand. Der andere Mann hatte nicht auf seine Umgebung geachtet. Perrin war mit knirschenden Schritten fast schon oben, bevor er an der Stelle

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