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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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packen«, sagte er leise. Wo war Balwer? Nirgendwo in Sicht. Es war kaum wahrscheinlich, dass er losgezogen war, um Faile zu suchen. »Vielleicht werdet ihr hier gebraucht.«
    Grady blinzelte überrascht und Nealds Mund blieb offen stehen.
    Perrin gab ihnen keine Gelegenheit zur Widerrede. Er ging auf das niedrige Zelt mit dem zugebundenen Eingang zu, der von außen nicht zu öffnen war. Wenn die Weisen Frauen ungestört bleiben wollten, wollten sie ungestört bleiben, egal ob ein Clanhäuptling kam oder sonst jemand. Und das galt auch für einen Feuchtländer, der schwer an der Last des Lords von den Zwei Flüssen trug. Er zückte das Gürtelmesser und bückte sich, um die Bänder zu zerschneiden, aber bevor er die Klinge in den engen Spalt zwischen den beiden Zeltplanen schieben konnte, gerieten sie in Bewegung, als würde sie jemand von innen öffnen. Er richtete sich auf und wartete.
    Das Zelt öffnete sich und Nevarin schlüpfte heraus. Ihr Schal war um ihre Taille geknotet, aber abgesehen von ihrem zu Nebel erstarrenden Atem gab sie keinerlei Anzeichen, dass sie die eiskalte Luft spürte. Sie sah das Messer in seiner Hand und stemmte mit klirrenden Armreifen die Fäuste in die Hüften. Sie war beinahe knochendürr, hatte langes, sandfarbenes Haar, das von einem dunklen, zusammengefalteten Tuch zurückgebunden wurde, und war fast eine Handspanne größer als Nynaeve - aber sie erinnerte ihn stets an sie. Sie versperrte den Eingang.
    »Perrin Aybara, Ihr seid ungestüm.« Ihre helle Stimme war ausgeglichen, aber er hatte den Eindruck, dass sie ernsthaft darüber nachdachte, ihm eins hinter die Ohren zu geben. »Auch wenn das unter den Umständen verständlich ist. Was wollt Ihr?«
    »Wie...?« Er musste innehalten, um zu schlucken. »Wie wird man sie behandeln?«
    »Das kann ich nicht sagen, Perrin Aybara.« Ihre Miene war ohne jedes Mitleid, ja sogar ausdruckslos. Darin hätten Aiel den Aes Sedai noch Unterricht geben können. »Feuchtländer zu Gefangenen zu machen ist gegen die Tradition, die einzige Ausnahme bilden die Baummörder, obwohl sich auch das geändert hat. Das Gleiche gilt für das wahllose Töten. Aber viele haben sich geweigert, die vom Car'a'carn enthüllten Wahrheiten zu akzeptieren. Einige sind von der Trostlosigkeit erfasst worden und haben ihre Speere niedergeworfen, aber vielleicht nehmen sie sie wieder auf. Andere sind einfach gegangen, um so zu leben, wie sie glauben, dass wir leben sollten. Ich kann nicht sagen, welche Sitten von jenen, die Clan und Septime verlassen haben, eingehalten oder verworfen werden.« Nur am Ende zeigte sie so etwas wie eine Gefühlsregung, als sie jene erwähnte, die Clan und Septime verließen.
    »Licht, Frau, Ihr müsst doch eine Vorstellung haben! Sicherlich könnt Ihr eine Vermutung äußern ...«
    »Verliert nicht den Kopf!«, unterbrach sie ihn mit scharfer Stimme. »So reagieren Männer in solchen Situationen oft, aber wir brauchen Euch. Es wird Eurem Stand bei den Ghealdanern und Mayenern nicht guttun, wenn wir Euch fesseln müssen, bis Ihr Euch beruhigt habt. Geht in Euer Zelt. Wenn Ihr Eure Gedanken nicht kontrollieren könnt, dann trinkt, bis Ihr nicht mehr denken könnt. Und stört uns nicht beim Rat.« Sie duckte sich zurück in das Zelt, und die Eingänge wurden ruckartig zusammengezogen und fingen an zu zucken, als sie wieder verschnürt wurden.
    Perrin betrachtete den Eingang nachdenklich, fuhr mit dem Daumen über die Messerklinge und rammte sie dann in die Scheide. Wenn er dort hereinplatzte, würden sie womöglich genau das tun, was Nevarin ihm angedroht hatte. Und sie konnten ihm nicht sagen, was er wissen wollte. Er glaubte nicht, dass sie zu so einem Zeitpunkt vor ihm Geheimnisse haben würden. Schon gar nicht, wenn es um Faile ging.
    Auf dem Hügel war es ruhiger geworden, jetzt, da die meisten der Männer von den Zwei Flüssen gegangen waren. Der Rest von ihnen beobachtete noch immer wachsam das tiefer gelegene Lager der Ghealdaner; sie stampften gegen die Kälte mit den Füßen auf, aber keiner sprach. Die umherhuschenden Gai'schain machten kaum Geräusche. Sowohl das Lager der Ghealdaner wie auch das der Mayener wurde teilweise von Bäumen verdeckt, aber Perrin konnte sehen, dass man Wagen belud. Er entschied, trotzdem weiterhin Wachen aufzustellen. Möglicherweise wollte Arganda nur sein Misstrauen beschwichtigen. Ein Mann, der so roch, konnte ... irrational handeln, beendete er den Gedanken trocken.
    Für ihn gab es auf dem Hügel

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