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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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würden als zuzugeben, dass die Frau ihnen Angst eingejagt hatte. Ihr machte Therava auf jeden Fall Angst. Und ich würde eher meine Zunge verschlucken, bevor ich es laut zugeben würde, dachte sie grimmig.
    »Ich frage mich, was sie mit dem ... Kochen gemeint hat«, brach Alliandre schließlich das Schweigen. »Ich habe mal gehört, dass die Weißmäntel Gefangene am Spieß über einem Feuer rösten.« Maighdin wiegte sich mit den Armen und erschauderte, und Alliandre löste eine Hand lange genug aus dem Ärmel, um ihr auf die Schulter zu klopfen. »Macht Euch keine Sorgen. Wenn Sevanna hundert Diener hat, kommen wir vermutlich gar nicht in Hörweite heran. Und selbst wenn wir etwas aufschnappen, können wir uns immer noch überlegen, was wir weitererzählen, damit es nicht zu uns zurückverfolgt werden kann.«
    Maighdin lachte bitter unter ihrer weißen Kapuze. »Ihr glaubt, wir hätten wenigstens in kleinen Dingen Entscheidungsfreiheit. Das haben wir aber nicht. Ihr müsst lernen, was es bedeutet, keine Wahl zu haben. Diese Frau hat uns nicht ausgesucht, weil wir Kampfesgeist haben.« Sie spuckte das Wort beinahe aus. »Ich wette, Therava hat jedem von Sevannas Dienern diesen Vortrag gehalten. Wenn wir ein Wort vergessen, das wir hätten hören müssen, wird sie es erfahren, da könnt Ihr sicher sein.«
    »Vielleicht habt Ihr Recht«, sagte Alliandre nach einem Augenblick des Nachdenkens. »Aber Ihr werdet nie wieder in diesem Tonfall mit mir sprechen, Maighdin. Unsere Umstände sind schwierig, um es höflich auszudrücken, aber Ihr werdet nicht vergessen, wer ich bin.«
    »Bis wir entkommen, seid Ihr Sevannas Dienerin«, erwiderte Maighdin. »Wenn Ihr Euch nicht jede Minute als Dienerin betrachtet, könnt Ihr genauso gut sofort auf diesen Spieß klettern. Und lasst noch etwas Platz für Faile und mich, weil sie uns dann ebenfalls dorthin befördern werden.«
    Alliandres Kapuze verbarg ihr Gesicht, aber ihr Rücken versteifte sich mit jedem Wort mehr. Sie war intelligent und sie wusste, wie sie das, was sie zu tun hatte, erreichen konnte, aber sie hatte das Temperament einer Königin, wenn sie sich nicht zusammennahm.
    Bevor sie explodieren konnte, ergriff Faile das Wort. »Bis es uns gelingt, hier wegzukommen, sind wir alle Dienerinnen«, sagte sie entschieden. Licht, das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein Streit unter den beiden. »Aber Maighdin, Ihr werdet Euch entschuldigen. Sofort!« Ihre Dienerin murmelte mit abgewandtem Kopf etwas, das man als Entschuldigung durchgehen lassen konnte. Sie akzeptierte es. »Und was Euch angeht, Alliandre, ich erwarte von Euch, dass Ihr eine gute Dienerin seid.« Alliandre gab einen Laut von sich, den man als halben Protest interpretieren konnte, aber Faile ignorierte ihn. »Wenn wir überhaupt eine Gelegenheit zur Flucht erhalten wollen, müssen wir tun, was man uns sagt, hart arbeiten und so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich auf uns ziehen.« Als hätten sie nicht bereits alle Aufmerksamkeit der Welt erregt; zumindest hatte es den Anschein. »Und wir werden Therava über alles informieren, und sei es, wie oft Sevanna niest. Ich weiß nicht, was Sevanna tun wird, wenn sie es herausfindet, aber ich glaube, wir alle haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was Therava tun wird, wenn wir ihren Unmut erregen.«
    Das reichte, damit alle wieder schwiegen. Sie hatten eine ziemlich genaue Vorstellung, wozu Therava fähig war, und der Tod würde womöglich nicht einmal das schlimmste sein.
    Stunden später hatte sich der Schneefall bis auf ein paar verirrte Flocken fast vollständig gelegt. Dunkle, wogende Wolken verbargen noch immer die Sonne, aber Faile entschied, dass es gegen Mittag war, weil man ihnen zu essen gab. Keiner blieb stehen, aber Hunderte von Gai'schain bahnten sich mit Körben und Ranzen voller Brot und Trockenfleisch und Lederbeuteln -die diesmal Wasser statt Tee enthielten, das kalt genug war, um ihre Zähne schmerzen zu lassen - Wege durch die Marschreihe. Seltsamerweise fühlte sich Faile nicht so hungrig, wie sie nach dem stundenlangen Marsch durch den Schnee eigentlich hätte sein müssen. Perrin war einmal Geheilt worden und ihn hatte danach zwei volle Tage der Heißhunger geplagt. Vielleicht lag es ja daran, dass ihre Verletzungen so viel unbedeutender gewesen waren. Ihr fiel auf, dass Alliandre und Maighdin kaum mehr als sie aßen.
    Die Heilung ließ sie an Galina denken; alle sich stellenden Fragen ließen sich auf ein ungläubiges

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