Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
elend. Ich verfügte über eine Menge Wissen, aber dieses Wissen erfüllte nicht mein Herz; es brachte mir weder Freude noch Erfüllung. Ich lebte kein authentisches Leben und war zutiefst unglücklich. Ich war vierunddreißig und stellte mir wieder einmal dieselben Fragen, die ich mir schon mit fünfzehn gestellt hatte: Wer bin ich? Was ist mein wahres Ziel in diesem Leben?
Durch die Gnade der Vorsehung wurde ich bald darauf in Hatha Yoga eingeführt, und meine spirituelle Suche erwachte wieder zum Leben. Yoga war für mich wie eine Oase in einer kargen Wüste. Diese Gnade traf ein, als ich es am wenigsten erwartete und – wie es meist der Fall ist – als ich es am meisten brauchte.
Meine Einführung in Yoga
Als ich vor fast zwei Jahrzehnten über Hatha Yoga stolperte, wusste ich sehr gut, was spirituelle Praxis bedeutet, und ich wusste auch, was Körperübung ist – aber mit Ausnahme von Qi Gong hatte ich noch nie ein System gesehen, das beides miteinander verbindet. Meine erste wirkliche Erfahrung mit Hatha Yoga ereignete sich in einem neuen Yogazentrum namens Yoga Works im kalifornischen Santa Monica. Es war mein fünfunddreißigster Geburtstag, und eine Freundin nahm mich mit zu einem Kurs, das war ihr Geburtstagsgeschenk. Aus Versehen nahm sie mich in einen Fortgeschrittenenkurs mit. Ich vermutete, dass es mir nicht gefallen würde, und so war es dann weitgehend auch. Ich mühte mich ab, schwitzte unsäglich, übergab mich fast vor Erschöpfung und sank am Ende in tiefen Schlaf. Es war faszinierend und ganz und gar nichts, was ich mir je vorgestellt hatte. Der außergewöhnliche Teil bestand jedoch in dem, was sich hinterher ereignete: Ich befand mich in einem Zustand milder Euphorie, der fast zwei Tage lang anhielt.
Auf meiner Geburtstagsparty am Abend machten meine Freunde, die nichts von dem Yogakurs wussten, Bemerkungen darüber, dass ich eine andere Energie ausstrahlte. In der folgenden Nacht hatte ich lebhafte Träume, und am Morgen erwachte ich in einer Körperhaltung, in der ich seit meiner Kindheit nicht mehr geschlafen hatte. Körperlich fühlte ich mich besser, als ich mich seit Jahren gefühlt hatte. Etwas Wichtiges war geschehen, und – noch wichtiger – es war nicht nur meinem Körper geschehen. Drei Tage später ging ich wieder in den Kurs mit dem Wunsch nach mehr. Yoga war sofort eine Quelle großer Erleichterung für meinen Körper, der sich zu öffnen und zu heilen begann. Begeistert praktizierte ich bald vier Tage in der Woche.
Doch ich war verblüfft, wie wenig biegsam im Vergleich zu anderen mein Körper blieb, obwohl ich so viel mehr praktizierte. Ich war so steif, dass es zuweilen peinlich war, und keine Stellung fiel mir leicht. Aber bald wurde mir eine wundervolle Offenbarung zuteil: Ich war die steifste Person im Kurs und würde es vielleicht immer bleiben. Und zum ersten Mal in meinem Leben war das okay . Ich beschloss, mir die Erlaubnis zu geben, nicht der Beste sein zu müssen oder mit den anderen zu konkurrieren, wie es mir im Sport antrainiert worden war – konkurriere, bis du gewinnst, oder stirb beim Versuch. Ich wusste, dass ich dieses Mal unmöglich gewinnen konnte und hier nie überragend sein würde, aber ich liebte es trotzdem. Ich gab mir also die Erlaubnis, der steifste Typ in der hintersten Reihe zu sein, der Typ, der sich sehr anstrengte, aber irgendwie in seinem Bemühen peinlich anzusehen war. Es war mir einfach egal geworden, und das fühlte sich so gut an. Dieses Zulassen war so befreiend, ich glaube, es hatte auf mein Praktizieren, ohne dass ich es beabsichtigte, eine zehnfach beschleunigende Wirkung. Dadurch, dass ich mir erlaubte, ein Anfänger zu sein, war der Druck weg.
Nachdem ich einen Monat praktiziert hatte, fügte sich alles zusammen, und ich verstand Yoga als integralen Bestandteil einer persönlichen Transformation. Das machte meine Praxis frei von Konkurrenzdenken und sogar freudvoll. Es war erstaunlich: Ich hatte das Gefühl, dass ganze Panzerplatten von mir abfielen, in mir entstand ein neues Gefühl von körperlicher Freiheit. Meine Gelenke öffneten sich und wurden beweglicher, und meine Muskeln dehnten sich, aber ich öffnete auch meine stagnierenden Energiekanäle und öffnete täglich mein Herzzentrum, dies vor allem durch die Atemübung. Ich schrieb meine rasche Transformation der Tatsache zu, dass ich schon gelernt hatte, wie man gut atmet. Und dann kamen die Dinge wirklich in Bewegung. Durch die Atempraxis fühlte ich tatsächlich
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