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Das Herz einer Frau

Das Herz einer Frau

Titel: Das Herz einer Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
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hatte er sie um zehn Jahre zurückgeworfen. Dass er sie noch immer so nervös machte, ärgerte sie, aber wenigstens konnte sie mit ihm ein halbwegs vernünftiges Gespräch führen. Als sie ihn mit vierzehn kennen gelernt hatte – ein Jahr bevor er wegen seines schlechten Einflusses auf ihren Bruder Hausverbot bekam –, hatte sie kaum ein Wort herausbekommen.
    Schon damals war er groß und kräftig gewesen, und jedes Mal, wenn sie ihn sah, hatte ihr Teenagerherz eine Pirouette vollführt. Die Jahre hatten seinem BeachBoyLook etwas Reifes verliehen, und wäre sie selbst rebellisch veranlagt, hätte sie seine provozierende Art attraktiv gefunden. Aber sie war als Mädchen vor Menschen behütet worden, denen Manieren und ein gutes Elternhaus fehlten, und als brave Tochter war sie ihm immer aus dem Weg gegangen – selbst nachdem Cord und er ihre Freundschaft auf dem College erneuert hatten.
    Jetzt schlug sie die Beine wieder übereinander, nippte am Chardonnay und wünschte, sie wäre wie ihr Bruder. Der bestieg Berge, nur weil sie da waren, segelte, tauchte und flog sein eigenes Flugzeug. Sie dagegen fügte sich den Zwängen, die ihr die Gesellschaft auferlegte, und träumte nur davon, wahrhaft frei zu sein.
    Sie lehnte sich zurück, während auf der anderen Seite der schmalen Bucht die Bäume im letzten Licht des Tages immer dunkler wurden. Die Wellen schlugen gegen den Steg, an dem das Segelboot ihres Bruders lag. Sie hätte nicht gedacht, dass Cord so einsam und friedlich leben konnte.
    Zehn Minuten später war es mit der Ruhe vorbei.
    Wieder ging die Tür auf. Matt schaltete das Terrassenlicht nicht ein, aber sie sah auch so, dass er geduscht und sich umgezogen hatte. Ein bequemes Sweatshirt mit VAusschnitt fiel über verwaschene Jeans. Die Farbe war nicht zu erkennen, sie sah nur, dass es hell war und die breiten Schultern betonte.
    „Cord hat gerade angerufen.“
    Sie nahm sich vor, auf ihn nicht anders zu reagieren als auf jeden anderen Mann, und tastete mit dem großen Zeh nach der Sandalette, die ihr vom Fuß gerutscht war. „Ich habe das Telefon gar nicht gehört.“
    „Er kommt erst morgen wieder.“
    Ashley hob den Kopf. „Wie spät ist es?“
    „Etwa halb acht.“
    Sie war seit Viertel nach sechs hier.
    „Er wusste, dass ich komme. Ich habe auf seinem Handy eine Nachricht hinterlassen.“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Hat er gesagt, warum er nicht kommt?“
    „Ich glaube, ihr Name ist Sheryl.“
    Typisch Cord. „Na, großartig“, murmelte sie.
    Die Fahrt hierher war reine Zeitverschwendung gewesen.
    Sie beugte sich vor und suchte nach der Sandalette. „Sag mir, wo er ist, dann bringe ich ihm die Papiere.“
    „Er hat mir nicht erzählt, wo er ist.“
    Lügner, dachte sie. Er und Cord hielten zusammen wie Pech und Schwefel.
    „Du brauchst ihn nicht vor mir zu beschützen“, versicherte sie ihm. „Ich will ihn nicht dazu bringen, ein Organ zu spenden. Ich brauche nur seine Unterschrift.“
    „Das Organ würde er dir vermutlich geben.“
    „Dann sag ihm, dass ich eine Niere brauche und auf dem Weg zu ihm bin.“
    Er verzog den Mund. Es kam einem Lächeln gefährlich nahe. „Ich könnte mir vorstellen, dass er mir das nicht glauben würde.“ Er stieß sich vom Türrahmen ab. „Lass die Papiere hier. Ich sorge dafür, dass er sie bekommt.“
    „Das kann ich nicht.“ Wo war der dämliche Schuh? „Mein Bruder wird sie irgendwo herumliegen lassen oder verlieren“, sagte sie. „Dann muss ich mich wieder auf die Suche nach ihm machen. Er hätte sie vorgestern unterschreiben können, aber er hat es vergessen, weil er zu irgendeinem Konzert in New York musste.“
    „Vielleicht hat er es absichtlich vergessen.“
    „Warum sollte er? Niemand will ihm etwas wegnehmen. Es ist nur eine Formalität.“
    Sie schob den Liegestuhl zurück.
    „Würdest du bitte das Licht anmachen? Ich kann nichts sehen.“
    Manchmal würde sie sich auch gern vor der Verantwortung drücken. Es gab Zeiten, da fühlte sie sich so eingeengt, dass sie schreien könnte. Dass sie den blöden Schuh nicht fand, half auch nicht gerade.
    Ein warmer, maskuliner Duft stieg ihr in die Nase, bevor sie aufsah. Matt hockte vor ihr und griff unter den Tisch.
    Sein Arm streifte ihr Bein, bevor er ihr etwas reichte, das aus kaum mehr als einem Absatz und einigen Lederriemen bestand.
    „Suchst du das hier?“
    Ashleys Blick zuckte von seinen breiten Schultern zu dem zierlichen Schuh in seiner großen Hand.
    „Danke“, murmelte

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