Das Herz einer Frau
sie und nahm ihn.
Wortlos richtete er sich auf und stand groß vor ihr. Entsetzt darüber, wie schnell ihr Herz plötzlich schlug, hob sie den Kopf und sah, dass er ihr eine Hand entgegenstreckte.
Fest entschlossen, sich nicht verwirren zu lassen, ergriff sie sie und musste sich zwingen, die plötzliche Wärme in ihrem Bauch zu ignorieren, während sie rasch aufstand. Zu rasch, denn als sie sich nach ihrer Handtasche, den Schlüsseln und dem Umschlag mit den Papieren bückte, wurde ihr auf einmal so schwindlig, dass sie das Gleichgewicht verlor.
Zu viel Wein, dachte sie und tastete nach Halt – ausgerechnet an einer Schulter, die sich anfühlte, als wäre sie aus gehämmertem Stahl.
Matts kräftige Finger legten sich um ihren Unterarm.
„Alles in Ordnung?“
„Es geht mir… gut.“ Es war, als würde ihr Körper überall dort brennen, wo er seinen berührte. „Ich bin nur zu schnell aufgestanden.“
Sie wich zurück.
Ohne ihren Arm loszulassen, griff er nach der Weinflasche und hielt sie schräg.
„War die voll?“
„Als ich sie aufgemacht habe, ja.“
„Du hast hier draußen gesessen und ganz allein eine Flasche Wein getrunken?“
Sie war versucht, ihm zu sagen, dass er sie sich mit ihr hätte teilen können. Er gab ihr keine Chance dazu. Die Missbilligung in seinem Gesicht wurde zu etwas, das wie Neugier aussah. Und wie Verlangen.
Sie bekam kaum noch Luft und war nicht mal sicher, ob sie überhaupt atmete, als er ihr in die Augen schaute.
„Gib mir deine Schlüssel.“
„Wie bitte?“
„Deine Schlüssel“, wiederholte er und ließ sie endlich los. „Du fährst nirgendwohin.“
Ihr war bewusst, dass sie mehr Wein getrunken hatte, als gut für sie war. Und dass sie ihre physische Reaktion auf diesen Mann nicht unter Kontrolle hatte.
Aber für sie war in diesem Moment nur wichtig, dass er heute die dritte Person war, die ihr sagte, was sie tun oder lassen sollte.
Sie hob das Kinn. „Nein.“
Er seufzte. „Tu das nicht.“
„Ich tue nichts. Du hast um meine Schlüssel gebeten. Ich habe Nein gesagt.
Ende der Diskussion.“
„Es ist vielleicht das Ende der Diskussion, aber nicht das Ende des Problems.“
Seine Augen wurden schmal. „Zwing mich nicht, sie dir abzunehmen.“
„Nun, ich fürchte, genau das wirst du tun müssen.“
Sie schob die Hand in ihre Jacke und unter die Bluse und stopfte sich die Schlüssel in den BH. Niemand würde ihr sie abnehmen, während sie darüber nachdachte, wie sie nach Hause gelangen sollte, ohne selbst zu fahren. Sie war nicht betrunken, aber sie wollte nicht riskieren, von der Polizei angehalten zu werden oder gar einen Unfall zu bauen. Beides würde am nächsten Tag in sämtlichen Zeitungen stehen.
„Also so etwas hätte ich von dir nicht erwartet“, sagte Matt und klang nicht mehr verärgert, sondern sogar ein wenig beeindruckt.
„Vielleicht bin es leid, immer nur das zu tun, was von mir erwartet wird“, murmelte sie und war selbst über sich überrascht. „Liegt wohl daran, dass ich einen schlechten Tag hatte.“
„Noch ein Grund, dich nicht ans Steuer zu lassen. Wenn du mir die Schlüssel gibst, fahre ich dich.“
Sie riss den Blick von seinem Mund los. „Den ganzen Weg nach Richmond?“
„Ich dachte eher an ein Hotel. Nicht weit von hier ist ein Hyatt.“
„Es würde seltsam aussehen, wenn ich ohne Gepäck einchecke.“ Vor allem, wenn jemand mich erkennt, dachte sie.
Noch etwas, das sie heute nicht tun durfte. Sie griff nach dem Glas. Da sie nicht fahren würde, konnte sie es ruhig leeren. Es war ein zu guter Jahrgang, um ihn verkommen zu lassen.
„Warum war es ein so schlechter Tag?“
„So schlimm war er eigentlich gar nicht.“ Im Grunde war es einer wie jeder andere gewesen, bis sie Matt begegnet war.
Ashley schaute zum Himmel. Vielleicht war Vollmond. Das würde erklären, warum sie heute so unzufrieden mit sich war.
Kein Mond.
„Nur… frustrierend.“
„Weil dein Bruder nicht aufgetaucht ist?“
„Unter anderem“, murmelte sie.
Es hatte Zeiten gegeben, in denen Matt sie einfach in ein Taxi gesetzt hätte. Dies war die Frau, die zurückgewichen war, wenn er ihr weniger als einen Meter zu nahe kam. Die kaum ein Wort herausgebracht hatte, wenn er versucht hatte, sich mit ihr zu unterhalten. Seit er sie als langbeinige, langhaarige Vierzehnjährige zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie nichts unversucht gelassen, um ihm aus dem Weg zu gehen.
Jetzt jedoch schien sie nichts gegen seine Anwesenheit zu
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