Das Herz einer Frau
der vorhin noch angenehmen Brise waren unberechenbare Böen geworden. Kaum hatte Ashley ein Ende der breiten Platte angehoben, um Ed beim Verbarrikadieren des Fensters zu helfen, da riss ihr ein Windstoß die Mütze vom Kopf. Sie ließ sie davonsegeln und stemmte sich mit der Schulter gegen das Holz, damit Ed es am Fensterrahmen festnageln konnte.
Kurz darauf ertönte die Säge, als Matt und Dale anfingen, das Sperrholz zuzuschneiden. Die tief hängenden Wolken schienen das durchdringende Geräusch zu verschlucken, als Ashley Ed half, die restlichen Balken mit einer Plastikplane vor dem Regen zu schützen. Der Wind zerrte daran, und ihre Haare knisterten wie elektrisch aufgeladen, wenn die Plane ihr ins Gesicht flog.
Angesichts der Luftfeuchtigkeit kam ihr das seltsam vor, aber selbst die fühlte sich jetzt anders an. Als sie es endlich geschafft hatten, die Plane mit Zementblöcken zu sichern, war sie so nervös, wie Matt aussah, als er aus der Garage und zum Himmel schaute.
Es dauerte fast eine Stunde, bis Ron und seine Leute mit ihrer Arbeit fertig und sämtliche Fenster und Türöffnungen vernagelt waren. Inzwischen waren es nicht nur Palmwedel und Zweige, die über die Straße geweht wurden, sondern ganze Äste.
„Okay, Sie verschwinden jetzt!“ Matt zeigte auf den Van der Filmcrew. „In der High School ist eine Notunterkunft eingerichtet. Oder wollen Sie ins Motel?“
„Ins Motel. Wir haben uns gestern mit Lebensmitteln versorgt.“
„Dann sehen wir uns dort. Ed, du und Dale, ihr fahrt auch los. Wir haben getan, was wir konnten.“
Ed wühlte in der Tasche. „Du wirst deine Wagenschlüssel brauchen.“
„Ich habe Zweitschlüssel. Jetzt fahrt schon.“
„Was ist mit den Sägeböcken?“ rief Dale und deutete auf die beiden, die sie gerade benutzt hatten. Sie standen vor der Garage, und zwischen ihnen lag das orangefarbene Verlängerungskabel, das sie beim Hineinrollen der Kreissäge vergessen hatten.
„Ich kümmere mich darum. Ab mit euch.“
Ashley drehte sich um und ging hinüber. Matt folgte ihr. „Steig in den Wagen.“
„Ich nehme einen, du den anderen.“
„Hörst du nie auf jemanden?“
Der Wind löste noch mehr Haarsträhnen aus ihrem Pferdeschwanz. Sie flatterten ihr ums Gesicht, als sie einen der Böcke in die Garage trug. Hinter ihnen sprang der Motor des Vans an. Wagentüren knallten.
„Doch, aber nur wenn das, was ich höre, Sinn macht“, erwiderte sie, obwohl sie bezweifelte, dass Matt es hörte. Ein lauter Donnerknall übertönte die Autos, den Wind und ihre Stimme. Vor Schreck hätte sie fast ihre Last fallen lassen.
Matt nahm sie ihr ab.
Mit klopfendem Herzen hob sie das Kabel auf, rollte es auf und warf auf dem Rückweg zur Garage einen Blick über die Schulter.
Der weiße Van bog gerade auf die Hauptstraße ein. Der blaue Pickup mit Dale und Ed war direkt dahinter.
Holz prallte gegen Zement, als Matt die Böcke gegen die hintere Wand schob.
„Fehlt noch etwas?“
Sie schaute sich suchend um. „Ich sehe nichts. Meinst du, das Haus ist ausreichend gesichert?“
„Mehr können wir nicht tun.“ Er nahm ihr die Kabelrolle aus der Hand und klemmte sie zwischen die Sägeböcke. „Gehen wir. Es kann jede Minute richtig losgehen. Ich will weg von hier, solange wir noch sehen können.“
Ashley hoffte inständig, dass das Haus den Wirbelsturm überstehen würde, und ging mit ihm zum Wagen. Die Straße war menschenleer. Plötzlich fühlte, wie sich die Haare an ihren Armen aufrichteten.
Ein Blitz zuckte über den grauen Himmel, und für den Bruchteil einer Sekunde schien er weißgrün aufzuleuchten. Das Donnern ließ die Scheiben des Pickups klirren. Aber noch schlimmer war dann doch der Knall und das Knistern, das an Ashleys Ohr drang, bevor sie Matt fluchen hörte.
Einen Block entfernt wand sich eine Stromleitung wie eine Funken sprühende Riesenschlange auf dem Asphalt. Dahinter kippte der Mast wie in Zeitlupe um und landete mit der Spitze auf dem gegenüberliegenden Gehweg.
Es war eine Sackgasse. Hinter ihnen versperrte dichte Vegetation den Weg, vor ihnen blockierte eine unter Strom stehende Leitung die Zufahrt zur Hauptstraße.
Matt riss einen Hammer von der Ladefläche und griff nach Ashleys Hand.
„Ins Haus!“
Der Wind zerrte an ihren Haaren und der Kleidung, als sie sich umdrehten und losrannten.
Kaum hatten sie die Garage erreicht, da brach der Regen mit der Kraft eines Feuerwehrschlauchs los. Er prasselte so laut aufs Dach, dass selbst das
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