Das Herz Eines Highlanders
Mond. Der unnatürliche Wind pfiff durch die Felsenkanäle auf Wotan's Cleft und übertönte für kurze Zeit die Schreie unten aus dem Tal. Plötzlich explodierte die Nacht in einem Blitz aus gleißendem Blau und Gavrael spürte, wie sein Körper ... sich veränderte.
Er knurrte und bleckte die Zähne, als er fühlte, dass tief in seinem Innern eine unwiderrufliche Veränderung mit ihm vorging.
Er konnte die unterschiedlichsten Gerüche der Schlacht, die unter ihm tobte, wahrnehmen - das rostige, metallische Gemisch aus Blut, Stahl und Hass.
Er vernahm Flüstern aus dem weit entfernt am Horizont liegenden Lager der McKane.
Zum ersten Mal sah er, dass die Krieger der McKane sich wie in Zeitlupe bewegten. Wie hatte ihm das nur entgehen können? Es würde lächerlich einfach sein, hinabzusteigen und sie alle niederzumetzeln, während sie sich bewegten, als ob sie durch nassen Sand stapften. So einfach, alle niederzumachen. So einfach...
Gavrael tat ein paar schnelle Atemzüge und pumpte seine Brust voll, bevor er in das Tal hinabstürmte. Als er in die Schlacht eintauchte, hallte Gelächter von den steinernen Wänden wider, die das Tal umgaben. Er bemerkte, dass es aus seinem eigenen Munde kam, während die McKane unter seinem Schwert fielen.
Stunden später taumelte Gavrael durch die brennenden Überreste von Tuluth. Die McKane waren fort, entweder tot oder vertrieben. Die überlebenden Dorfbewohner versorgten die Verwundeten und machten einen großen, vorsichtigen Bogen um den jungen Sohn des Mclllioch.
»Fast sechzig von ihnen hast du getötet, Junge«, flüsterte ein alter Mann mit hellen Augen, als Gavrael vorbeiging. »Nicht einmal dein Vater in seinen besten Jahren wäre dazu fähig gewesen. Du bist ein noch größerer Berserker.«
Verwirrt sah Gavrael ihn an. Doch bevor er fragen konnte, was es mit dieser Bemerkung auf sich hatte, war der alte Mann in den Rauchschwaden verschwunden.
»Mit einem Schwertstreich hast du drei auf einmal erledigt, Junge«, rief ein anderer Mann.
Ein Kind schlang seine Arme um Gavraels Knie. »Du hast mir das Leben gerettet!«, rief der Junge weinend. »Dieser alte McKane hätte mich zum Abendessen verspeist. Dank dir! Meine Mutter dankt dir ebenfalls.«
Gavrael lächelte den Jungen an und wandte sich dann an dessen Mutter, die sich bekreuzigte und nicht im Entferntesten erfreut zu sein schien. Sein Lächeln erstarb. »Ich bin kein Monster...«
»Ich weiß, was du bist, Junge.« Sie wandte den Blick nicht von ihm ab. In Gavraels Ohren klangen ihre Worte schroff und abfällig. »Ich weiß genau, was du bist, und glaube nicht, du könntest uns täuschen. Und jetzt scher dich weiter! Deinem Vater geht es nicht gut.« Sie zeigte mit zitternden Fingern hinter die letzte Reihe rauchender Hütten.
Gavrael versuchte, mit den Augen den Rauch zu durchdringen, und stolperte vorwärts. Er hatte sich in seinem ganzen Leben nicht so ausgelaugt gefühlt. Mit unsicheren Schritten ging er um eine der wenigen noch heilen Hütten herum und blieb wie angewurzelt stehen.
Sein Vater lag zusammengekrümmt auf dem Boden, blutüberströmt, sein Schwert neben ihm im Schmutz.
Schmerz und Wut wetteiferten in Gavraels Herz und hinterließen ein seltsames Gefühl der Leere. Als er auf seinen Vater hinabblickte, drängte sich ihm das Bild der Leiche seiner Mutter auf, und die letzte seiner jugendlichen Illusionen zerbarst; die heutige Nacht hatte nicht nur einen außergewöhnlichen Krieger hervorgebracht, sondern auch einen Mann von Fleisch und Blut, unzulänglich und hilflos. »Warum, Vater? Warum?« Seine Stimme überschlug sich. Nie wieder würde er seine Mutter lächeln sehen, nie wieder sie singen hören, nicht an ihrem Begräbnis teilnehmen - denn er würde Maldebann verlassen, sobald sein Vater geantwortet hatte, es sei denn, er würde seine Wut gegen den eigenen Vater wenden. Aber was wäre er dann? Nicht besser als er.
Ronin Mclllioch stöhnte. Langsam öffnete er die blutverkrusteten Augen und sah seinen Sohn an. Ein scharlachrotes Rinnsal rann von seinen Lippen, als er sich bemühte zu sprechen. »Wir sind so ... geboren ...« Er brach ab, von einem tiefen, quälenden Husten geschüttelt.
Gavrael krallte sich in das Hemd seines Vaters und schüttelte ihn grob, ohne Ronins schmerzverzerrtes Gesicht zu beachten. Er wollte eine Antwort, bevor er ging; er wollte erfahren, welcher Wahn seinen Vater getrieben hatte, seine Mutter zu töten, oder er würde für den Rest seines Lebens von
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