Das Herz Eines Highlanders
Hawk das Arbeitszimmer durchquert, baute sich bedrohlich nur Zentimeter von Grimm entfernt auf und betrachtete ihn eingehend, als könnte er irgendwelche verräterischen Spuren eines Untiers entdecken, die Grimms Geheimnis schon vor Jahren hätten aufdecken können. »Wie konnte es mir nur verborgen bleiben?«, murmelte Hawk. »Jahrelang habe ich mich über einige deiner besonderen ... Talente gewundert. Bei den verfluchten Heiligen, allein schon wegen deiner Augen hätte ich darauf kommen müssen -« »Viele Menschen haben blaue Augen, Hawk«, sagte Grimm lakonisch.
»Nicht so wie deine, Grimm«, bemerkte Adrienne.
»Das erklärt alles«, sagte Hawk langsam. »Du bist kein Mensch.«
Grimm zuckte zusammen.
Adrienne warf ihrem Mann einen finsteren Blick zu und hakte sich bei Grimm unter. »Natürlich ist er ein Mensch, Hawk. Er ist ein Mensch ... und noch etwas mehr.«
»Ein Berserker.« Hawk schüttelte den Kopf. »Ein verfluchter Berserker. Du weißt, man sagt, dass William Wallace ein Berserker war.«
»Und was für ein schönes Leben er hatte, eh?«, sagte Grimm voller Bitterkeit.
Kurz darauf reiste Grimm ab, ohne weitere Fragen zu beantworten, und hinterließ einen zutiefst unzufriedenen Hawk. In aller Eile machte er sich auf die Reise, denn die Erinnerungen kamen unkontrolliert und mit aller Macht zurück. Grimm wusste, dass er allein sein musste, wenn schließlich sämtliche Erinnerungen sich seiner bemächtigten. Er dachte nicht mehr gerne an Tuluth. Hölle, er dachte überhaupt nicht mehr gern, nicht, wenn es sich verhindern ließ.
Tuluth: in seiner Erinnerung ein qualmendes Tal, schwarze Rauchwolken, so dicht, dass seine Augen von dem beißenden Gestank brennender Häuser und brennenden Fleisches tränten. Schreiende Kinder. Ach, Christus!
Grimm musste schlucken, als er Occam die Sporen gab und ihn im Galopp über die Hügelkette trieb. Er war unempfänglich für die Schönheit der Hochlandnacht, verloren in einer anderen Zeit, umgeben allein von der Farbe des Blutes und der Schwärze seelenentstellender Trostlosigkeit - mit einem einzigen golden schimmernden Lichtblick.
Jillian.
Ist er ein wildes Tier, Papa? Darf ich ihn behalten? Bitte! Er ist ein so wundervolles Geschöpf!
Und in seinen Gedanken war er wieder sechzehn Jahre alt und blickte auf das kleine goldene Mädchen. Die Erinnerung übermannte ihn und ließ die Scham zäher herabtropfen als geronnenen Honig aus der Wabe. Sie hatte ihn im Wald gefunden, während er wie ein Tier nach Nahrung suchte.
Er ist noch wilder als mein Savanna TeaGarden, Papa!
Savanna TeaGarden war ihr Schoßhund, ein Schoßhund mit den geballten siebzig Kilo eines Irischen Wolfshundes.
Er wird mich beschützen, Papi, ich weiß es!
In dem Augenblick, als sie diese Worte gesprochen hatte, hatte er sich in seinem tiefsten Inneren geschworen, genau das zu tun. Doch er hätte sich nie träumen lassen, dass er sie eines Tages vor sich selbst würde schützen müssen.
Grimm rieb sich das glatt rasierte Kinn und warf den Kopf in den Nacken. Für einen kurzen Moment spürte er wieder das verfilzte Haar, den Dreck und den Schweiß und die Kriegsflechten, die wilden, hasserfüllten Augen. Und das reine, liebliche Kind hatte ihm beim ersten Anblick vertraut.
Doch er hatte sie schnell eines Besseren belehrt.
Kapitel 2
Gibraltar und Elizabeth St. Clair waren bereits seit über einer Woche zum Heim ihres Sohnes in den Highlands unterwegs, bevor Gibraltar schließlich seinen Plan beichtete. Am liebsten hätte er ihr überhaupt nichts erzählt, aber er ertrug es nicht, seine Frau verstimmt zu sehen.
»Hast du das gehört?«, fragte Elizabeth anklagend ihren Mann, während sie ihre Stute wendete und in einem kurzen Galopp an seine Seite zurückkehrte. »Also?«
»Was gehört? Ich konnte überhaupt nichts hören. Du warst zu weit weg«, neckte er sie.
»Es reicht, Gibraltar. Ich habe genug!«
Gibraltar hob fragend eine Augenbraue. »Was ist los, meine Liebe?« Gerötet von einem leidenschaftlichen Ausbruch war seine Frau sogar noch anziehender als gewöhnlich. Er konnte kaum widerstehen, sie sanft zu provozieren, um das Schauspiel zu genießen.
Elizabeth warf energisch den Kopf zurück. »Ich bin es leid zu hören, wie Männer über unsere makellose, fromme, unverheiratete - was so viel heißt wie altjüngferliche - Tochter reden, Gibraltar.«
»Du hast schon wieder gelauscht, nicht wahr, Elizabeth?«, fragte er milde.
»Gelauscht, gelauscht. Wenn über meine
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