Das Herz kennt die Wahrheit
jemals all das wahrnimmt, was man getan hat."
"Wer kommt denn zu Besuch?"
"Der junge Vikar und seine Frau. So, wie die alte Glucke ihre Anweisungen brüllt, hat man das Gefühl, der König selbst erscheint jeden Augenblick."
"Newton", drang die Stimme der Haushälterin noch lauter an seine Ohren. "Ich brauche dich jetzt ."
"Seht Ihr?" Kopfschüttelnd trottete der alte Seemann in den Speiseraum.
Gryf musste lächeln, als er in den Salon ging, wo der Rest der Familie sich vor dem Dinner zusammengefunden hatte. Whit lag halb verborgen unter Kissen und Decken auf einer bequemen Chaiselongue und hörte Geoffrey Lambert aufmerksam zu, der eine Begebenheit aus seiner Seefahrerzeit zum Besten gab. In dem Stuhl neben Whit saß Noah. Da Bethany und Kane häufig in MaryCastle zu Besuch waren, hatten die beiden Jungen sich rasch angefreundet.
Whit schaute auf, als sein Freund hereinkam. "Das hättest du hören müssen, Gryf. Captain Lambert und seine Mannschaft haben es einst mit drei Piratenschiffen auf einmal aufgenommen."
"Und sie alle besiegt, möchte ich wetten." Gryf nahm Darcy einen Krug Ale ab und schenkte ihr ein langes Lächeln, denn er dachte an das Stelldichein, das sie in seinem Zimmer ausgekostet hatten.
"Ja. Sie haben alle ihr Grab in der See gefunden."
"Du bist ein wahrer Seefahrer geworden, Junge", merkte Geoffrey an. Er versuchte, bewusst zu übersehen, in welcher Weise der Gast seine Enkelin anschaute. Doch die Anziehungskraft zwischen Gryf und Darcy war so auffallend, dass selbst ein Blinder sie bemerken könnte.
"Ich möchte zur See fahren wie Ihr, Sir." Whit streichelte den Welpen, der es sich auf einem Kissen neben ihm bequem gemacht hatte. "Und eines Tages werde ich Captain über ein Schiff sein."
"Ein edles Vorhaben." Der alte Mann wandte sich Gryf zu. "Der Junge hat mir erzählt, dass Ihr für die See wie geschaffen seid."
Gryf trank sein Ale. "An Bord eines Schiffes fühle ich mich sehr wohl. Ich mag den Gedanken, dass ich vor meinem Unfall ein Seemann war."
"Könnt Ihr Euch an nichts in Eurer Vergangenheit erinnern?"
"Nein, nichts." Gryf nahm den fragenden Blick des alten Mannes wahr. "Ich habe mir sagen lassen, dass meine Erinnerung nach und nach wiederkehren könnte, oder aber womöglich für immer verloren ist."
Unruhig schaute Ambrosia zu ihrer Schwester hinüber. Bevor sie ihren Gedanken Ausdruck verleihen konnte, hörte man ein Pferd und einen Wagen näher kommen.
Die Familie strömte aus dem Salon und begab sich gerade zum Portal, als Libby bereits einen großen, gut aussehenden jungen Mann und eine schöne Frau hereinließ, die beide ein Kind auf dem Arm trugen. Hinter ihnen folgte noch ein halbes Dutzend Kinder.
Die Gäste wurden herzlich empfangen, und die drei Lambert-Schwestern begrüßten die junge Frau, die den ehemaligen Geistlichen ihrer Gemeinde geheiratet hatte. Noah freute sich, die früheren Spielgefährten wiederzusehen, mit denen er einst zusammengelebt hatte, bevor Bethany und Kane ihn adoptierten.
Ehe Darcy die Männer miteinander bekannt machen konnte, wandte der junge Vikar sich Gryf zu und reichte ihm die Hand. "Gray Barton. Niemand hat mir erzählt, dass man Euch gefunden hat. Sieh nur, Jenna. Es ist Gray, der von der See heimgekehrt ist."
Als die junge Frau auf Gryf zueilte, hielt er eine Hand hoch. "Tut mir Leid. Wie es scheint, werde ich häufig mit diesem Mann verwechselt. Mein Name ist Gryf. Ich habe in Wales auf der 'Undaunted' angeheuert."
"Gryf." Das junge Paar schüttelte seine Hand und bat um Entschuldigung.
Um die peinliche Situation zu entschärfen, lenkte Gryf die Aufmerksamkeit auf die Kinder. "Sind das alles Ihre?"
"Ja." Die junge Frau errötete. "Das heißt, jetzt. Als Ian mich kennen lernte, leitete ich das Findelhaus in Mead. Nun, da er Vikar in der Kapelle in Mead ist und wir das Findelhaus gemeinsam leiten, gehören die Kinder tatsächlich uns beiden."
"Gryf versteht das, denn er hat sich mit einem obdachlosen Jungen angefreundet. Kommt", rief Darcy. "Ich möchte ihn euch vorstellen."
Als die Gäste ihr in den Salon folgten, konnte Gryf spüren, dass sie ihn, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, in der gleichen Weise musterten, wie Darcys Familie es getan hatte.
Im Salon wurden sie mit Whit bekannt gemacht, der seinerseits Furchtlos vorstellte. Der Welpe war sofort bei den kleinen Kindern sehr beliebt, die sich um ihn scharten und in freudiges Geschrei ausbrachen.
"Das Dinner ist angerichtet", gab Mistress Coffey bekannt.
Man
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