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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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begab sich in den Speiseraum und fand ihn gänzlich verändert vor. Der Tisch, der für gewöhnlich nicht mehr als zehn Leuten Platz bot, war erweitert worden, so dass nun bis zu zwanzig Gäste Platz fanden. Kristallglas und Silber funkelten unter einem ausladenden Kronleuchter, auf dem einige Dutzend Kerzen brannten.
    "Es sieht aus wie ein königlicher Ballsaal", sagte eines der Kinder in ehrfurchtsvollem Tonfall.
    "In der Tat." Geoffrey Lambert rückte einen Stuhl für Winifred Mellon zurecht, während die anderen an der Tafel Platz nahmen. "Mistress Coffey, was gibt es für einen Anlass?"
    Die alte Haushälterin strahlte, als Gryf den kleinen Whit zu einem Stuhl neben Noah trug.
    "Es ist das erste Mal, dass der Junge unten bei der Familie sein kann. Und da wir heute Abend Gäste haben, hielt ich es für eine treffliche Gelegenheit, Whit ein freundliches Willkommen zu bereiten."
    "Das tut Ihr alles für … mich?" Mit großen Augen schaute der Junge in die Runde, und einen Moment lang fürchtete er, sich zu blamieren und wie ein Kleinkind zu plappern. Niemand hatte ihn je so warm und herzlich willkommen geheißen. Und diese freundlichen Leute gaben sich alle so natürlich. In der kurzen Zeit, die er auf MaryCastle weilte, hatte er bereits das Gefühl gewonnen, immer schon hierher gehört zu haben.
    Als Darcy seine Not sah, lenkte sie die Aufmerksamkeit auf sich und sagte: "Und wie könnten wir Whit besser willkommen heißen als mit all diesen lächelnden Gesichtern. Wenn ihr euch hinsetzt, Kinder, könnte doch jeder von euch ein bisschen über sich selbst erzählen."
    In den folgenden Minuten berichteten die Kinder, wie sie in das Findelhaus in Mead gekommen waren, wo sich nun der Vikar Ian Welland und seine Frau rührend um sie kümmerten.
    Gryf beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte: "Gut gemacht, meine Liebe."
    Darcy strahlte, während Noah von seiner frühen Kindheit erzählte. "Bevor mich meine neuen Eltern adoptierten …", bei dem Lächeln, das er Bethany und Kane zuwarf, war allen die Kehle wie zugeschnürt, "… habe ich auch in dem Findelhaus in Mead gelebt."
    "Ja?" Whit konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    Noah nickte. "Bevor ich ein Zuhause in Mead fand, war ich ein Taschendieb und lebte auf der Straße. Doch in Mead hatte ich immer einen Platz zum Schlafen und genug zu essen."
    "Und jetzt bist du der Sohn eines Earls."
    Noah lachte, nahm seine Gabel und begann zu essen. "Der Sohn eines Earls zu sein ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass ich der Sohn eines Mannes bin, der mich liebt."
    Darcy sah, dass Whit zu Gryf hinüberschaute, bevor er es Noah gleichtat und zu essen begann.
    Wieder war Darcy die Kehle wie zugeschnürt. In letzter Zeit war sie so oft den Tränen nahe gewesen. Doch zumindest dieses Mal wären es Freudentränen.
     
    "Wie gehen die Reparaturen an der 'Undaunted' voran?" Nach der vorzüglichen Mahlzeit saß der Vikar im Salon und trank genussvoll von seinem Tee. Derweil spielten die Kinder ausgelassen mit Whit und Furchtlos.
    "Da es Winter ist, haben wir keine Eile, die Arbeiten abzuschließen." Geoffrey Lambert nahm der Haushälterin einen Krug Bier ab. "Doch im Frühjahr wird das Schiff wieder seetüchtig sein, um neue Fracht aufzunehmen."
    "Und wie steht es mit Eurem Haus, Riordan?" Der Vikar lächelte. "Wird es ebenfalls im Frühjahr fertig sein?"
    "Das hoffe ich doch sehr." Er warf einen Blick auf Ambrosia, die errötete und den Kopf wegdrehte.
    Darcy beobachtete ihre Schwester und ihren Mann und führte sich vor Augen, was für ein glückliches Paar die beiden waren. Jeder neue Tag musste für sie wie ein Geschenk sein. Eines, das nicht genug geschätzt und gewürdigt werden konnte.
    Seit sie und Gryf offen über ihre Gefühle füreinander gesprochen hatten, empfand sie das gleiche Glück, wenn sie an ihn dachte. Darcy konnte es kaum abwarten, sich in sein Zimmer zu begeben, um die Nacht in seinen Armen zu verbringen. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und merkte, dass er sie beobachtete. Als ob er meine Gedanken liest, durchzuckte es sie.
    Sie lächelte, und er erwiderte das Lächeln. Schließlich zwinkerte er ihr beinahe verschwörerisch zu, so dass sich ihr Herzschlag verdoppelte.
    Die frohe Kinderschar brach gerade in ein helles Lachen aus, als der Vikar sagte: "Schade, dass wir schon aufbrechen müssen. Die Kinder haben so viel Spaß."
    "Bleibt doch über Nacht", schlug Geoffrey Lambert vor und schaute vorsichtshalber zu seiner Haushälterin hinüber.

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