Das Herz meines Feindes
Gemahlin zu ignorieren. Beso n ders dann nicht, wenn ihre Gestalt so wohlgeformt ist wie die der meinen.«
»Ja. Sie hat einen hübschen Körper. Und die Worte kom men ihr wahrscheinlich wie Honig-von den lächelnden Lip pen, obwohl sie sich bis jetzt nur wie eine Xanthippe ange hört hat. Ich weiß besser als die meisten, wie trügerisch sie sein kann.«
Corbett lachte und klopfte Dünn auf den Rücken. »Komm schon, Mann. Kannst du ihr diesen Fehler nicht nachsehen?«
Dünn runzelte lediglich die Stirn. Dann blickte er fragend auf. »Sie hat von einem Kind gesprochen. Williams Brut ist also auf der Welt?«
»Seine Frau wurde von einem Mädchen entbunden. Aber nur das Kind hat überlebt.« Corbett setzte sich in einem schweren Eiche n sessel nieder und starrte gedankenverloren ins Feuer. »Lilliane wird es aufziehen.«
»Was?« Dünn schob einen anderen Stuhl zu sich heran und setzte sich so, dass er Corbett gegenübersaß. »Du lässt es zu, dass sie Williams Brut aufzieht, bei dem, was du von ihm weißt?«
Corbetts Mund verhärtete sich, und er blickte Dünn herausfordernd an. »Du spielst zweifellos auf die verdächtige Verbindung zwischen meinem Bruder und William und sei nen Freunden an. Sicher willst du nichts im Hinblick auf Lil liane andeuten.«
Das war eine Bemerkung, keine Frage, und Dünn folgte der Warnung seines Herrn.
»Ja. Ich meinte nichts anderes. Aber das reicht. William hat jeden Grund, sich auf Orrick aufzuha l ten. Wenn er uns in Hughes Auftrag ausspioniert, kennt er jede unserer Bewe gungen.«
»Genau wie ich die seinen kenne. Es ist besser, einen Feind in der Nähe zu wissen, als ihn Gott weiß wo zu haben.« Corbett fuhr sich mit den Knöcheln über die narbige Augenbraue. »Die Abtrünnigen müssen ihren Schlag noch vor Edwards Rückkehr führen. Wenn Hughe damit zu tun hat, wird uns William auf seine Spur führen.«
»Bezweifelst du noch immer, dass Hughe an diesem Verrat beteiligt ist?« höhnte Dünn.
Corbetts Blick verdüsterte sich, und er runzelte die Stirn. »Die Wahrheit wird ans Licht kommen. Wenn er schuldig ist, werde ich kein Mitleid mit ihm haben. Aber ich brauche Beweise, bevor ich meinen eigenen Bruder anklage. Ich brau che Beweise!«
14
Der Winter überzog das Land mit grimmiger Kälte. Der Wind blies eisig durch das Tal, heulte um die Gebäude und trug eisigen Schneeregen in jeden Winkel Orricks.
Schnee wäre Lilliane lieber gewesen. Die bittere Kälte hät te ihr weniger ausgemacht, wenn das Land ruhig und rein unter einer wunderschönen Decke aus federleichtem weißen Schnee gelegen hätte. Aber die brutale Kälte, die nun von Windermere Fold Besitz ergriffen hatte, wurde nicht durch den Anblick von Schnee gemildert.
Im Dorf gab es nur wenige Aktivitäten, sowohl Menschen als auch Tiere rückten dicht zusammen und suchten Schutz vor der bitteren Kälte. Im Schloss ging das Leben seinen ge wohnten Gang, wenn man davon absah, dass die Feuer höher brannten und dass sich die Dienerschaft näher um sie scharte. Die täglichen Aufgaben wie Kochen, Schrubben und die Erledigung der Tagesgeschäfte verlan g ten die gleiche Aufmerksamkeit wie immer.
Aber Lillianes Leben hatte eine plötzliche Wendung ge nommen. Die Angelegenheiten des Schlosses hatte sie fest in’ der Hand. Es gab keinen Diener, der sich Freiheiten heraus zunehmen wagte, denn jeder kannte ihr Temperament. Das harte Antlitz ihres krieger i schen Gatten war ebenso wenig dazu angetan, die Bediensteten zum Nichtstun zu ermuti gen. Selbst die Sorge um die kleine Elyse veränderte Lillia nes Leben nicht übermäßig, denn das Baby hatte eine Amme und Magda und Ferga, die für es sorgten. Tatsächlich berei tete das Kind Lilliane ausschließlich Freude, und sie verbrachte so viel Zeit im Kinderzimmer, wie sie konnte.
Die Männer auf dem Schloss waren es, die ihr endlosen Verdruss bereiteten.
Sir Dünn blickte ständig missmutig drein und verfolgte sie mit gerunzelter Stirn und aufmerks a mem Blick. Niemals hatte sie sich dermaßen vollständig abgelehnt gefühlt wie nun, da sie mit seiner ständigen Anwesenheit konfrontiert wurde.
William jedoch war ein noch erheblich schwierig e res Problem. Auf ihre Bitte hin war es ihm gestattet worden, auf Orrick zu bleiben, obwohl Corbett keinen Zweifel daran gelas sen hatte, dass er dieser Bitte nur zögernd und auch nur wegen des Babys Elyse nachgeg e ben hatte. Das Ergebnis war, dass William sich ständig in der großen Halle aufhielt, so dass Lilliane ihm
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