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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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seine Brust. Bei seiner zärtlichen Geste verließ sie der letzte Rest ihrer Selbstbeherrschung. Ungeachtet der Diener und Gefolgsleute, die sich in der Halle versammelt hatten, vergrub Lilliane ihr Antlitz an der breiten Brust ihres Mannes und weinte.
    »Still. Still, Liebe. Bitte weine doch nicht so, Lily.«
    Aber Corbetts Mitgefühl schien ihren unglücklichen Ausbruch nur noch zu steigern. Sie kuschelte sich in seine Arme und hing an seiner breiten Brust. Er war stark und verläs slich, ein Fels in der Brandung. An ihm konnte sie sich fest halten, wenn sie strauchelte. Sie hatte für jedermann stark sein müssen, jetzt würde er für sie stark sein.
    Corbett setzte sie auf seinen Schoß, ihr Kopf ruhte an sei ner Schulter. Die Art, wie er sie hielt, hatte etwas ungemein Tröstliches, wie Lilliane gewahr wurde, als sie ihr Schluch zen in den Griff zu bekommen suchte. Es war, als ob sie ihm vielleicht irgendwann einmal etwas bedeuten könnte.
    Zögernd hob sie ihr Gesicht von seiner jetzt feuc h ten Tu nika. In der Halle warfen ihnen die Diener neugierige Blicke zu, aber das kümmerte sie nicht. Nur das besorgte Gesicht ihres Mannes war von Bedeutung, nichts sonst.
    »Hast du dich jetzt etwas beruhigt?« Corbetts schiefergraue Augen blickten sie aufmerksam an. Dann strich er ihr eine lose Strähne ihres dichten kastanienbraunen Haares von der Wange.
    Sie vertraute ihrer Stimme noch nicht so ganz, deshalb nickte Lilliane nur und wischte sich über die feuchten Augen.
    »Kannst du mir nun erzählen, was diese Tränenflut aus gelöst hat? Ich glaubte, dass du, abgesehen von den vergangenen paar Wochen, Lady Verone kaum gekannt hast.«
    Unsicher holte Lilliane Atem. Sie war dankbar, dass Cor bett so zärtlich besorgt um sie war, aber sie fragte sich, wie er auf ihre Bitte reagieren würde. Doch konnte sie nichts an deres tun als ihn zu fragen.
    »Lady Verone hat ihr Kind noch zur Welt gebracht, bevor sie…« Sie hielt inne, dann fuhr sie entschlossen fort. »Das Baby ist winzig, aber gesund. Gesünder, als wir alle zu hof fen gewagt hätten.«
    »Wenigstens kann William darin seinen Trost finden.«
    Lilliane starrte Corbett an und fragte sich, wie sie ihre Fra ge am besten hervorbringen sollte. Sie hatte das Bett an seiner Seite noch vor Morgengrauen verlassen, aber er hatte sie angesprochen, noch bevor sie hinaus in Verones Gemach hatte schlüpfen können. Seine Stimme war rau und warm gewesen. Er wollte eindeutig, dass sie blieb, aber er hatte sie gehen lassen, als er erfuhr, welche Aufgabe auf sie wartete. Erst als sie ihn gebeten hatte, William freizulassen, damit dieser an das Bett seiner leidenden Frau könnte, hatte sich seine Stimmung merklich abgekühlt. Doch zögernd war er ihrer Bitte nachgeko m men, und vor diesem Hintergrund fasste sie sich ein Herz.
    »Verone hat mich gebeten, ihr Kind aufzuziehen.«
    Unter sich spürte sie, wie Corbett starr wurde, aber als er antwortete, war sein Ton sachlich. »Ohne Zweifel wird Wil liam seinen Sohn mit sich nehmen wollen, wenn er abreist.«
    »Er hat eine Tochter«, enthüllte Lilliane. »Und er hat be reits zug e stimmt.«
    Eine schreckliche Stille folgte ihren Worten. Als sie sich in die Länge zog, wurde ihr immer unbehaglicher zumute.
    »Es ist doch keine große Sache und auch nicht sonderlich selten«, führte sie jetzt entschlossener an. »Viele Kinder wer den im Heim anderer Menschen aufgezogen.«
    Immer noch sagte er nichts.
    Als sie sein Schweigen schließlich nicht mehr ertragen konnte, rührte sich Lilliane, um aufzustehen. Aber Corbett hielt sie mit seinem muskulösen Arm um ihre Taille fest.
    Er fixierte sie mit scharfem Blick. »Warum sollte er zu stimmen?«
    »Ich… ich weiß es nicht«, stammelte sie.
    »Wirklich nicht?« bemerkte Corbett rätselhaft. Ohne Vor warnung stellte er sie auf den Boden, dann erhob er sich aus seinem Stuhl. »William und sein Kind werden uns verlassen, sobald eine Reise für das Kleine keine Gefahr mehr dar stellt.«
    »O nein!« Lilliane griff nach dem Arm ihres Gatten, bevor er sich umdrehen und gehen konnte. »Du hast keinen Grund, so grausam zu sein!«
    »Grausam?« Seine vernarbte Augenbraue hob sich spöt tisch. »Ist es denn grausam› ein Kind bei seinem natürlichen Elternteil zu lassen? William wird sich ohne Zweifel wieder verheiraten. Soll doch seine neue Frau das Kind aufziehen.«
    Seine Augen blickten hart, als wolle er ihr die Antwort verbieten.
    Aber Lilliane schwankte nicht, und sie antwortete offen und

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