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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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würde. Mit ein bisschen Glück würde ihr Vater nicht von ihrer Flucht erfah ren, bis er beim Einbruch der Nacht von der Jagd zurück kehrte. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt eine ausreichende Strecke zurückg e legt hatte, würden sämtliche Verfolger es schwer haben, sie in der Dunkelheit zu finden.
    Und Verfolger würde es geben, wurde ihr plötzlich in be bender Vorahnung bewusst. Der Zorn ihres Vaters würde fürchterlich sein. Und Sir Corbetts… sie weigerte sich, über haupt an ihn zu denken.
    Lilliane näherte sich der Grenzstraße und ritt in gleichmä ßigem Trab auf den schroffen Felsen zu, der als Grenzstein bezeichnet wurde, hinter dem der Weg sich gabelte und zur Abtei führte. Schwere Wolken hingen über dem Tal und tauchten das Land in frühe Dämmerung, so dass alles in einem dunkelroten Schatten lag.
    Lilliane warf ihren besorgten Blick zum Himmel. Sie hatte das Schloss ohne Mantel oder Kappe verlassen, denn sie hatte keinen Verdacht erregen wollen. Jetzt befürchtete sie, dass sie noch vor Einbruch der Nacht gründlich durchnässt sein wür de. Doch das war immer noch besser, als ein Leben lang an der Seite des feindlichen Ritters zu verbringen. Entschlossen trieb sie das ermüdete Tier voran.
    Sie war immer noch ein gutes Stück vom Fluss entfernt, als der Regen einsetzte. Zunächst waren es nur ein paar verein zelte Tropfen, aber als Lilliane den Himmel hinter sich sah, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Eine hässliche violette Wolke bewegte sich unbarmherzig über das Tal und hing jetzt tief über dem Land. Wie eine bedrohliches Welle kam sie auf Lilliane zu, schwer und gleichmäßig, ihr Dunkel beleuchtet durch einen gezackten Blitz.
    Donnergrollen ertönte, dann erschreckte sie ein weiterer greller Blitz. Das Pferd tänzelte unruhig hin und her, und als Lilliane es antrieb, schien sie die Straße geradezu hinabzu fliegen. Aber der Sturm ließ sich so leicht nicht abschütteln. Bevor sie noch die Hälfte der Strecke zum Fluss zurückgelegt hatten, traf sie ein heftiger Windstoß. Lilliane beugte sich dicht über den Nacken des Pferdes und versuchte, das Tier zu beruhigen, aber sie war fast ebenso verängstigt wie die Stute, die gegen den Wind ankämpfte. Der Sturm peitschte ihr Haar und ihre Röcke umher und klatschte ihr große Regentropfen ins Gesicht. Lilliane konnte nichts tun als sich dicht über den Nacken des entsetzten Pferdes zu kauern, wobei ihre kleinen Fäuste die Mähne des Tieres fest um klammerten.
    Panisch, wie von Dämonen gehetzt, raste das Tier den schlammigen Weg hinab. Schnell war sie bis auf die Haut durchnässt. Bald hatte sogar Aere die Orientierung verloren, und ihre wilde Flucht wurde langsamer. Aber Lilliane war nicht in der Lage, das angstvolle Pferd im Zaum zu halten, bis sie plötzlich vor dem schäumenden Wasser des Flusses Keene standen. Mit plötzlicher Wucht kam das Pferd steif beinig zum Stehen, so dass Lilliane fast auf seinen Nacken geschleudert wurde. Das Tier atmete schwer, es rollte vor Schreck mit den Augen und schien zu verängstigt, um wei terzulaufen.
    Nur unter Aufbietung ihrer ganzen Selbstbeher r schung konnte Lilliane verhindern, selbst in Panik zu geraten. Ange strengt versuchte sie, das Zittern ihres Körpers zu unterdrücken, sie strengte sich an, um ihr Ross genug zu beruhigen, dass es bereit war, den Fluss zu überqueren. Aber die solchermaßen bedrängte Aere wollte davon nichts wissen. Schnaubend und scheuend, tänzelte sie in einem kleinen Kreis umher und wandte sich von dem dahinschnellenden Wasser ab.
    Lilliane war außer sich. Alles hatte so gut geklappt. Selbst der Sturm hatte ihr geholfen, indem er das Fortkommen de rer behinderte, die ihr mit Sicherheit folgten. Aber wenn Ae re den Fluss nicht überqueren wollte…
    Entschlossen, sich ihr Vorhaben nicht so einfach vereiteln zu lassen, glitt Lilliane aus dem Sattel, wobei sie die ganze Zeit über darauf achtete, die Zügel fest in der Hand zu hal ten.
    Ihre Röcke waren nur noch eine einzige durc h tränkte Masse und drohten bei jedem Schritt, sie zum Stolpern zu bringen. Ihr Haar war nass, ein triefender Mantel, der ihr Ge sicht umrahmte und ihr auf die Schultern hing. Aber Lilliane ignorierte diese Hindernisse. Die Furcht trieb sie mehr als al les andere voran, und sie zog das Pferd hinter sich her und sie versuchte, es durch das tobende Wasser des Flusses zu führen.
    Zunächst rührte sich das Tier nicht von der Stelle und warf nur wild den Kopf hin und her. Aber Lilliane gab nicht

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