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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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nachdem er sie aus dem Fluss gefischt hatte, obwohl er wahrschei n lich versucht gewesen war, es zu tun. Als er we der sprach noch sich auf sie zu bewegte, hob sie das schmut zige, tränenüberströmte Gesicht zu ihm empor.
    Sir Corbett sah jedoch gar nicht zu ihr hin. Statt dessen richtete sich sein Blick auf sein großes Schlachtross. In der Dunkelheit war es kaum zu erkennen gewesen, wie das Pferd sich langsam und schmerzhaft ans Ufer bewegte. Aber mit jedem Schritt legte es sein Gewicht schwer auf eines seiner Vorderbeine.
    Sir Corbett lief sofort zu seinem Pferd hin. Bevor er es je doch erreichte, blieb er nochmals stehen und kehrte zu ihr zurück. Er kniete vor ihr nieder und hob eine schwere, wirre Locke ihres Haars, wobei er leicht daran zog.
    »Ihr habt Euer Bestes getan, um mich zu verhöhnen. Um Schande über mich zu bringen.« Er zog etwas fester an ihrer Haarsträhne. »Um mich zu ertränken.« Dann beugte er sich so nah an sie heran, dass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt war. Selbst in der Dunkelheit be merkte sie voller Entsetzen, wie seine kalten grauen Augen bedrohlich glitzerten. »Aber wenn Ihr Qismah einen bleiben den Schaden zugefügt habt, werde ich Euch das Leben zur Hölle machen!«
    Er gab ihr keine Gelegenheit zu antworten, und Lilliane hatte auch gar nicht den Wunsch dazu. Sie krümmte sich und konnte nur noch bleiben, wo sie war. Mit angsterfülltem Blick beobachtete sie, wie er das Pferd einen weniger be schwerlichen Weg hinaufführte. Dann prüfte er zärtlich das Bein, wobei er seine Hände geschickt über das Tier gleiten ließ und die ganze Zeit in sanften, unverständlichen Worten auf es einsprach.
    Trotz ihrer Furcht konnte Lilliane das Band, das zwischen dem Pferd und seinem Herrn bestand, nicht übersehen. Sie wusste, dass ein solches Band selten war. Etwas, das sie nor malerweise bewundert hätte. Doch jetzt wurde ihr Grauen durch diesen Anblick nur noch verstärkt, denn sie war si cher, dass dieser hartgesottene Ritter das bisschen Zuneigung, das er aufzubringen vermochte, seinem Kriegsross zugewandt hatte.
    Lilliane setzte sich auf, wobei sie ihre Arme voller Ver zweiflung um ihre Knie schlang, als Corbett sein Pferd an ihr vorbeiführte.
    »Steht auf und geht«, befahl er kurz angebunden und machte sich gar nicht die Mühe, um nachzusehen, ob sie ihm gehorchte. Aber Lilliane wusste, dass sie seine Pläne jetzt nicht noch weiter durchkreuzen durfte. Auf ihrem Weg zurück zur Straße sprachen sie kein Wort: der schweigsame Ritter, das lahmende Pferd und das unglückliche, ermattete Mädchen.
     

7

    Lilliane wagte nicht, Sir Corbett Fragen zu stellen, aber in ih rem Geist wirbelten Hunderte von Gedanken durcheinan der. Wie würde er sie bestrafen? Hatte er vor, die ganze Nacht zu laufen, damit sie vor der Hochzeit wieder zurück waren? Würde sich ihr noch eine Gelegenheit bieten, zu ent kommen? Aber er sprach kein Wort und überließ sie ihren Fantasien, so dass sie das Schlimmste zu befürchten begann.
    Erst als sie sich einem dunklen Haus näherten, brach Cor bett sein wütendes Schweigen. Er weckte den schlafenden Hirten, der sich schnell bereit erklärte, dem gefährlichen Rit ter behilflich zu sein. Nachdem er dafür gesorgt hatte, dass Qismah bequem im Schafstall untergebracht war, wandte sich Sir Corbett dem Mann erneut zu und gab ihm eine Goldmünze.
    »Du wirst noch eine solche Münze für deine Mühen erhal ten, wenn du sorgfältig auf das hörst, was ich dir jetzt sage. Mach dich sofort auf den Weg nach Orrick. Sprich nur mit Sir Dünn und Lord Barton, und fürchte nicht, sie zu stören.« Er warf Lilliane einen durchdringenden Blick zu. »Berichte Lord Barton, dass seine Tochter bei mir ist. Ich werde persön lich dafür sorgen, dass sie noch rechtzeitig vor der Hochzeit auf Orrick abgeliefert wird.«
    Etwas in der Wahl seiner Worte ließ Lilliane erzittern. Mit der dunklen und unheimlichen Nacht konnte sie zurechtkommen. Selbst mit dem eisigen Wind, der durch ih ren kalten Körper schnitt, konnte sie sich abfinden. Aber mit diesem harten, rac h süchtigen Mann allein gelassen zu werden…
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, bewegte sie sich aus dem schwachen Lichtkreis der Lampe hinaus. Sie war von der Tortur der vergangenen Stunden völlig erschöpft, fühlte sich elend vor Kälte, und der Schrecken schien sie schier zu überwältigen. Aber obwohl seine Aufmerksamkeit aus schließlich seinem verletzten Pferd galt, entdeckte Sir Corbett

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