Das Herz meines Feindes
bitten. »Bitte nicht.«
»Schh, mein Liebling«, antwortete er, und seine Lippen fanden die ihren in einem langen, innigen Kuss. »Kämpfe nicht dagegen an, Lily. Kämpf nicht gegen mich. Lass dich einfach nur fallen und genieße es.«
»Nein… ich kann nicht.« Sie keuchte, als sie versuchte, seinen suchenden Lippen auszuweichen. Aber sie hätte es besser wissen müssen, als ihm zu widerstehen. Als er das Tempo seiner Bew e gungen in ihr langsam steigerte, begann er gleichzeitig, sie mit seinem Kuss in sich aufzunehmen. Er war tiefer als zuvor, heißer und leidenschaftlicher, und er schien etwas Primitives in ihrem Inneren zu berühren.
Sie war sich ihrer eigenen Veränderung nicht sofort be wusst. Sie wusste nur eines: dass dort, wo sie zuerst noch brennenden Schmerz empfunden hatte, sich eine neue Art der Hitze bildete. Langsam und anhaltend wuchs sie immer weiter, bis sie es nicht mehr über sich brachte, ihr länger zu widerstehen.
Corbetts Hände vergruben sich in ihrem Haar, ihr Gesicht hatte er in seine Handflächen gebettet. Sie bäumte sich sei nem Kuss entgegen und hieß die sinnliche Berührung seiner Zunge ebenso willko m men wie die immer stärker werden den Stöße seiner Liebe. Ihre Hände glitten über seinen Rüc ken und priesen das seltsame glatte Gefühl seiner heißen Haut unter ihrer Berührung. Sie ertastete die drei Furchen, die die Klauen eines wilden Tiers auf seinem Rücken hinter lassen hatten, und ließ in blinder Leidenschaft ihre Fingerspi t zen darüber gleiten.
Ihr war vor wilder Lust ganz schwindlig, und sie emp fand Furcht angesichts der Art und Weise, wie er ihr die Selbstbeherrschung geraubt hatte. Aber noch immer konnte sie ihn nicht abweisen. Sie harte das Gefühl, vor lauter reiner Freude bersten zu müssen. Dann spürte sie, wie seine Bewe gungen sich zu einem wütenden Tempo steigerten, und er schien ihr Innerstes zu berühren. Sein starker und muskulö ser Körper spannte sich über dem ihren, sie spürte, wie er er schauerte und hörte dann das tiefe Stöhnen seiner Befriedi gung. Dann verlangsamte er seinen Rhyt h mus schrittweise. Sein Atem an ihrem Ohr ging schnell und hart, doch sie spürte, dass er ihr Liebesspiel bald beenden würde und fühl te einen Stich großen Bedauerns.
Sie war einer wunderbaren und verlockenden Antwort auf sein Liebesspiel so nahe. Sie wusste nicht, was es war oder woher sie überhaupt wusste, dass es so etwas in ihr gab. Aber sie wollte nicht, dass er aufhörte. Ihre Arme schlangen sich fest um ihn, als ob sie durch ihre bloße Wil lenskraft diesen Augenblick für immer ausdehnen könnte. Er war wie ein großartiges, mythisches Wesen, das nur zu ihrem Vergnügen auf die Erde gesandt worden war. Doch sie fürchtete jetzt, dass ein eifersüchtiger Gott ihn nun zu rückve r langte, und sie war noch nicht bereit, ihn wieder freizulassen.
Lilliane hatte ihre Augen fest geschlossen. Die Wirklich keit war nichts, das sie jetzt schon wieder ertragen wollte. Aber als Corbett sich leicht von ihr abstieß, konnte sie einen kleinen Schrei der Enttä u schung nicht verhindern. Doch als er auf den Rücken rollte und sie dadurch auf ihm zu liegen kam, konnte sie die Tatsache nicht länger ignorieren, dass sie sich bei diesem Mann wie eine Dirne benommen hatte – und dass sie sich gewünscht hatte, dass er nicht aufhörte.
Sie befand sich in einem Dilemma. Ihr Körper schmerzte noch immer von einem Verlangen, das sie absolut nicht verstand, aber ihr Geist war über dieses Verlangen entsetzt. Sie war treulos und sündig, sagte sie sich, als sie zitternd in sei nen Armen lag. Treulos den Menschen gegenüber, denen der Hass der Colchesters fünf Jahre lang Leid zugefügt hatte, und sündig, weil sie etwas genossen hatte, das die Kirche außer halb der Ehe eindeutig verbot.
Sie versuchte sich von ihm fortzustoßen, aber seine Hand legte sich besitzergreifend auf ihren bloßen Rücken und hielt sie an der Taille fest. Mit der anderen Hand hielt er ihren Kopf sanft an seiner Brust.
»Sei jetzt ganz ruhig«, murmelte er. »Sei ruhig.«
Seine Stimme klang wie ein leises Grollen in ihrem Ohr, tief und merkwürdig tröstend. Als er ein Schafsfell über ih nen ausbreitete, protestierte sie nicht. In ihrem Kopf wirbelten die widersprüc h lichsten Gedanken umher, und sobald er eingeschl a fen war, wollte sie sich aus dieser intimen Umar mung befreien.
Aber als sein Atem wieder langsamer wurde, begann auch Lilliane, sich zu entspannen. Als er ihre Hand an
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