Das Herz meines Feindes
das er sagte, entsprach der Wahrheit. Sie hasste seine abscheuliche Logik. Aber sie wusste, dass er recht hatte.
Sie hatte bereits die Hände an der Truhe und zerrte wir kungslos daran herum, als seine Arme sie umschlangen. Ob wohl sie sich mit‹ aller Macht zu befreien suchte und wild nach seinen Beinen trat, hielt er sie an seine Brust ge schmiegt. Seine Arme waren um ihre Taille geschlungen, so dass ihre Arme niedergedrückt wurden. Seine Hände lagen unter ihren Brüsten, und er hielt ihren Rücken fest an sich gepresst, bis sie von ihrem Zorn vollkommen erschöpft war.
»Ah, bekämpfe mich doch nicht so sehr«, flüsterte er. »Es ist gar nicht so schrecklich, wie du glaubst.«
Sein warmer Atem ließ sie unerwartet erschauern. Sie wand sich in seiner kühnen Umarmung, aber das machte ihr seine Männlichkeit nur noch stärker bewusst. Gegen ihren weichen Körper war er hart, und als er seinen Griff um ihre Taille veränderte und sie umdrehte, schien sie fast schon zu gut in seine Arme zu passen.
Dann spürte sie seine Lippen in ihrem Haar, die ihren Hals suchten, dann ihr Ohr und ihre Schulter.
»Lasst mich los«, schrie sie trotz des kleinen Schauers, der sie erfasste.
»Niemals«, flüsterte er und knabberte an ihrem empfind lichen Ohrläppchen. Er drehte sie mit Leichtigkeit in seinen Armen um und presste sie dann schamlos an seinen Körper.
»Ich hasse Euch«, murmelte Lilliane und vermied es hart näckig, seine Lippen zu suchen. »Ich hasse Euch, und das werde ich immer tun.«
»Wir werden sehen.«
Eine seiner Hände hob ihr Gesicht zu dem seinen empor, und seine Augen trafen ihren feindseligen und anklagenden Blick. »Wie schade, dass du nicht immer noch mager und schüchtern bist«, murmelte er, fast zu sich selbst. Dann ver engten sich seine Lippen, und ganz unerwartet wandte er sich ab.
Als ihre Beine sie wieder tragen sollten, wären sie beina he eing e knickt. Sie war schwach und verwirrt, und die merkwürdigen Gefühle, die er in ihr hervorrief, mochte sie gar nicht. Sie legte eine Handfläche auf ihre brennende Wange, während sie beobachtete, wie er zum anderen Ende des Raumes ging. Er nahm einen Arm voll Schafsfellen von einem ordentlichen Stapel herunter und breitete sie auf dem Boden vor dem Herd aus. Dann fügte er weitere hinzu, um ein Bett daraus zu machen. Erst als er fertig war, sah er sie wieder an.
»Zieh dein Unterkleid aus und komm her«, befahl er, leg te sein Wams ab und legte es über den Hocker.
Lilliane blieb wie angewurzelt stehen, sie war verblüfft über ihre peinliche Reaktion auf diesen Mann. Sie hasste ihn, wie sie jeden Colchester hasste. Doch schon wieder war sie in seiner Umarmung gefügig geworden. Sie schämte sich ihrer Willfä h rigkeit. Aber mehr als alles fürchtete sie sich davor, wohin das führen mochte.
Als ihm klar wurde, dass sie sich nicht fügen würde, be wegte er sich auf sie zu. »Zwischen Mann und Frau ist kein Platz für Scheu.«
»Aber ich bin nicht Eure Frau«, flüsterte sie.
»Nach der heutigen Nacht wirst du es sein«, bemerkte er, als er ihr schweres Haar von ihren Schultern hob.
Lilliane versuchte nicht zu entkommen, aber sie konnte nicht verhindern, dass sie zusammenzuckte, als seine Hand ihr nahe kam. Sein Blick verdüsterte sich. Dann nahm er ihr Gesicht langsam und bewusst in seine breite Handfläche und beugte sich zu ihr herab. Einen langen bebenden Augenblick sah er ihr tief in die Augen, bis Lilliane zum Selbstschutz die Lider schloss. Als seine Lippen die ihren umfingen, war sein Kuss vollkommen besitzergreifend. Sie wollte sich ihm widersetzen, aber Corbett gab nicht nach. Seine Lippen glitten so gewandt über sie hinweg, dass sie nach Atem rang. Er schien sie einzuhüllen: mit seinem Körper, mit seinem gan zen Willen. Er war hart wie Granit, seine Arme waren Bänder aus Stahl, und seine Hände ließen nicht locker.
Und doch waren seine Lippen sanft und weich. Obwohl sie ihn abweisen wollte, war sich ihr Geist dieser Tatsache bewusst.
Als seine Zunge ihren sinnlichen Pfad auf ihren Lippen verfolgte, fühlte sie sich schwach; wenn er losließ, würde sie zusammenbrechen, das wusste sie. Aber er hatte keineswegs vor, sie loszulassen, dachte sie, obwohl sie unter seinen Küs sen immer gefügiger wurde. Er wollte die Hochzeitsnacht der Trauung vorangehen lassen. Er würde sie nehmen und seinen verhassten Colchestersamen in sie hineinpflanzen. Es war ihm verdammt gleichgültig, ob sie ihn liebte oder nicht.
Ein Schluchzen
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