Das Herz
nur ganz leicht mit Asche bestäubt; seine goldene Rüstung glänzte noch immer im Schein der ringsum lodernden Flammen. Der Falkenhelm saß ihm hoch in der schweißnassen Stirn, und in seinen hervorquellenden Augen stand eine so wahnsinnige Wut, wie Vansen sie noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. »Und dieses Boot gehört auch mir. Was hast du da drin, Hund — was hast du mir noch gestohlen? Ah, noch ein Eddon, der mit dem Feuerhaar. Noch mehr uraltes Blut, das ich vergießen kann — ja, noch mehr Blut.« Obwohl sich die Klinge jetzt noch fester auf Vansens Hals presste, schien ihn der Autarch kaum wahrzunehmen. »Es findet sich ja gewiss noch ein anderer himmlischer Gefangener — ein anderer schlafender Gott, der sich die Freiheit erkaufen möchte und mich von diesem wilden, heimtückischen Trickster befreit«, sagte Sulepis. »Nein, die Götter sind mich noch nicht los — diese Verhöhnung werde ich ihnen heimzahlen. Für wen halten sie sich?« Er blickte wieder auf Vansen. »Ich bin der
Goldene!
Ich bin die Lebende Sonne!«
Vansen musste die Worte durch die zusammengebissenen Zähne pressen. Er rechnete fest damit, dass es seine letzten wären. »Du ... bist ... nur ... ein ... Narr.«
»Was?« Der Autarch beugte sich vor, legte noch etwas mehr Druck auf die Klinge und spreizte die Knie, um Vansens Schultern niederzuhalten und seine Gegenwehr zu unterbinden. »Und was bist
du?
Ein südmärkischer Bauer?«
»Ich wäre lieber ...« Vansens Stimme war kaum noch ein Flüstern; der Autarch beugte sich tiefer hinab. »Ich wäre lieber ... der geringste südmärkische Schafhirt ... als du in deiner goldenen Rüstung ...« Vansen hatte sich zwar nicht mehr gewehrt, aber nach einem Stein getastet; jetzt ergriff er ihn und hieb ihn, so fest er konnte, auf den glänzenden Falkenhelm des Autarchen.
Vansen hatte kaum noch Kraft. Der Schlag bewirkte nicht mehr, als den xixischen Gottkönig für einen Moment zu irritieren, aber das genügte Vansen, um ihn abzuwerfen. Er versuchte wegzukriechen, doch Sulepis war sofort wieder über ihm und stach mit seiner Klinge auf ihn ein, sodass Vansen nur mit bloßen Händen die Arme seines Gegners packen konnte. Er gab alles, um die Klinge von seinem ungeschützten Hals und seinem Gesicht fernzuhalten, aber Vansen war unbeschreiblich erschöpft und mehrfach verwundet. Sulepis war größer, muskulös und ausgeruht. Vansen schaffte es, sich auf den Unterarm des Autarchen zu wälzen, sodass der das Krummschwert loslassen musste, doch das war auch sein einziger Triumph. Der Autarch hatte ihn rasch wieder überwältigt, kniete sich auf seine Brust, legte dem Nordländer die langen, kräftigen Finger um den Hals und drückte zu.
Das Schwarz vor Vansens Augen breitete sich aus. Er hörte nichts als das Rauschen in seinen eigenen Ohren, sah nur noch verschwommen das wahnsinnige Gesicht, ganz Augen und gebleckte Zähne. Dann schien plötzlich eine riesige Flamme den gesamten Himmel über ihnen auszufüllen, als ob die gleißende, lodernde Sonne selbst in diese unterirdischen Tiefen herabgestürzt wäre. Im nächsten Moment wich die Last von Vansens Brust. Er hustete, rang unter Schmerzen nach Luft.
Als er wieder sehen konnte, baumelte hoch über ihm die winzige, goldene Gestalt des Autarchen in den weißlohenden Fingern des Gottes, dessen riesiges, jugendliches Gesicht triumphierend grinste.
»JETZT, DA KRUMMLINGS TOCHTER ERLEDIGT IST« — Zosims Stimme war ein tiefes Grollen wie von einem nahenden Gewitter — »BLEIBST NUR NOCH DU, KLEINER GOTTESBESCHWÖRER.«
Sulepis zappelte, bis die Riemen seiner Rüstung rissen. Er glitt dem Gott aus den Fingern, doch vor Vansens Augen fing ihn der monströse Zosim aus der Luft wie eine Fliege. »NEIN, SO LEICHT ENTSCHLÜPFST DU MIR NICHT«, sagte der Gott. »ICH BIN DIR SCHLIESSLICH NOCH ETWAS SCHULDIG. DU WOLLTEST MICH DOCH HERUMKOMMANDIEREN WIE EINEN DEINER SKLAVEN.« Sein Lachen rollte durch die Höhle und schlug gegen die Wände. Er hielt sich die kleine, goldglänzende Gestalt direkt vor die Augen. »WIE ICH SEHE, TRÄGST DU DEN FALKEN DES SONNENHERRN AUF DER STIRN, KLEINER STERBLICHER. ER WÜRDE SICH KAPUTTLACHEN, WENN ER DAS SÄHE! ABER DIE IDEE IST NICHT SCHLECHT. JA, DU SOLLST MEIN KOPFSCHMUCK SEIN.«
Und bei diesen Worten klemmte er den Autarchen zwischen Daumen und Zeigefinger, riss ihm erst einen Arm aus, dann den anderen und ließ beide zu Boden fallen. Dann, als die Schreie des Autarchen durch die Höhle gellten und sein
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