Das Herz
am Boot festzuklammern, vor Schmerz brüllend, weil ihm die gewaltigen Kräfte die Arme auszukugeln drohten. Wieder krachten sie gegen Stein, und das kleine Boot legte sich auf die Seite, wurde dann von dem dahinrasenden Grün ausgespien, gedreht, emporgehoben und erneut umhergeworfen. Abermals schlugen sie gegen eine Wand. Vansen meinte Barrick rufen und prusten zu hören. Wieder begrub sie das Grün, sie wurden herumgewirbelt wie ein Blatt in einem mächtigen Strudel. Tief drunten glomm und schwelte etwas noch immer, doch unter der Last von so viel Wasser erstarben selbst die Flammen des Gottes.
Aufwärts und hinaus. Überschlag — er klammerte sich fest, ohne zu wissen, in welche Richtung er fiel. Wieder hinab, wieder empor und ausgespuckt. Wasser beutelte ihn wie ein Hund eine Ratte. Vansen schloss die Augen und hielt fest.
Briony versuchte gerade wieder aufzustehen, als der erste mächtige Schauder durch den Stein unter ihren Füßen lief und sie mit solcher Wucht wieder umwarf, dass sie fast über die Wegkante rollte. Ein Grollen wie von einem schrecklichen Sagenungeheuer stieg aus der Tiefe empor; selbst die Elementargeister kippten vor Überraschung in der Luft seitwärts ab.
Das Grollen aus der Tiefe war jetzt ein immer weiter anschwellender Donner. Ein heulender Windstoß fuhr den mächtigen Kamin hinauf, und der heiße Luftschwall wehte Briony von der Wegkante weg und blies die Elementargeister auseinander wie fliegende Lumpen. Die Kreatur mit dem glimmenden Stein, die, die sich Kessel des Schattens nannte, schwebte, gerade außer Brionys Reichweite, über dem Abgrund; jeden Moment würde sie das Fieberei zertrümmern, um das Fiebergift freizusetzen.
»Nein!«, rief Briony, während der Erdgrund unter ihren Händen und Knien bebte und die Schattenkreatur das gespenstische Ding hob.
Eine Gestalt stürzte vorwärts und reckte sich von der Wegkante nach dem Elementargeist. Im letzten Moment, ehe sie ins dunkle Nichts fiel, bekam sie das schwebende Etwas zu fassen, hielt fest und rang mit dem substanzlosen Schwarz, als wäre Kessel des Schattens eine Riesenfledermaus. Es war Kayyin, und einen Moment lang sah es so aus, als würde sein Gewicht die Kreatur mit hinabreißen, aber das schwarze Etwas war zu stark — es hob Kayyin empor, bis seine Füße über dem Nichts baumelten. Plötzlich stürzte eine zweite Gestalt an Briony vorbei — das Mädchen Willow. Mit einem Schrei wie von einem verängstigten Kind sprang sie nach Kayyins Beinen, bekam sie zu fassen und klammerte sich daran fest. Kessel des Schattens war überrascht. Entsetzt sah Briony alle drei einen Moment schwanken und dann samt dem Fieberei ins Dunkel stürzen. Die anderen beiden Elementargeister schwebten über den Abgrund hinaus, wie um nachzusehen, was ihrer Gefährtin widerfahren war, und verschwanden dann so plötzlich, als wären sie nie da gewesen.
Zitternd krabbelte Briony an die Wegkante, spähte ins Dunkel hinab und fragte sich, ob sie es merken würde, wenn das Gift kam — war es wie Rauch, wie Tempelweihrauch?
Etwas drang den Kamin empor, etwas Gewaltiges. Der Luftschwall, den es vor sich hertrieb, presste Briony das Haar an den Kopf, aber sehen konnte sie nur eine brodelnde Fläche, die im Dunkel näher kam.
Wasser. Das riesige Loch füllte sich mit Wasser, das schnell stieg. Kayyin und das Mädchen und selbst das Fieberei waren darin verschwunden, und in wenigen Augenblicken würde die brodelnde Flut auch Chert und sie verschlingen, und sie würden darin treiben, bis ihre Knochen auf den Grund sänken. Briony kroch zu der Stelle an der Felswand zurück, wo der kleine Mann noch immer darum rang, auf die Beine zu kommen. Sie setzte sich neben ihn, um auf das Ende zu warten; sie wollte beten, wusste aber nicht, zu wem. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde das Tosen leiser; das Wasser stieg immer noch, aber offenbar nicht mehr so schnell. Briony kroch wieder an die Wegkante, hielt die Fackel hinaus und sah zu, wie das schäumende Wasser stieg, wie es Ebene um Ebene schluckte, bis es schließlich zu ihrer Verblüffung nur ein paar Dutzend Fuß unter ihr zum Stillstand kam.
»Wasser«, sagte sie und versuchte noch immer zu verstehen, was sie da sah.
Chert war neben sie gekrochen. »Felsriss und Firstenbruch«, sagte er. »Wir haben es geschafft. O Ahnen, wir haben es geschafft ...«
»Und dieses Fieberei ist ins Wasser gefallen und nicht zerbrochen«, sagte sie langsam. »Es sinkt jetzt auf den Grund.«
»Seid Ihr
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